WM 2022 in Katar: Drei Vorschläge für den endgültigen DFB-Kader | OneFootball

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·30. September 2022

WM 2022 in Katar: Drei Vorschläge für den endgültigen DFB-Kader

Artikelbild:WM 2022 in Katar: Drei Vorschläge für den endgültigen DFB-Kader

Die letzten Spiele in der Nations League sind vorüber, das DFB-Team spielte gegen Ungarn und England. Für Bundestrainer Hansi Flick waren diese Spiele wichtig, um Erkenntnisse zu sammeln. Noch wird das Trainerteam den finalen Kader nicht im Hinterkopf haben, aber viele Vorentscheidungen dürften gefallen sein.

WM 2022: 26 Spieler dürfen dem endgültigen Kader angehören

Noch ist ein wenig Zeit, ehe der Kader nominiert werden muss. In diesem Jahr greift ohnehin eine veränderte Regelung, die es erlaubt, 55 Spieler für den vorläufigen Kader zu nominieren. Anschließend muss dieser auf 26 Spieler gekürzt werden, wovon drei Torhüter sein müssen. Dadurch wird auf die höhere Belastung reagiert, außerdem findet die WM mitten in der Saison statt, es gibt nur eine Woche Vorbereitungszeit.


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Nach den Eindrücken der letzten beiden Partien und der bisherigen Form der Spieler in der Bundesliga nominieren die 90PLUS-Redakteure Florian Weber, Hendrik Wiese und Victor Catalina ihren 26er-Kader nach dem aktuellen Stand.

DFB-Kadervorschlag 1:

Torwart:

  • Manuel Neuer
  • Marc-André ter Stegen
  • Kevin Trapp

Abwehr:

  • Matthias Ginter
  • Robin Gosens
  • Christian Günter
  • Mats Hummels
  • Thilo Kehrer
  • Antonio Rüdiger
  • Nico Schlotterbeck
  • Niklas Süle

Mittelfeld/Sturm:

  • Karim Adeyemi
  • Mahmoud Dahoud
  • Serge Gnabry
  • Leon Goretzka
  • Mario Götze
  • Ilkay Gündogan
  • Kai Havertz
  • Jonas Hofmann
  • Joshua Kimmich
  • Christoph Kramer
  • Thomas Müller
  • Jamal Musiala
  • Marco Reus
  • Leroy Sané
  • Timo Werner

Wie sollte die DFB-Elf spielen? Diese Frage ist die zentrale für die Nominierung des Kaders. Meine – ob des Tabellenplatzes wohl etwas unpopuläre – Forderung lautet: Hansi, lass so spielen, wie Julian Nagelsmann den FC Bayern München in der noch jungen Saison spielen lässt! Wieso? Die DFB-Elf hat keinen Spieler, der in das Anforderungsprofil eines Stürmers im konservativen Sinne passt. Das sollte festgellt und angenommen werden. Stattdessen ist der Kader in der Offensive voller hyperflexibler und technisch brillanter Kombinationsspieler.

Im besten Fall entsteht dadurch eine Hydra, die ihre Gegner so vorführt, wie der FC Bayern in den ersten Spielen der Saison. Wie gegen Frankfurt, Wolfsburg, Bochum und Gladbach. Nun, einige werden jetzt auf den Fehlstart der Bayern verweisen wollen und es absurd finden, für eine solche Spielweise zu plädieren. Denen sei gesagt: Der FC Bayern hat Probleme, gewiss, aber die Punktausbeute spiegelt nicht die Leistungen der Bayern wider. Sie dominieren häufig, treffen aber (noch) selten. Ein Problem, das sich im Laufe der Saison (wohl) legen wird. (Die „expected points“-Tabelle führt der FC Bayern schon jetzt an.) Ein weiteres Argument für eine Bayern-Spielweise ist übrigens die mangelnde Vorbereitungszeit auf die mitten in der Saison stattfindende WM. Der größte Block kommt vom FC Bayern. Diese Spieler sollten sich natürlich fühlen, in der Art, wie die DFB-Elf spielt.

Nun noch zu einigen Personalien: Kein David Raum? Keine Frage! Raum zählt zu den am stärksten überbewerteten Spielern der Bundesliga, spielt eine fürchterliche Saison und enttäuschte bisher bei jedem DFB-Einsatz. Er hat enorme technische Defizite und seine größte Stärke, das Flanken, ist ein eh schon ineffektives Mittel, ohne adäquaten Abnehmer aber nochmal sinnbefreiter. Christian Günter und Robin Gosens sollten den Vorzug bekommen!

Artikelbild:WM 2022 in Katar: Drei Vorschläge für den endgültigen DFB-Kader

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Eine andere Baustelle ist die Rechtsverteidigerposition. Doch auch da gibt es eine Lösung: Joshua Kimmich. Ja, er fühlt sich im Mittelfeldzentrum wohler, aber er gehört zu den besten Rechtsverteidigern der Welt. Und da die DFB-Elf im Mittelfeldzentrum mit Ilkay Gündogan, Leon Goretzka, Mahmoud Dahoud und Jamal Musiala geballte Weltklasse hat, sollte Kimmich ausweichen und im Sinne der Mannschaft hinten rechts spielen.

