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Louis Richter·24. Juni 2018

Wie Toni Kroos es allen zeigte: Eine Mannschaft auf seinen Schultern

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Ein Schuss, ein Tor – und die Welt sieht schon ganz anders aus. Toni Kroos, der das verrückteste Spiel seiner Karriere ablieferte, küsste Deutschland mit einem jetzt schon legendären Tor so richtig wach. Was das für seinen Status als Spieler bedeutet.

Auf den Schultern des Greifswalders machte es sich der Druck so richtig schön gemütlich. Und das nicht erst bei ebenjenem Traum-Freistoß, der die Story des zweiten Gruppenspiels gegen Schweden von hinten aufrollte und umschrieb. Schon vor Anpfiff hatte man das Gefühl, dass Toni Kroos es irgendwie richten muss. Die Manndeckung der Mexikaner, die den Madrilenen und somit die deutsche Mannschaft bei der Auftakt-Niederlage völlig aus dem Konzept brachte, wie oft wurde sie besprochen?


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Kroos konnte sich nicht entfalten. Allen war klar, dass Deutschland gegen Schweden eine bessere Version von ihm bräuchte. Die Balance zwischen Power-Offensive und konservativer Verteidigung, der, dank seinem hervorragenden Passspiel, Initiator der Großchancen, der Vollstrecker aus der Distanz – Toni Kroos muss in dieser Mannschaft so viele Rollen bekleiden wie kein anderer.

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Als gerade er nach 32 Minuten einen Fehlpass spielte, der ihm so letztmals vermutlich in der F-Jugend unterlief, schien auch die letzte Hoffnung erloschen. Deutschland spielte nach gutem Start planlos und dann patzte auch noch er, Toni Kroos, der scheinbar Unfehlbare.

Dementsprechend erzählt der späte Freistoß ins Glück auch mehrere Geschichten. Natürlich die von einem Team, das sich für eine starke zweite Halbzeit belohnte. Und das durch dieses Tor noch einmal ein ganz neues sportliches und emotionales Level erreichen könnte.

Vor allem aber erzählt sie die Geschichte eines Spielers, der auf Grund all seiner Erfolge auf Klubebene und bei der Nationalmannschaft zum Chef auserkoren wurde und diese Verantwortung scheinbar nicht schultern konnte. Eines Spielers, der genau dann patzte, als er es sich am wenigsten erlauben durfte. An dem man die sportliche Misere problemlos hätte festmachen können.

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Denn es sind Spiele wie diese, in denen Weltklasse-Kicker wie Kroos unterstreichen, dass man sie zurecht so kategorisiert, oder in denen sie offenbaren, dass sie eben doch nicht in die elitäre Regie der ganz, ganz Großen gehören. Kroos war auf bestem Wege, in letztere Spate zu fallen. Bis zur 95. Minute. Bis er einen Freistoß aus einer Position, die eigentlich nach einer Flanke schreit, ins lange Eck drosch und bewies: Er kann diese Mannschaft tragen, entgegen aller Widerstände.

Es sind nämlich vor allem Szenen wie diese, in denen ein Spieler der ganzen Welt zeigen kann: Egal, wie hoffnungslos es aussieht, ich bin da. Von diesen Spielern gibt es nicht viele. Toni Kroos ist spätestens seit gestern so einer. Und Deutschland braucht ihn unbedingt.