
Textilvergehen
·22. Februar 2022
Willkommen in der Bundesliga: Mit Grischa Prömel verlässt der nächste Leistungsträger Union

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·22. Februar 2022
Wie oft wir hier in den letzten etwas mehr als zweieinhalb Jahren Unions Entwicklung in der Bundesliga gelobt, ja regelrecht abgefeiert haben, lässt sich wahrscheinlich schwerlich zählen. Zu beeindruckend waren die Spiele, die Ergebnisse und vor allem die eigentlich viel zu schnell verlaufende (sportliche) Etablierung in der Bundesliga.
Urs Fischer hatte im Verbund mit seinem Trainerteam und den Managementfähigkeiten von Oliver Ruhnert innerhalb kürzester Zeit ein absolut konkurrenzfähiges Team geformt, was bis auf einige Spieltage in der ersten Bundesliga-Saison nie ernsthaft in Abstiegsgefahr steckte.
Vielmehr schaffte Union in der Vorsaison sogar sensationell den Einzug in den Europapokal, die Entwicklung schien gefühlt nur in eine Richtung zu zeigen: nach oben. Nun wurden mal wieder drei Bundesliga-Spiele am Stück verloren. Die Stimmung könnte deutlich besser sein. Gestern verschlechterte sich der derzeitige Gemütszustand von wohl nahezu allen Unionerinnen und Unionern noch einmal rapide. Der Verein verkündete den ablösefreien Wechsel von Grischa Prömel zur TSG Hopp… ähh Hoffenheim.
Nach den Abgängen von Robert Andrich (zu Leverkusen), Marvin Friedrich (zu Mönchengladbach) und Max Kruse (zu Wolfsburg) verliert Union damit nicht nur die vierte wichtige Säule innerhalb von einer Saison, sondern wir Fans auch die letzten (schwachsinnigen und naiven) Illusionen an irgendeine Art von Fußball-Romantik.
Grischa Prömel, war doch der Aufstiegsheld, der mit uns konstant und organisch gewachsen ist und sich voll mit dem Verein identifiziert. Der, der hier seine erste richtige fußballerische Heimat im Profibereich gefunden hatte und sich gefühlt mit jedem rund und im Verein gut verstand.
„Morgens auf den Parkplatz an der Alten Försterei zu fahren und die ersten Mitarbeiter zu treffen, die dich mit einem Lächeln im Gesicht begrüßen, genieße ich jeden Tag und das wird mir sehr fehlen. Ich habe mit Union – dem Verein, den Fans und den Mitarbeitern – in den letzten Jahren sehr viel erlebt.“ (Grischa Prömel in der Mitteilung von Union)
Nach den Abgängen der anderen Leistungsträger bedeutet dieser Abschied schon einen Einschnitt, der nicht so einfach wegzudiskutieren ist. Union scheint sich den Regeln des modernen Fußballs, den Gesetzmäßigkeiten des Business, der Hackordnung der Bundesliga beugen zu müssen. Anders als lange etablierte und vor allem gut alimentierte Klubs, zahlt Union bekanntlich andere Gehälter.
Waren die Wechsel von Andrich, Friedrich und vor allem Kruse zum Zeitpunkt der Verkündung zwar überraschend aber dennoch irgendwie erwartbar, hätte ich bei Prömel schon gedacht, dass eine abermalige Vertragsverlängerung realistisch sei und Grischa vielleicht sogar noch mehr Führungsaufgaben übernehmen wollen würde.
Doch Pustekuche, die Mechanismen des Geschäfts laufen dann doch (fast) immer gleich. Während Union sportlich schon seit einiger Zeit in der Bundesliga etabliert scheint, hat dieser Wechsel gezeigt, dass dies zumindest auf wirtschaftlicher Ebene noch lange nicht der Fall ist. Dennoch zeigt der Verlust ein weiteres Mal ganz deutlich: Union ist endgültig im Haifischbecken Fußball Bundesliga, im Teich der unterschiedlich großen Fische, angekommen. Mit all den Vorzügen wie beispielsweise der kurzfristige Transfer von Sven Michel aus Paderborn zeigt. Aber halt vor allem auch mit all den negativen Seiten, die dazugehören.
Und auch wenn dies zunächst alles sehr deprimierend klingt, helfen die Abgänge etc. vielleicht uns allen auch wieder demütiger zu werden und drei Bundesliga-Niederlagen in Folge als das zu nehmen was sie sind: Einfach ganz normal für einen Verein wie Union.
Vielleicht hilft es auch dabei, sich die Bedeutung der Zeilen „Fußballclub Union Berlin in weiß und rot, wir steh’n zu dir auch in größter Not, Spieler Trainer kommen und geh’n, doch meine Liebe zu dir bleibt besteh’n“ wieder vermehrt zu verdeutlichen und zu begreifen, dass vor allem wir Fans und langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eben den Verein Union ausmachen. Und, dass der Rest halt Business mit ein bisschen Fußball ist.
Grischa Prömel sollten wir trotz all der Enttäuschung, die gerade vorherrscht, in seinen letzten Wochen bei Union einen angenehmen Abschied ermöglichen. Schließlich war er fünf Jahre lang ein Spieler, der sich immer voll reingehauen hat und wirklich alles für den Verein gegeben hat.
Nun geht er eben einen Schritt, der für die meisten schwer nachzuvollziehen ist, der aber für ihn persönlich natürlich schon irgendwie Sinn ergibt.
Aus der Reihe „Die Fan- und Mitgliederabteilung stellt sich vor“ gibt es diesmal die sehr interessante Geschichte von Mirco, der zusammen mit „Eisern trotz(t) Handicap“ schon einige Auswärtsfahrten von Union miterlebt hat. Informationen über den dahinterstehenden Arbeitskreis Inklusion, der sich vor allem für die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von allen Unioner*innen, unabhängig von eventuellen Beeinträchtigungen, einsetzt, findet ihr hier.
Die U17 und die U19 von Union hatten ein sehr unterschiedlich erfolgreiches Wochenende. Während der ältere Jahrgang auswärts in Jena gewann, kassierte die U17 beim Heimspiel gegen den HSV eine klare Niederlage.
Heute vor 36 Jahren holte Union gegen den unausprechlichen Erzfeind nach langer Zeit mal wieder einen Punkt. Und das als Oberliga-Aufsteiger.
Im neuesten TeVe-Podcast besprechen Nadine, Robert und Sebastian nicht nur die Niederlage in Bielefeld sondern versuchen auch den Wechsel von Grischa Prömel irgendwie zu verarbeiten.
Auch bei Kiek an! – Der Landsberger Podcast ist die Stimmung nach der Niederlage in Bielefeld ausbaufähig.
Für die Alte Podcasterei geht es mit großen Schritten auf die 100. Folge zu. In der 90. Episode des Podcasts geht es um vieles, aber auch schon um Fußball und Union.
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