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Helge Wohltmann·16. März 2024
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Helge Wohltmann·16. März 2024
Darmstadt und Mainz haben zwei, die Kölner sogar schon drei. So schwach die drei Abstiegskandidaten der Bundesliga sich in dieser Saison auch präsentieren, immerhin haben sie alle bereits die Erfahrung eines Sieges machen dürfen. Davon kann UD Almería aus der spanischen LaLiga aktuell nur träumen und steht damit nicht nur sieglos, sondern in Europas Topligen auch ganz allein da.
Dabei hatte der Klub, der seit 2019 mit Turki Al-Sheikh einen saudi-arabischen Besitzer hat, vor der Saison große Pläne. Der Etat wurde auf 90 Millionen Euro festgesetzt, was der ‚Marca‘ zufolge Platz elf in LaLiga entspreche. Zudem wurden 52 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Mehr zahlte im Sommer nur Real Madrid, stellte der ‚kicker‘ fest. Statt Aufbruch hieß es dann aber Zusammenbruch. Keines seiner 28 Liga-Spiele konnte Almería gewinnen und stellte damit einen ligainternen Rekord auf.
Die Ansprüche sind inzwischen deutlich nach unten geschraubt worden. „Unser Saisonziel ist, endlich einmal zu gewinnen“, formulierte es Mittelfeldspieler Iddrisu Baba. Was soll er sonst auch sagen? Das rettende Ufer ist zehn Spieltage vor Schluss bereits 14 Punkte weg. An einen Nichtabstieg glaubt keiner mehr. Doch es bleibt die Frage: Wie konnte das passieren?
Ein großer Teil der Antwort ist bei den Transferaktivitäten des Sommers zu finden. Denn Almería gab die 52 Millionen Euro nicht etwa für ein paar wenige neue Leistungsträger aus, sondern für sieben neue Spieler. Mit Leihen kamen insgesamt 13 Neuzugänge dazu. Die meisten angedachten Verstärkungen konnten allerdings erst spät realisiert werden.
Bis auf Mittelstürmer Luis Suárez und Innenverteidiger Edgar González kamen alle Spieler, für die Geld ausgegeben wurde, erst im August zum Team. Königstransfer César Montes, der 14 Millionen Euro kostete, gar erst am 1. September.
Wichtige Spieler verließen dafür den Klub. Stürmer El Bilal Touré ging für knapp 30 Millionen Euro zu Atalanta Bergamo, Sechser Samú Costa, der den Laden im Zentrum zusammengehalten hatte, wechselte zu Mallorca. Das Resultat: Almería hat die viertschlechteste Offensive und die schlechteste Defensive der Liga.
Der inzwischen geschasste Coach Vicente Moreno bezeichnete die Transferpolitik des Vereins laut ‚kicker‘ als unsystematisch: „Wir bekamen Spieler ohne Vorbereitung, wichtige andere wurden abgegeben.“ Die Bosse wollten zu viel auf einmal und haben sich dabei verhoben. „Der Klub hatte keine Geduld“, so Moreno weiter.
Vielleicht auch aufgrund der fehlenden Vorbereitung fällt 14-Millionen-Mann Montes immer wieder mal aus und kommt in keinen Rhythmus. Andere Neuzugänge hatten mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Stürmer Ibrahima Koné fehlt seit Oktober mit einer Sprunggelenksverletzung. Der andere Angreifer, Luis Suárez zog sich einen Wadenbeinbruch zu und erkrankte an einer Depression, die er im Januar öffentlich machte. Auch Rechtsverteidiger Marc Pubill musste nach einer Knie-Op mehrere Monate passen.
Ein Team konnte sich aufgrund des zusammengewürfelten Kaders, des inzwischen dritten Trainers und der Verletzungssorgen natürlich nicht finden. Neben der fehlenden Eingespieltheit wirkt es, als wäre die Mannschaft ohne gemeinsame Trainingslager lange Zeit nicht richtig fit gewesen. Bis zum 23. Spieltag waren die Südspanier sechs Mal in Führung gegangen, hatten diese im Nachgang dann aber noch verspielt.
Es ist aber keineswegs so, dass sie von ihren Gegnern ständig abgeschossen werden würden. Nur sieben seiner 28 Spiele verlor Almería mit mehr als einem Tor Unterschied, gegen Real und Atlético Madrid gab es mit einer 2:3-Niederlage und einem 2:2 Spiele, die Mut machten. In den vergangenen fünf Partien holten sie immerhin vier Unentschieden. Viel fehlte also nicht für die ersehnten drei Punkte. Ein bisschen Pech gehört eben auch dazu.
Es scheint trotzdem nur eine Frage der Zeit, bis sie das Saisonziel von Iddrisu Baba erreichen und doch noch den ersten Saisonsieg holen. Vielleicht gelingt es sogar schon am heutigen Abend gegen UD Las Palmas.
Den Abstieg dürfte aber auch das nicht mehr verhindern. Und so bleibt von dieser Saison nur der Negativrekord in LaLiga sowie die Tatsache, in Europas Topligen am längsten ohne Sieg geblieben zu sein. Der Klub muss deshalb aus den Fehlern des vergangenen Sommers lernen und es in der kommenden Transferperiode besser machen, damit es in der nächsten Spielzeit wieder mit dem Siegen klappt und zumindest der sofortige Wiederaufstieg angepeilt werden kann.