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·10. November 2019

Wie dämlich kann man sein?

Artikelbild:Wie dämlich kann man sein?

Wenn man VfB heisst: sehr dämlich. Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel, VfL Osnabrück – drei Niederlagen nach dem gleichen Muster. VfB, Verein für … … Überheblichkeit … Chancenwucher … fehlende Entwicklung?

Der VfB verliert gegen die Osnabrücker, die zuletzt am 1. September einen Dreier einfuhren. Die erste Halbzeit eine absolute Unverschämtheit, 71 Prozent Ballbesitz, logisch, aber auch kürzeste Pässe landen beim Gegenspieler oder im Aus. Kein Tempo, keine Spielidee, es wirkt so, als ob der VfB überrascht sei, dass er früh angelaufen wird und sich kernigen Zweikämpfen stellen muss. Es wirkt so, als ob der VfB erwartete, dass ihm etwas geschenkt wird in Osnabrück, die renitenten Niedersachsen sich aber nicht an die Absprache halten. Natürlich hat der VfB einen Kader, der 50x teurer ist als der des Aufsteigers. Aber der VfB gewinnt auch dort nur, wenn ab der ersten Minute „online“ ist, wie Nico Willig sagen würde. Es reicht auch gegen einen limitierten Zweitliga-Gegner wie Osnabrück nicht, in den letzten 20 Minuten Gas zu geben. Dass die in diesem Zeitraum erspielt (oder besser: erzwungenen) Torchancen nicht zum Erfolg führen, erinnert stark an Wiesbaden und Kiel.


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Es stimmt schon seit einiger Zeit etwas substanziell nicht beim Fußball von Tim Walter. In der Abwehr zu sorg- und körperlos, beinahe desinteressiert. Im Aufbauspiel ohne Tiefe, ohne Tempo, ohne Präzision. Im Sturm nicht konsequent genug. Da reicht es nicht, sich am Ballbesitz und an der Anzahl der Chancen aufzugeilen. Soweit ich weiss, haben beide Zahlen keinen Einfluss auf die Tabelle. Die Entwicklung seit Saisonbeginn bereitet dabei Sorgen, denn es wird nicht besser, sondern tendenziell schlechter. Dies gilt für das Spiel, aber auch für Spieler. Zu wissen, dass man besser ist, reicht nicht, man muss es auch zeigen. Ansonsten kommt es so rüber, als ob ein Prüfling einen Test nur zur Hälfte ausfüllt, obwohl er alle Fragen beantworten kann.

Vier der letzten fünf Ligaspiele gingen verloren. Das ist nicht die Bilanz eines Aufsteigers. Drei der vier Niederlagen wurden gegen Gegner kassiert, die aus den untersten Tabellenregionen der zweiten Liga kommen. Nach nun 15 Pflichtspielen hat sich der Walter-Fußball noch nicht durchgesetzt. Vor allem im letzten Spieldrittel fehlen lange Zeit Anspielstationen, die Spieler wissen offensichtlich nicht, was sie tun sollen. Unter Druck, den Ausgleich erzielen zu müssen, ist aber plötzlich Tempo da, es wird kombiniert, geflankt, geschossen, natürlich auch weil mit Nicolas Gonzalez, Silas, Al Ghaddioui und Mario Gomez die volle offensive Kapelle auf dem Feld steht. Dass kein Tor erzielt wird, nur damit zu erklären, dass der VfB „die Seuche am Fuß“ hat (Sven Mislintat), ist oberflächlich und kein gutes Zeichen. Denn es bedeutet, dass der VfB mit der Spielweise auf dem richtigen Weg ist. Das sollte aber niemand behaupten, der erst nach 65 Minuten den richtigen Zug zum Tor entwickelt, dem der vielzitierte Mut über lange Zeit fehlt, der die komplette erste Halbzeit wie ein Unbeteiligter auf dem Feld steht. Vier Niederlagen in fünf Spielen können kein Pech mehr sein. Vom Schönreden werden die hässlichen Ergebnisse auch nicht hübscher und das Punktekonto nicht fetter.

Artikelbild:Wie dämlich kann man sein?

Die Fußballfibel ist kürzlich erschienen und erzählt die Geschichte des VfB Stuttgart anhand eines einzigen Tages. Alle Infos zum „Vertikalbuch“ findet ihr auch hier.

(Foto Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

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