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Matti Peters·17. März 2023
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Matti Peters·17. März 2023
„Henning einmal zum Doping, bitte!“, brach es aus Schalke-Keeper Ralf Fährmann nach dem Punktgewinn im Revierderby gegen Borussia Dortmund am Mittelkreis heraus, als er Henning Matriciani zu seiner starken Vorstellung gratulierte. Der 23-Jährige war nach seinem Auftritt auch in den sozialen Medien eines der größten Gesprächsthemen.
Vor einigen Monaten vielerorts noch als bundesligauntauglich verschrien und für die massiven Defensivprobleme der Schalker mitverantwortlich ausgemacht, wurde er am vergangenen Samstag als „GOATriciani“ vor allem für seine heiratswürdige Grätsche in der 90. Minute gegen Mahmoud Dahoud und seine gattusoesque Wadenbeißer-Mentalität gefeiert.
Auch innerhalb der Mannschaft ist man dem Henning-Hype, der sich zuletzt auch durch eine erstmalige Nominierung für die deutsche U21-Nationalmannschaft zeigte, längst verfallen. Fährmann lobte seinen Kollegen in einer späteren Medienrunde in den höchsten Tönen: „Wenn man sagt, dass man den Gegner auffressen soll, war Henning dafür in diesem Derby das Sinnbild. Er hat in Perfektion bewiesen, wie man den Gegner unangenehm bearbeiten kann“, so Schalkes Keeper nach dem Spiel.
Thomas Reis ist sogar sicher: „Er würde sich selbst ins Tor stellen und alles probieren.“ Dem S04-Coach mache es unglaublich Spaß, mit Spielern wie Matriciani zusammenzuarbeiten.
Matriciani ist aber nicht nur ein Sinnbild für dieses Derby. Er steht vielmehr für das, was die Ultras Gelsenkirchen nach der katastrophalen Hinrunde in einer deutlichen Ansage nach einer Trainingseinheit Ende Januar von ihrem Herzensverein forderten.
„Leute, egal wie lange ihr hier seid. Solange ihr unser Wappen auf der Brust tragt, erwarten wir eine einzige Sache: Bei jedem Spiel von der ersten bis zur letzten Minute alles reinzuhauen. Ob ihr schlechter seid, scheißegal. Ob ihr verliert, scheißegal. Eins ist sicher: Ihr tretet jedem Gegner zumindest seinen scheiß Rasen kaputt.“
Die Forderung ist im Grunde die perfekte Stellenbeschreibung für Matriciani. Er ist kein Edeltechniker. Kein Denker und Lenker. Er passt zu Schalke deshalb so gut, weil die Malocher-Mentalität durch seine Adern fließt. Weil er seine fußballerischen Engpässe mit Leidenschaft und Einsatzwillen kompensieren kann.
Das war ihm offenbar schon bewusst, als er zu den Profis hochgezogen wurde. „Schalke ist eine Wucht und als jemand, der auf dem Platz viel arbeitet, kann man hier sicher weit kommen“, sagte er damals in einem seiner wenigen Interviews gegenüber der ‚Bild‘.
Er beschrieb den neu erworbenen Status als Schalke-Profi zudem als „surreal“. Und das kann man ihm beim besten Willen nicht verdenken. Vor knapp drei Jahren hatte er seine Träume vom Profifußball schon beinahe komplett begraben. Nachdem er bei der Jugend von Arminia Bielefeld aussortiert wurde, ließ sich Matriciani zum Pyhsiotherapeut ausbilden. Kickte nur noch nebenbei beim SV Lippstadt in der Regionalliga West.
Einen Anruf von Gerald Asamoah ordnete er zunächst als Prank-Call ein, ehe ihm bewusst wurde, dass Schalke tatsächlich Interesse hatte ihn in die zweite Mannschaft zu holen. Ein paar Monate später, als Schalkes Abstieg bereits besiegelt war, ließ ihn Dimitrios Grammozis sogar Bundesliga-Luft schnuppern.
In der Zweitligasaison von Königsblau war er vor allem im Saisonendspurt fester Bestandteil der Rotation und zählte somit auch zu den Aufstiegshelden.
Zurück im deutschen Fußballoberhaus wurde Schalke dann aber regelmäßig übel vorgeführt. Die Aufstiegseuphorie war längst verflogen.
„Leblose, lustlose, herzlose“ Auftritte wie die Ultras Gelsenkirchen sie gegen Union Berlin (1:6), Hoffenheim (1:5), Leverkusen (4:0) oder Leipzig (1:6) bei ihrem Team in besagtem Krisengespräch Ende Januar ausgemacht haben, würden nicht mehr toleriert werden.
Schalkes leiderprobter Anhang stellte damit die ernüchternde Diagnose – akut instabiles Rückgrat. Physio Matriciani gab mit seiner Spielweise dem restlichen Team den therapeutischen Plan an die Hand.
Von einer Wunderheilung kann angesichts der weiterhin bestehenden akuten Abstiegsgefahr keine Rede sein, aber in den vergangenen sieben Pflichtspielen blieb Königsblau ungeschlagen und schöpft so wieder Hoffnung die Klasse halten zu können. Leidenschaft, Einsatzwille und Kampfbereitschaft, also das Rückgrat der Schalker Malocher-Mentalität, sind dank der Therapiestunden auf dem besten Weg gesunde Stabilität zu erreichen.
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