Und Christoph Kramer? Ein Spieler, der oftmals wie Sergio Busquets, selten wie Paolo Maldini und noch seltener wie Günter Netzer spielt, sollte mit zur WM fahren.

DFB-Kadervorschlag 2:

Tor:

  • Manuel Neuer
  • Marc-Andre ter Stegen
  • Kevin Trapp

Abwehr:

  • Christian Günter
  • Robin Gosens
  • Niklas Süle
  • Nico Schlotterbeck
  • Antonio Rüdiger
  • Mats Hummels
  • Matthias Ginter
  • Thilo Kehrer
  • Marius Wolf

Mittelfeld/Angriff:

  • Marco Reus
  • Joshua Kimmich
  • Leon Goretzka
  • Christoph Kramer
  • Ilkay Gündogan
  • Jamal Musiala
  • Thomas Müller
  • Serge Gnabry
  • Leroy Sane
  • Jonas Hofmann
  • Florian Wirtz
  • Kai Havertz
  • Niclas Füllkrug
  • Timo Werner

Die Rangliste auf der Position des Torwarts sollte stehen. Manuel Neuer gilt als gesetzt, auch wenn Marc-Andre ter-Stegen insbesondere im Spiel gegen England zeigte, dass die DFB-Elf auch quantitativ auf der Torwartposition hervorragend besetzt ist. Den Platz als Nummer drei verdient sich Kevin Trapp, der beim sensationellen Europa-League-Triumph der SGE unterstrich, dass er ein Mann für große Spiele ist.

Die große Problemstelle der Mannschaft scheint die Verteidigung zu sein. Antonio Rüdiger ist als einziger gesetzt. Seine Abwesenheit gegen England fiel gleich ins Gewicht. Niklas Süle dürfte das Duell um den Platz neben Rüdiger vorerst für sich entschieden haben. Auch wenn Armel Bella Kotchap eine hervorragende erste Phase in der Premier League absolviert, sollte Mats Hummels seinen Platz einnehmen. Der 33-Jährige zeigt sich in einer guten Verfassung und wird alles geben, um in seinem wahrscheinlich letzten großen Turnier auf dem Punkt in Topform zu sein. Zudem ist seine Kopfballstärke bei Standards eine Waffe.

Hansi Flick muss sich entscheiden, ob er mit einer Vierer- oder doch einer Fünferkette agieren möchte. Bei Letzterem sind Jonas Hofmann und Robin Gosens die besten Alternativen für die Position der Schienenspieler. Sollte sich Flick für eine klassische Viererkette entscheiden, dürfen Marius Wolf von Borussia Dortmund und Christian Günter vom SC Freiburg nicht fehlen. Wolf – stets unterschätzt – spielt eine starke Saison für den BVB und ist – auch mangels Alternativen – die beste Option für den Part als klassischen Rechtsverteidiger. Während Robin Gosens und David Raum in einer Fünferkette ihre Qualitäten am besten offenlegen können, beherrscht Günter die klassische Viererkette.

Artikelbild:WM 2022 in Katar: Drei Vorschläge für den endgültigen DFB-Kader

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Keine großen Überraschungen gibt es bei den Offensivpositionen der DFB-Elf. Christoph Kramer spielt eine hervorragende Saison für Borussia Mönchengladbach und ist im Zentrum enorm flexibel einsetzbar. Der stets gut gelaunte Kramer genießt einen hervorragenden Ruf und bringt durch seine souveräne, abgeklärte Spielweise eine Komponente mit, die der DFB-Elf fehlt. Eine Nominierung ruft.

Der Konjunktiv dominiert bei der Rückkehr von Florian Wirtz. Ausgeschlossen ist eine WM-Teilnahme des Toptalentes nicht, auch wenn der 19-Jährige erst Mitte Oktober ins Teamtraining einsteigen soll. In Topform ist Wirtz durch sein Tempo und seine Kreativität nicht zu ersetzen. Ähnlich wie Jamal Musiala ist seine Unbekümmertheit Gold wert. Nach einem Kreuzbandriss benötigt ein Spieler meist jedoch Zeit. Fraglich, ob Flick das Risiko eingeht. Für ihn müsste Lukas Nmecha, dessen Zeit noch kommen wird, vermutlich weichen.

Durch die Möglichkeit, 26 Spieler mit nach Katar zu nehmen, wird Niclas Füllkrug einen Kaderplatz einnehmen und auf seine Spielzeit kommen. Die Partie gegen Ungarn offenbarte, dass es einen bulligen, torgefährlichen Angreifer gegen tiefstehende Gegner benötigt. Füllkrug ist der formstärkste Akteur, der diesem Spielertyp entspricht.

