Wichtiger als Kane & Guirassy: Dieser Odysseus ist der MVP der Bundesliga | OneFootball

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Felix Thielemann·1. März 2024

Wichtiger als Kane & Guirassy: Dieser Odysseus ist der MVP der Bundesliga

Artikelbild:Wichtiger als Kane & Guirassy: Dieser Odysseus ist der MVP der Bundesliga

Kane, Openda, Guirassy, Grimaldo, Füllkrug usw. Die aktuelle Bundesliga-Saison hat mal wieder unzählige Top-Spieler zu bieten, die Woche für Woche begeistern. Doch wer von ihnen ist der Wichtigste, wer ist der aktuelle MVP der Bundesliga? Na, ein Augsburger natürlich!

Also zumindest relativ gesehen, hast du richtig gehört. Ein Stürmer des FC Augsburg ist wertvoller als 100-Millionen-Stürmer Harry Kane. Auf rein finanzieller Ebene ist das natürlich Quatsch und mag auch sonst reichlich seltsam klingen. Aber Geld ist ja bekanntlich nicht alles.


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Zum Wert eines Spielers gehört nunmal eben mehr als das, was wir auf ‚transfermarkt.de‘ sehen. Nicht allein die Summe, die für einen Fußballer auf den Tisch gelegt wird, entscheidet darüber, wie wertvoll er ist. Ebenfalls entscheidend ist die Frage, wie wichtig ein Spieler für seinen Verein ist. Und vor allem bei den Topklubs ist es in dieser Hinsicht gar nicht so einfach, wertvoll zu sein.

Das zeigt auch die aktuelle Saison sehr deutlich: Wenn Kane mal einen schlechten Tag hat, trifft im Notfall halt Musiala. Wenn Guirassy beim Afrika Cup ist, sorgt stattdessen Undav für die Buden. Gleiches beim Tabellenführer: Mit Schick oder Adli vorne drin steuert Xabi Alonso auch in Abwesenheit von Boniface auf die erste Leverkusener Meisterschaft überhaupt zu.

In Augsburg dagegen könnte man sich womöglich fürs Erste aus der Bundesliga verabschieden, wenn dieser Mann plötzlich ausfallen würde.

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Mit 20 Scorer-Punkten (12 Tore, 8 Vorlagen) in bisher 23 Spielen ist Eren Demirović in der aktuellen Saison an 67 Prozent aller FCA-Tore (33) beteiligt. Spieler wie Kane (52%) und Guirassy (40%) oder auch Leistungsträger anderer kleinerer Vereine wie Grifo bei Freiburg (50%) und Beste in Heidenheim (52%) reichen dem 25-Jährigen hier nicht mal ansatzweise das Wasser. Ganze elf Punktgewinne wurden überhaupt erst durch seine Torbeteiligungen erreicht, zuletzt am vergangenen Spieltag gegen Freiburg. Ohne ihn geht beim FCA gar nichts.

Besonders bemerkenswert wird der sportliche Aufstieg des 25-jährigen Bosniers, wenn man mal einen Blick auf seinen Werdegang wirft. Geboren in Hamburg spielte Demirović erst 10 Jahre in der Jugend des HSV, bevor es ihn dann 2014 in den Nachwuchs von RB Leipzig zog.

Dort stach er dann zwar mit 52 Torbeteiligungen in 83 Spielen für die Jugendmannschaften hervor und war in der U19 sogar Kapitän, musste 2017 aber dann trotzdem gehen.

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Anschließend zog es Demirović auf eine kleine Odysee durch Europa. Erst nach Spanien zu Deportivo Alaves, dann Leihen zum FC Sochaux, UD Almería und schließlich FC St. Gallen. Dort wurde der junge Stürmer so halbwegs glücklich und legte in der Saison 2019/20 gleich 21 Torbeteiligungen in der Schweizer Super League hin.

So wurde auch der SC Freiburg auf ihn aufmerksam, der sich für fast vier Millionen Euro die Dienste des damals 21-Jährigen sicherte. Und anfangs lief es auch dort bestens. Mit seinem Premierentor im Dezember 2020 gegen Hertha wurde er zum ersten ehemaligen Leipziger-Jugendspieler, dem ein Tor im deutschen Oberhaus gelang.

Doch wer damals glaubte, dass Demirović nun endgültig angekommen sei, irrte sich immer noch. Im Folgejahr gelang in Freiburg fast gar nichts mehr. Sein erstes Spiel von Beginn an durfte er erst am 14. Spieltag bestreiten und viele mehr sollten auch nicht dazu kommen. Im Sommer standen die Zeichen also mal wieder auf Vereinswechsel, nicht zuletzt da die Freiburger schon länger am damaligen Augsburger Michael Gregoritsch interessiert waren. Kurzerhand tauschten der FCA und die Breisgauer ihre Stürmer.

Die neuen bayrische Luft tat Demirović auch auf Anhieb gut. Unter Trainer Enrico Maaßen war der Angreifer nun endlich gesetzt und mit 14 Torbeteiligungen direkt sehr entscheidend am knappen Augsburger Klassenerhalt beteiligt. Belohnt wurde er anschließend mit dem Kapitänsamt.

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Und auch in dieser Saison liefert Demirović nun unglaublich stark ab. Das aber längst nicht nur durch reine Torbeteiligungen. Nicht umsonst bezeichnete ihn sogar Gegner SV Darmstadt 98 auf seiner Homepage als „Mentalitätsmonster“. Besonders bezeichnend hierfür ist – neben seiner bemerkenswerten Qualität im Abschluss – auch Demirovićs Kopfballstärke und das trotz einer Größe von „nur“ 1,85 Meter.

Für den 25-Jährigen ist diese Art des leidenschaftlichen und harten Spiels völlig selbstverständlich und auch seine beste Eigenschaft als Spieler, wie er bei ‚SPOX‘ erzählte: „Ich bin kein Schönwetter-Fußballer, der nur glänzen will. Ich gehe an meine Grenzen und will auch in scheinbar aussichtslosen Situationen alles versuchen. Dazu gehört auch der Glaube an mich selbst, wenn andere das vielleicht schon nicht mehr tun.“

20 Scorer-Punkte stehen aktuell zu Buche und es scheint nicht, als wäre zeitnah ein Ende in Sicht. Allein in den letzten fünf Partien waren sechs Scorer. Spiele ohne zählbare Leistung gab es bei ihm diese Saison überhaupt erst acht, ein absoluter Top-Wert. Genauso wie seine bisher null verpassten Partien und ständig Top-Fitness.

Eine solche Zuverlässigkeit ist gerade im Abstiegskampf eigentlich unbezahlbar. Demirović liefert einfach immer, sei es nun durch seine Treffer und Vorlagen oder eben durch seinen Einsatz, mit dem er auch seine Mitspieler besser macht. Eben alles was man so erwartet vom wichtigsten Spieler der Bundesliga.