Wie sah die Fußballwelt 2009/2010 aus? | OneFootball

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·16. April 2020

Wie sah die Fußballwelt 2009/2010 aus?

Artikelbild:Wie sah die Fußballwelt 2009/2010 aus?

Spotlight | Der FC Bayern als Serien-Meister, Juventus Turin als dominierende Kraft in Italien und Lionel Messi und Cristiano Ronaldo als beste Spieler der Welt. Was seit mehreren Jahren zur Normalität gehört, sah in der Vergangenheit anders aus. Wir blicken auf die europäischen Topligen in der Saison 2009/2010 zurück.

Deutschland – Bayern zurück an der Spitze, Hertha muss runter

Den Anfang machen wir in der Fußball Bundesliga. Während der VfL Wolfsburg sich in der vergangenen Saison die Meisterschale sichern konnte, fühlte sich der Rekordmeister aus München gekränkt und wagte einen Angriff mit einem neuen Mann auf der Trainerbank.


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Louis van Gaal kam vom AZ Alkmaar an die Säbener-Straße und sollte eine Ära prägen, erfolgreich sein und eine neue Spielphilosophie integrieren. Der Titelverteidiger wollte natürlich wieder in den Titelkampf eingreifen, zudem machten sich die Schalker mit dem aus Wolfsburg abgeworbenen Cheftrainer Felix Magath, die Nord-Teams mit dem HSV und dem SV Werder Bremen und auch die jungen Dortmunder mit Jürgen Klopp Hoffnungen auf eine gute Spielzeit.

Nach einem schleppenden Saisonstart wurden bereits die ersten kritischen Stimmen auf Seiten der Bayern in Richtung van Gaal laut. Der extravagante Holländer ließ den Erfolg vermissen, nach zehn Spieltagen stand der FCB lediglich auf Platz fünf und war insbesondere in der Offensive, trotz vorhandener Qualität (Arjen Robben, Franck Ribery, Thomas Müller und Mario Gomez…), zu harmlos.

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Es entwickelte sich ein spannender Kampf um den Titel in der höchsten deutschen Spielklasse. Leverkusen ging unter Jupp Heynckes vorweg, Platz eins und Platz sechs trennten nach dem 17. Spieltag lediglich sieben Punkte. Bayer wurde Herbstmeister, während die Hertha aus Berlin eine enttäuschende Serie spielte und mit mageren sechs Punkten das Schlusslicht der Liga bildete. Lucien Favre wurde entlassen, Karsten Heine nach lediglich einem Monat dann ebenso. Doch auch Friedhelm Funkel schaffte es nicht, Spieler wie Adrian Ramos, Theofanis Gekas, Raffael, Pal Dardai oder Jaroslav Drobny zu einer Einheit zu formen, weshalb der im Vorjahr so erfolgreiche Hauptstadt-Klub früh für die 2. Liga planen musste.

An der Tabellenspitze entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Dreikampf zwischen Bayern, Schalke und Leverkusen, wobei vor allem der Rekordmeister immer stärker wurde und letztendlich die Meisterschale mit fünf Punkten Vorsprung in die Luft strecken durfte. Neben Bayern sicherte sich der FC Schalke die Teilnahme an der Champions League. Neben Berlin musste auch der VfL Bochum den Gang in die 2. Liga antreten, Nürnberg setzte sich in der Relegation mit einem 1:0 und einem 2:0 gegen den FC Augsburg durch und schaffte so den Klassenerhalt.

Im DFB Pokal ging der Titel ebenso nach München. Durch einen überzeugenden 4:0 Finalsieg gegen Werder Bremen schielte das Team von van Gaal dann sogar das Triple. Der überragende Arjen Robben wurde in seinem Premierenjahr zu “Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt.”

