OneFootball
·12. Dezember 2024
In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
·12. Dezember 2024
Die selbst zugefügten Wunden in seinem Gesicht sind inzwischen verheilt, doch Manchester City treibt Pep Guardiola weiter zur Verzweiflung. Nach vier Meisterschaften in Folge und einem Champions-League-Triumph, verliert die teuer zusammengekaufte Milliardentruppe seine Partien plötzlich reihenweise und droht schon früh in der Saison seine Titelchancen zu verspielen.
Von den vergangenen zehn Pflichtspielen gewannen die Skyblues nur ein einziges. Eine Schreckensbilanz, die in der Geschichte des Klubs selten übertroffen wurde. Zuletzt waren sie in der Saison 2005/06 unter dem damaligen Trainer Stuart Pearce so schlecht, als sie gar nur einen Dreier in elf Begegnungen holten. Von einer unschlagbaren Siegesmaschine entwickelten sie sich in nur ein paar Monaten zum taumelnden Krisenklub: Wie konnte das passieren?
"Natürlich hinterfrage ich mich", sagte Guardiola nach der gestrigen 0:2-Niederlage in der Champions League gegen Juventus. Der Top-Trainer steht vor einer schweren Aufgabe, denn die Probleme von City sind zahlreich und liegen nur teilweise in seiner Hand.
Eines der größten Probleme sind die Verletzungssorgen. Die zuletzt schonungslos offengelegten Schwächen der Guardiola-Truppe zeigen, wie wichtig Ballon-d'Or-Gewinner Rodri für die Stabilität des Teams war. Nach seinem Kreuzbandriss fehlt der Sechser im Zentrum mehr als es Guardiola lieb sein kann. Der zurückgeholte İlkay Gündoğan hat inzwischen nicht mehr die nötige Geschwindigkeit, um alle Löcher zu stopfen. Gleiches gilt für Mateo Kovačić. Im Sommer wurde es verpasst, einen passenden Backup zu finden.
Kevin De Bruyne hat ebenfalls mit Verletzungen zu kämpfen und konnte seiner Mannschaft in dieser Saison nur selten helfen. Beim einzigen Sieg der letzten Wochen gegen Nottingham Forest war er mit einem Tor und einer Vorlage zwar der Matchwinner, gegen Crystal Palace und Juventus konnte er aber nicht glänzen. Die Frage stellt sich, ob der 33-Jährige seinen Zenit so langsam überschritten hat.
In seiner Abwehr muss Guardiola zudem ständig umstellen. John Stones fehlt langfristig, Manuel Akanji und Nathan Aké sind aktuell verletzt und hatten zuvor angeschlagen gespielt. Rúben Dias ist wieder im Team, hatte aber auch mehrere Spiele mit einer Wadenverletzung verpasst. Die Abwehrkette kann also gar nicht eingespielt sein und wenn dann noch der 34-jährige Rechtsverteidiger Kyle Walker mit einer Formschwäche und nachlassender Grundschnelligkeit zu kämpfen hat, wird deutlich, warum City zuletzt so viele Tore kassierte.
21 Gegentreffer schluckten sie allein in den vergangenen neun Pflichtspielen seit November. Damit waren sie in dem Zeitraum das defensivschwächste Team der Top-5-Ligen. City versucht weiterhin sein dominantes Ballbesitzspiel umzusetzen, ist mittlerweile aber viel zu anfällig bei Kontern, da die Absicherung bei Ballverlust fehlt.
"Gebt mir meine Spieler zurück und wir werden es schaffen", hatte Guardiola nach dem Unentschieden gegen Crystal Palace am vergangenen Wochenende gesagt, dann aber auch hinzugefügt: "Es ist aktuell nicht möglich und ich glaube nicht, dass sich das in kurzer Zeit ändern wird."
Der Katalane muss also mit den Profis auskommen, die ihm zur Verfügung stehen. Das gilt auch für die Offensive, die eine weitere Problemzone darstellt.
Erling Haaland ist aktuell sowas wie der Rodri des Angriffs. Alles konzentriert sich auf den Norweger, der zwar nicht in Topform ist, aber trotzdem eine weiterhin überragende Torquote vorweisen kann. 18 Mal knipste er in 22 Pflichtspielen, auch wenn man hinzufügen muss, dass er zehn davon bis Ende September erzielt hatte.
Außerdem hat er Probleme, wenn es darum geht, am Aufbauspiel seiner Kollegen teilzunehmen. Haaland ist einer reiner Verwerter, der von den Vorlagen der anderen lebt. Am gestrigen Mittwoch gegen Juventus hatte er beispielsweise nur 18 Ballkontakte und dabei eine unterirdische Passquote von 55,6 Prozent.
Viel schlimmer sind jedoch die Bilanzen der anderen Offensivstars, die alle mit langanhaltenden Formkrisen zu kämpfen haben. Phil Foden wartet weiter auf sein erstes Saisontor in der Premier League, Jack Grealish hat im gesamten Jahr 2024 noch gar nicht geknipst und ist damit seit fast 30 Stunden ohne Treffer. Auch Neuzugang Savinho konnte sich noch nicht in die Torschützenliste eintragen.
Guardiola steht vor der größten Herausforderung seiner so erfolgreichen Trainerkarriere. Am vergangenen Wochenende gab er dann auch die Parole für den Rest der Spielzeit aus: "Es ist eine Saison zum Überleben."
📸 ISABELLA BONOTTO - AFP or Licensors