DFB-Kadervorschlag 3:

Tor

  • Manuel Neuer
  • Marc-André ter Stegen
  • Kevin Trapp

Abwehr

  • Armel Bella-Kotchap
  • Matthias Ginter
  • Robin Gosens
  • Mats Hummels
  • Thilo Kehrer
  • David Raum
  • Antonio Rüdiger
  • Niklas Süle

Mittelfeld/Angriff

  • Karim Adeyemi
  • Niclas Füllkrug
  • Mario Götze
  • Leon Goretzka
  • Serge Gnabry
  • Ilkay Gündoğan
  • Kai Havertz
  • Jonas Hofmann
  • Joshua Kimmich
  • Christoph Kramer
  • Thomas Müller
  • Jamal Musiala
  • Marco Reus
  • Leroy Sané
  • Florian Wirtz

Aufgrund der kurzen Vorbereitungzeit bietet es sich für das DFB-Team an, auf den bereits bestehenden Bayern-Block zu setzen. Heißt: Die Achse aus Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Thomas Müller und Jamal Musiala sollte gesetzt sein. Besonders in der Offensive bietet der Kader ausreichend Rotationsmöglichkeit, da beispielsweise Thomas Müller zwar zehn WM-Tore auf dem Konto hat, das Gros davon allerdings aus einer Zeit stammt, als TikTok noch in den Musik- und nicht den App-Charts zu finden war. Seinen letzten Treffer bei einem großen Turnier erzielte Müller am 8. Juli 2014, vor 3.006 Tagen. Mit Mario Götze, Marco Reus und Florian Wirtz – sofern es die medizinische Abteilung bei ihm zulässt – ist die Position mehrfach besetzt. Im Mittelfeld hätte man mit Christoph Kramer, Ilkay Gündoğan sowie Leon Goretzka variable Partner für Joshua Kimmich, je nach Gegner und Spielsituation.

Ganz vorne wäre Kai Havertz gesetzt, der – nicht nur bei seinem Ausgleich zum 3:3 in Wembley – bewiesen hat, das er die seltene Gabe des Gespürs für die großen und wichtigen Momente besitzt. Bereits bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr gehörte er zu den wenigen wirklichen Lichtblicken. Mit Karim Adeyemi, respektive seinem Tempo, hätte man man noch eine bei den großen Ländern relativ unbekannte Variable, der sowohl ganz vorne, als auch auf dem Flügel agieren kann.

Ein unbeschriebenes Blatt ist auch Niclas Füllkrug, der in der Bundesliga allerdings bei fünf Saisontoren steht und noch mehr die „klassische Neun“ wäre, die zur WM-Zeit ein Formhoch aufweist. Gerade so etwas könnte während eines Turniers zum Faktor werden. Natürlich sollte man nicht nur nach Formstärke nominieren. Es gänzlich zu ignorieren wäre allerdings auch fahrlässig. Das ist auch der Grund für die Nichtnominierung Timo Werners. Seit seiner Rückkehr nach Leipzig traf er einzig gegen den 1. FC Köln und war in der vergangenen Länderspielpause über weite Strecken kein Faktor. Über beide Partien kam er auf 28 Ballkontakte sowie zwei Torschüsse. Für eine Position, von der dauerhaft Gefahr ausgehen soll, ist das knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze.

Damit zum zweiten Brennpunkt: Der Abwehr. Hier dürfte vor allem die Abwesenheit Nico Schlotterbecks auffallen. Der Faktor Formstärke, der beispielsweise Niclas Füllkrug den Vorzug vor Timo Werner gibt, sorgt beim Dortmunder für das Nachsehen. In seinen bisher fünf Länderspielen hat Schlotterbeck drei Elfmeter verursacht. Bei allem Talent, das er fraglos besitzt, ist er mit dieser Quote in einem K.O.-Turnier eher ein Sicherheitsrisiko.

Die Innenverteidigung wird wahrscheinlich aus Antonio Rüdiger sowie Niklas Süle bestehen. Mats Hummels soll gerüchteweise für eine Rückkehr bereitstehen und könnte durch Erfahrung und Führungsstärke punkten. Thilo Kehrer hat sich unter Hansi Flick ohnehin zur Allzweckwaffe entwickelt und ist auf jeder Position der Viererkette einsetzbar. David Raum kämpft zwar mit extremen Formschwankungen, ist aber einer der wenigen, echten Linksverteidiger im DFB-Team. Zudem muss man – gerade, ob der kurzen Vorbereitungszeit – versuchen, den eingespielten Block so groß wie möglich zu halten.

Da gehört er klar dazu. Mit Robin Gosens steht eine etwas torgefährlichere Variante bereit. Auch Matthias Ginter hat der Wechsel zum SC Freiburg sichtlich gutgetan. Er scheint noch einen Tick mehr gereift zu sein. Bella-Kotchap hätte sich für seine außerordentliche Entwicklung in Bochum und Southampton ebenfalls ein Ticket verdient. Die einzige Position, bei der keinerlei Zweifel bestehen, ist das Tor. Hier ist die Hierarchie klar geordnet und bekannt.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

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