Premier League – Zweikampf zwischen Chelsea und United

Während der FC Liverpool in diesem Jahr in der Premier League marschiert, lief die Saison 2009/2010 für das Team von Rafael Benitez die Saison eher suboptimal. Mit Platz sieben bildete man das Schlusslicht der “Top Six” und musste sogar Aston Villa den Vorrang geben. Da Hull City, Wigan Athletic, Fulham, Stoke City, Blackburn, Birmingham (jeweils Championsship), Portsmouth, Sunderland sowie Bolton (jeweils League One) den Weg in die unteren englischen Ligen gehen mussten, befinden sich lediglich elf Teams der Spielzeit 2019/2020 in der Beletage des englischen Fußballs, die hier auch schon eine Dekade davor verweilt haben.

In der damaligen Premier League wurde wieder einmal ein Kampf zwischen den Spitzenklubs erwartet, insbesondere zwischen Sir Alex Fergusons Manchester United, gespickt mit Topstars wie Rio Ferdinand, Nemanja Vidic, Michael Carrick, Paul Scholes und Dimitar Berbatov, und Carlo Ancelottis Chelsea wurde ein Titelrennen vorausgesagt. Die “Red Devils” peilten dabei die vierte Meisterschaft in Folge an.

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Angeführt vom Torschützenkönig Didier Drogba sicherten sich aber die “Blues” nach einer spannenden Saison und einem fulminanten 8:0 Sieg gegen Wigan Athletic den Titel und holten in der Endabrechnung ein Punkt mehr als Manchester. Während Arsenal ebenso den direkten Einzug in die Königsklasse packte, mussten die Spurs in die Champions-League-Qualifikation. Für Portsmouth sollte es das letzte Jahr in der höchsten englischen Spielklasse für eine absehbare Zeit werden, am 25. Februar stellten sie als erster Premier-League-Klub aller Zeiten einen Insolvenzantrag, was einen Abzug von neun Punkten zur Folge hatte und im Ergebnis die Zweitklassigkeit bedeutete.

Im FA Cup schlugen sich die “Pompeys” dennoch prächtig und zogen in das Finale ein, wo man sich dem FC Chelsea mit 1:0 geschlagen geben musste. Neben Portsmouth stiegen außerdem Hull City und der FC Burnley ab.

Primera Division – Überragender Messi sichert Barca den Titel

In der Primera Division gab es, wie sollte es auch schon damals anders sein, einen Zweikampf zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid um den Titel. Die heutige dritte Kraft Atletico sollte in jenem Jahr eine enttäuschende Serie spielen und die Liga lediglich auf Platz neun beenden.

Nachdem die Katalanen im vergangenen Jahr den “Königlichen” klar überlegen waren, ging man in der Hauptstadt groß einkaufen: Für Cristiano Ronaldo (94 Mio.), Kaka (67 Mio.), Karim Benzema (35 Mio.), Xabi Alonso (34,5 Mio.) und Raul Albiol (15 Mio.) wurden knapp 250 Millionen Euro investiert. Allerdings war es wieder die “Blaugrana”, welche angeführt von einem überragenden Lionel Messi, der mit 34 Toren Torschützenkönig und erstmals zum Weltfußballer gekürt wurde, den zweiten Titel in Folge holte.

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Der FC Valencia beendete die Saison auf Platz drei, der ebenfalls ein Startplatz in der Champions League garantierte. Sevilla musste sich mit der Champions League-Qualifikation begnügen. Real Valladolid, Teneriffa und Xerez gingen den Weg in die Zweitklassigkeit.

Cristiano Ronaldo zeigte bereits in seiner Debüt-Saison, was man vom Portugiesen erwarten durfte. Obwohl der damals teuerste Spieler aller Zeiten verletzungsbedingt einige Wochen pausieren musste, erreichte er mit 26 Toren Rang drei der Torschützenliste, hinter Gonzalo Higuain (Real Madrid) und eben Messi. Der spanische Pokal ging im Übrigen an den FC Sevilla, welcher im Finale Atletico schlug. Die “Rojiblancos” sollten sich dafür einen anderen Titel sichern.

