"Wie ein Messer ins Herz": Tränen beim FCS nach Pokal-Aus | OneFootball

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·3. April 2024

"Wie ein Messer ins Herz": Tränen beim FCS nach Pokal-Aus

Artikelbild:"Wie ein Messer ins Herz": Tränen beim FCS nach Pokal-Aus

Im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern ging sie am Dienstagabend zu Ende, die märchenhafte Pokalreise des 1. FC Saarbrücken. Nach der 0:2-Niederlage flossen bei mehreren Spielern bittere Tränen, das Finale in Berlin so knapp verpasst zu haben. Mit Torhüter Tim Schreiber patzte ausgerechnet einer der Helden der letzten Runden.

"So einen Ball muss ich halten"

Er sank zu Boden, zog das Trikot über sein Gesicht und vergoss bittere Tränen: Tim Schreiber war nach Spielende untröstlich, hatte er nach 53 Minuten doch einen Kopfball-Aufsetzer von Marlon Ritter zum 0:1 durch die Beine rutschen lassen. In einem extrem chancenarmen Spiel kam dieser Gegentreffer schon fast dem Knock-Out gleich, spätestens mit dem 0:2 in Minute 75 war der Traum von Finale dann geplatzt. "Das tut extrem weh", offenbarte der 21-Jährige im "Sky"-Interview. Ausgerechnet im Halbfinale zu patzen, "fühlt sich nicht gut an", sagte Schreiber mit ruhiger Stimme, aus der aber eine riesige Enttäuschung über sich selbst herauszuhören war. "So einen Ball halte ich normalerweise im Schlaf", hielt er fest. "Ich wollte ihn aufnehmen, habe dann irgendwann keinen Kontakt an meinen Händen gespürt. Dann spüre ich, wie er durch meine Beine geht. Das war wie ein Messer ins Herz. Da will man kurz im Boden versinken."


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Auf den Rasen schieben wollte Schreiber das Gegentor aber nicht, nachdem der Ball zuvor noch aufgeprallt war: "So einen Ball muss ich halten. Punkt, Aus, Ende. Das hat nichts mehr dem Rasen zu tun. Das war mein Fehler." Auch wenn der FCS die Partie nicht allein durch seinen Patzer verloren hat, führte Schreiber die Niederlage vor allem darauf zurück: "Das hat das Spiel entschieden, denn danach sind wir in ein kleines Loch gefallen." Seine Mitspieler hätten im Anschluss zwar "extrem gekämpft", konnten das Ruder aber nicht mehr herumreißen. "Fußball kann schön sein, Fußball kann scheiße sein. Heute ist er scheiße", sagte der 21-Jährige mit versteinerte Miene und dachte auch an die Fans: "Der Traum war zum Greifen nah, und ich habe es leider nicht geschafft, die Null zu halten. Das tut mir leid. Es schmerzt, die Fans zu sehen und auch, dass sie enttäuscht sind."

Kein Vorwurf vom Trainer

Trainer Rüdiger Ziehl war indes weit davon entfernt, Schreiber einen Vorwurf zu machen: "Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. Er hat uns oft gerettet und macht sich selbst die größten Vorwürfe", sagte er bei der "ARD". Genau wie sein Keeper wiegelte auch Ziehl Fragen danach ab, ob das Gegentor am Rasen gelegen haben könnte: "Nein, könnte es nicht", machte er deutlich. Gleichwohl tue die Niederlage "extrem weh, weil es ein Spiel war, das wir nicht verlieren müssen. Beide Mannschaften haben sehr verhalten agiert, es war komplett auf Augenhöhe. Am Ende machen wir den einen Fehler zu viel". Dabei waren Chancen auf Treffer durchaus vorhanden, Kai Brünker scheiterte jedoch sowohl in der 42. als auch in der 80. Minute freistehend vor dem Tor. "Wenn wir in der 80. Minute treffen, bebt das Stadion nochmal und wir können über uns hinauswachsen."

Brünker selbst fehlten direkt nach Spielende zunächst die Worte: "Wenn ich die Tore mache … So überwiegt jetzt die Enttäuschung." Einen Vorwurf könne er aber niemanden machen, "alle waren gallig, alle waren gierig, das Spiel zu gewinnen". Kurz darauf bat der Siegtorschütze aus dem Gladbach-Spiel darum, das Interview abbrechen zu dürfen – zu groß war der Frust über das verpasste Finale. Abschließend hielt er aber fest, dass er "extrem stolz" auf die Mannschaft sei, "dass wir es soweit geschafft haben".

"Wahnsinn, dass wir im Halbfinale waren"

In eine ähnliche Kerbe schlug auch Ziehl: "Es ist Wahnsinn, dass wir im Halbfinale waren. Darauf können wir stolz sein. Das habe ich auch der Mannschaft im Kreis gesagt." Noch sei die Erkenntnis zwar ein "schwacher Trost" und helfe auch nicht über die Derby-Niederlage hinweg, "in ein paar Wochen und Monaten werden wir aber realisieren, was wir geschafft haben". Für den Moment überwog aber auch beim Coach die Enttäuschung, zumal der FCS bereits bei der letzten Teilnahme am Halbfinale vor vier Jahren gescheitert war. "Wir sind sehr, sehr enttäuscht. Das ist ein trauriger Moment."

Ein Lob richtete er an die Fans: "Sie haben uns schon zwei Stunden vor Anpfiff eingestimmt. Für sie tut es mir leid." Nach Spielende versuchten die Anhänger, das Team mit Gesängen und Applaus wieder aufzurichten. "Das war eine geile Reise", blickte Schreiber zurück. Damit der FCS eine solche in der kommenden Saison erneut erleben kann, geht es nun in der restlichen Spielzeit darum, sich entweder als Tabellenvierter oder über den Gewinn des Landespokals wieder für den DFB-Pokal zu qualifizieren.

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