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Philipp Overhoff·7. September 2024

Wettrennen zur Weltklasse: Dieses Duo kämpft um das Kroos-Erbe

Artikelbild:Wettrennen zur Weltklasse: Dieses Duo kämpft um das Kroos-Erbe

Es ist zugegeben müßig, über die wichtigste Position im modernen Fußball diskutieren. Dafür ist das Spiel viel zu komplex, die Aufgabenverteilung über alle Mannschaftsteile hinweg viel zu divers geworden.

Eines lässt sich jedoch klar festhalten: Ohne eine elitäre Mittelfeld-Zentrale mit hoher individueller Qualität wird man auf absoluten Weltklasse-Niveau keinen Erfolg haben. Egal ob Rodri bei Manchester City und Spanien, Jude Bellingham bei England und Real Madrid oder Granit Xhaka bei Invincible-Bayer – alle beherrschen sie das Zentrum auf eine gänzlich unterschiedlich interpretierte Art und Weise.


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Auch die deutsche Nationalmannschaft verfügte in diesem Mannschaftsteil in den vergangenen zwei Dekaden über herausragendes Personal. Michael Ballack, Bastian Schweinstiger und zuletzt Ilkay Gündogan, sowie vor allem Toni Kroos drückten dem DFB-Spiel ihren Stempel auf, verpassten ihm eine klar lesbare Handschrift.

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Infolge der kürzlichen Rücktritte von Gündogan und Kroos aber ist auf der Position des Strategen erstmals seit langer Zeit ein Vakuum vorhanden. Ein Vakuum, das Julian Nagelsmann in spätestens zwei Jahren geschlossen haben muss. Denn die DFB-Elf verfolgt im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2026 große Ziele.

„Dass man zwei Jahre warten muss, dass man Weltmeister wird, tut weh“, sagte der Bundestrainer auf der Pressekonferenz nach dem bitteren EM-Aus gegen Spanien. Die Marschroute ist also vorgegeben: Die Nationalmannschaft braucht Top-Level-Qualität in nahezu allen Bereichen. Spätestens im übernächsten Sommer muss dieses Level also auch im zentralen Mittelfeld erreicht sein, um tatsächlich um den begehrtesten aller Pokale mitspielen zu können.

Aktuell haben laut ‚Bild‘-Informationen Robert Andrich und Pascal Groß die Nase vorne, insbesondere Andrich dürfte aufgrund seiner Stärken als Zweikämpfer und Wadenbeißer auch 2026 gesetzt sein. Dass der dann 35-Jährige Groß die erste Option auf der deutschen Acht ist, erscheint dagegen mehr als unwahrscheinlich.

Die Weltmeister-Hoffnungen ruhen daher vor allem auf zwei Namen: Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller. Pavlovic debütierte im EM-Test gegen die Ukraine, verpasste das Turnier dann aber wegen einer Mandelentzündung. Stiller schaffte es nach einer überragenden Bundesliga-Saison mit dem VfB Stuttgart noch nicht in den deutschen Kader, weshalb die Nations-League-Duelle gegen Ungarn und die Niederlande seine ersten mit dem Adler auf der Brust sind.

Dass beide Spieler riesiges Potenzial besitzen, steht außer Frage. Dass sie in riesige Fußstapfen treten werden noch viel weniger. Und dennoch: Sowohl Pavlovic als auch Stiller passen von ihrem Profil her blendend in das Nagelsmann’sche System. Aus Vereinen stammend, die einen sehr dominanten Spielansatz verfolgen, besitzen beide Kicker eine enorme Passstärke und eine beeindruckende Ballsicherheit. Dabei scheuen sie zudem keineswegs das Risiko. Bayern-Youngster Pavlovic bringt satte 81 Prozent seiner langen Pässe an den Mann, VfB-Mann Stiller komplettiert pro Spiel insgesamt 4,69 dieser Bälle. Beides sind im europaweiten Vergleich absolute Top-Werte, die auch der mutigen und risikoreichen Fußball-Philosophie des Bundestrainers entsprechen dürften.

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„Er ist einer, der Eier hat. Der den Ball haben will, der Fußball spielen will“, sagte auch Joshua Kimmich zuletzt über den Debütanten des VfB Stuttgart. Seinen Teamkollegen Pavlovic bezog er explizit in das Lob mit ein: „Beide sind vom Profil ähnlich. Sie sind technisch stark, haben ein gutes Passspiel“, betonte Kimmich. „Beide haben Lust darauf, Fußball zu spielen.“

Die DFB-Talente weisen also ein Skillset auf, das sich gut mit dem des physischen Fußball-Arbeiters Robert Andrich ergänzen sollte. Auch wenn Pavlovic und Stiller über ein durchaus intelligentes Defensivverhalten verfügen und vor allem Pavlovic es liebt, das Spiel aus einer tiefen Position aufzubauen und diese zu halten, sind beide viel eher Achter als Sechser. Äquivalent zur Kroos-Rolle bei der vergangenen Heim-EM wird also ein klassischer Mittefeld-Stratege gesucht, der einen tiefstehenden Gegner auseinander spielen kann, gleichzeitig aber auch resistent gegen Pressing ist. An dieser Stelle lässt sich für die Nationalmannschaftsrookies ein doppeltes „Check“ setzen, beide sehen sich fast Woche für Woche in der Bundesliga mit einer ähnlichen Aufgabe konfrontiert.

Selbstredend wird die DFB-Elf auf dem Weg zu einem möglichen WM-Triumph auf eine höhere Qualität treffen, als diese Mainz und Augsburg aufweisen. Und selbstredend kann von Pavlovic und Stiller niemand erwarten, Toni Kroos 2.0 zu werden. Das tut auch Julian Nagelsmann nicht. Dennoch wird mindestens einer der beiden Rohdiamanten bis 2026 Weltklasse-Niveau erreicht haben müssen, möchte Deutschland in den USA, Kanada und Mexico wirklich um den Titel konkurrieren. Denn die letzten Jahre im Weltfußball haben uns klar und deutlich gezeigt: Keine Zentrale, keine Pokale.

Die Jagd auf die Kroos-Position, die temporär von Pascal Groß bekleidet werden wird, ist also offiziell eröffnet. Es wird ein zweijähriges Wettrennen zur Weltklasse.