Serie A – Inter setzt sich gegen die Roma durch

In der Serie A entwickelte sich über die Saison hinweg ein Zweikampf zwischen Inter Mailand und der AS Roma. Unter Chefcoach Claudio Ranieri wollten die Römer eine gute Rolle im Kampf um die Scudetto spielen, was sie eindrucksvoll unter Beweis stellten. Die brandgefährliche Offensive um Kapitän Franceso Totti hätte lediglich eine bessere Defensive benötigt, um final auf dem ersten Platz zu stehen.

Der Titel ging nämlich an Inter, in der Saison 2009/2010 schlichtweg die erfolgreichste Mannschaft der Welt. Angeführt von Jose Mourinho war es vor allem die Kompaktheit der “Nerrazurri”, die im Endeffekt ausschlaggebend war. Lucio, Marco Materazzi, Maicon, Javier Zanetti etc. stellten nicht nur das Grundgerüst der besten Mannschaft Europas, sondern auch die beste Abwehr Italiens. Im Sturm überragte trotz prominenter Namen wie Mario Balotelli, Samuel Eto´o oder Goran Pandev vor allem Diego Milito, dessen Treffer letztendlich elementar für den großen Erfolg waren und ihm die Auszeichung als UEFA Klubspieler des Jahres einbrachte.

Der Stadtrivale AC musste sich mit Platz drei zufrieden geben, die SSC Napoli lediglich mit Platz sechs und der Dauersieger von heute, Juventus Turin, schloss die Spielzeit 2009/2010 gar auf Platz sieben ab und verpasste damit die europäischen Wettbewerbe. Auch in der Coppa Italia hieß der Sieger Inter, weshalb die Italiener die Chance auf den ganz großen Wurf, das “Triple”, hatten.

Europa League – Hamburg und das verpasste Finale zuhause

Atletico Madrid gewann die erste Ausgabe der neuen Europa League (vorher UEFA-Cup). Die “Rojiblancos” schlugen im Endspiel den FC Fulham und gingen so in die Geschichtsbücher ein. Das Finale wurde im Hamburger Volksparkstadion ausgetragen, wo die “Rothosen” beinahe selber dran teilnahmen. Nach einem 0:0 im Halbfinal-Hinspiel gegen Fulham, musste man sich im Rückspiel mit 1:2 an der Craven Cottage geschlagen geben. Nach dem Halbfinal-Aus im letzten Jahr gegen den SV Werder folgte also eine weitere Ernüchterung in der Runde der letzten Vier.

Die anderen deutschen Teilnehmer Werder Bremen (Achtelfinale) und der VFL Wolfsburg (Viertelfinale) spielten ebenfalls ein vernünftige Runde, für den großen Coup reichte es aber nicht.

Champions League – Bayern stark, Inter stärker

In dem wichtigsten Vereinswettbewerb setzte sich 2009/2010 Inter Mailand durch, die im Endspiel durch einen Doppelpack von Milito im Estadio Santiago Bernabeu den FC Bayern schlugen.

Die CL-Runde der Bayern war trotzdem ziemlich spektakulär. Im Achtelfinale schlug man den AC Florenz aufgrund der Auswärtstorregel (4:4) durch ein Traumtor von Arjen Robben. Im Viertelfinale folgte das gleiche Szenario gegen Manchester United. Halbfinal-Gegner Olympique Lyon war hingegen keine große Hürde, wie der 4:0 Gesamtsieg belegt.

Vor dem ersten Samstag-Finale der Champions League stand also bereits fest, dass ein Verein das Triple aus Liga, Pokal und eben Champions League gewinnen wird. Letztendlich verewigte Inter die Saison 2009/10 eine bereits fantastische Saison als historisches Jahr in den Vereinsannalen. Im Anschluss verkündete Mourinho noch im Bernabeu seinen Abgang eben dorthin und weinte bittere Tränen. Solche Chancen bieten sich im Normalfall äußerst selten und doch mussten die Bayern lediglich drei Jahre warten, bevor man dann auch selbst unter Heynckes 2013 das legendäre Triple errang.

Artikelbild:Wie sah die Fußballwelt 2009/2010 aus?

(Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)

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