FC Schalke 04
·10. Oktober 2023
Wer es einmal hörte, vergisst es nie: „Liii-buuu-daa!“

In partnership with
Yahoo sportsFC Schalke 04
·10. Oktober 2023
Heute vor 80 Jahren erblickt am 10. Oktober 1943 ein Fußballer das Licht der Welt, den Fans von Schalke 04 verehren, wie nur ganz wenige andere Königsblaue: Reinhard Libuda, von allen „Stan“ genannt. Ab den frühen 1960er Jahren begeistert er mit seinen Dribblings ein Jahrzehnt lang nicht nur die Zuschauer in der Glückauf-Kampfbahn. Ein Portrait über den unvergessenen Ehrenspielführer unseres Clubs, Rechtsaußen der Schalker Jahrhundertelf und Kapitän der Pokalsiegermannschaft 1972.
Es ist nicht nur dieses berühmte „Keiner kommt an Gott vorbei – außer Stan Libuda!“, das denjenigen in Dimensionen des Religiösen denken lässt, der das Phänomen Libuda beschreiben will. Es ist die Erinnerung an glückselige Stunden in der Glückauf-Kampfbahn, in denen ein ganzes Stadion nur einem Spieler huldigt: „Liii-buuu-daa! Liii-buuu-daa!“ Kein Stakkato, kein Anfeuern im Sinne eines Aufputschens. Vielmehr getragen, inbrünstig, ja andächtig. Unweigerlich drängt sich das Wort Gottesdienst ins Sprachzentrum. Messe wäre rein sprachlich ein wenig unverfänglicher – aber eben nicht so präzise. Es ist, wenn nicht Gottesdienst, so doch moderne Götzenverehrung.
Ist es auch dieser Name? Drei kurze Silben mit Vokalen, die endlos lang gezogen werden können. Je länger, desto besser. Wie geschaffen für einen Chor aus zigtausend Stimmen. „Liii-buuu-daa!“ Was, wenn er Reinhard Kokoschinski geheißen hätte? Lachen Sie nicht – auch der Name ist Teil des Phänomens. „Liii-buuu-daa!“ Dieses Phänomen klingt einfach gut. In der Wiederholung wohnt dem Ruf etwas Hypnotisierendes inne. Wer es einmal gehört hat, vergisst es nie. Bekommt noch nach Jahrzehnten Gänsehaut. Und nochmals: Woher kennen wir das ritualartige gemeinsame Singen andächtiger Lieder?
Königsblau lobt und preist also den Herrn Libuda, bis er beinahe übermenschlich erscheint. Warum er? Schalke hatte einige herausragende Spieler, hatte und hat immer seine Lieblinge. Die werden mehr verehrt als anderswo. Die meisten von ihnen allerdings kräftiger als Stan, mit breiterer Brust: Anführer wie weiland Ernst Kuzorra oder Marc Wilmots, Marcelo Bordon. Filigrane eher selten: Olaf Thon zum Beispiel. Aber auch der kann sich bereits als 17-Jähriger wehren und ist ein geborener Führungsspieler. Typen, die dem Druck wesentlich besser standhalten als Reinhard Libuda. Die nicht so wankelmütig sind, so schwankend in ihren Leistungen.
Aber vielleicht ist es genau diese Schwäche. Stan ist wie der Fußball selbst. Du kommst ins Stadion und weißt nie, wie das Spiel werden wird. Sieg oder Niederlage, grandios oder grottenschlecht?
Schimpfen die Fans, wenn seine erste Flanke nicht ankommt? Wenn er beim ersten Dribbling hängen bleibt? Wenn das ganze Stadion stöhnt, weil alle zu wissen glauben: „Au weia, dat wird heute nix mittem Stan!“ Obwohl, so widerspricht einmal Mitspieler Rolf Rüssmann: „Das ist doch eine Überspitzung gewesen, dass der Stan immer entweder Welt- oder Kreisklasse gewesen sein soll. Und auch, dass er nur gut gespielt hat, wenn die Mannschaft eh gut drauf war.“ Spontan ergänzt Rüssmann: „Es gab zum Beispiel mal ein Heimspiel gegen Duisburg. Gegen die hatten wir immer Schwierigkeiten. So auch an diesem zweiten Spieltag der Saison 71/72. Und Stan hat uns ausgeschimpft: Was spielt ihr denn für einen Mist zusammen? Dann hab ich einen Ball abgewehrt, auf Stan gespielt, der stürmt über den halben Platz, macht drei Mann nass und haut das Ding in den Giebel. Aber er hat gar nicht gejubelt, sondern ist weiter schimpfend zurückgelaufen. Und ein paar Minuten vor Schluss hat er wieder so ein unglaubliches Solo drauf, umspielt am Ende auch noch den Torwart, und wir gewinnen 2:0. Und da ist er dann direkt hinter dem Tor den Fans in die Arme gelaufen. So war der Stan!“ Dieses Solo wird zum „Tor des Monats“ gewählt.
Aber es gibt auch ohne Überzeichnung Formkrisen, unerklärliche Auftritte des Genialen, die Trainer, Mitspieler und Fans dem Wahnsinn näher bringen. Da wird aus dem begnadeten Dribbler der ineffektive Fummler, da kauft ihm der eine oder andere Verteidiger mit Psycho-Tricks oder (über-)großer Härte den Schneid ab. Dann schimpfen die Fans. Aber wie? Mitfühlend, maßlos, verletzend, den Gefeierten urplötzlich verteufelnd? Die Zeitzeugen geben Erstaunliches zu Protokoll: Die Fans sind selbst während dessen schlechtester Vorstellung immer bereit, ihrem Stan zu vergeben, sofort wieder umzuschwenken. Manchmal braucht es nur einen Trick, eine dieser Körpertäuschungen, und die Stimmung kippt.
Zahlen? Fakten? Bitte: Geboren am 10. Oktober 1943; übrigens nicht in Gelsenkirchen, wo er aufwächst, sondern in Wendlinghausen bei Lemgo, weil Familie Libuda ausgebombt worden war. Vater Paul schon trickreicher Außenstürmer bei Gelsenkirchen 07. Anmeldung auf Schalke: 1952. Erstes Spiel für Schalkes Senioren: August 1962, Oberliga gegen Bayer Leverkusen (2:2). Länderspieldebüt: September 1963 gegen die Türkei (3:0). Sommer 1965: Schalke ist Sechzehnter geworden, steht als Absteiger aus der Bundesliga fest. Libuda will erstklassig bleiben und wechselt zu Borussia Dortmund. 1966: Bundeswehr. Bei den Panzergrenadieren in Handorf bei Münster lernt er Erwin Kostedde kennen, damals noch Zweitligaspieler, später erster dunkelhäutiger Nationalspieler Deutschlands.
Das war es dann mit Zahlen und Fakten. Wer über Libuda spricht, landet unweigerlich bei Gefühlen. So schwärmt Kostedde: „Die Körperhaltung, die Dribbelkunst, und die Schnelligkeit dabei! Eine Kunst! Ich sagte: Das gibt es nicht. Ich war voll begeistert. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Das war einmalig. Seitdem war ich Fan von Stan Libuda.“ Die beiden nähern sich ein wenig an. Kostedde beschreibt die Gespräche über Fußball und immer wieder über Schalke so: „Libuda war Schalke und Schalke war Libuda. Immerzu erzählte er von Szepan und Kuzorra. Das waren seine Idole. Ich glaube, er war glücklich bei Dortmund, aber er war immer ein Schalker. Von Schalke kam er einfach nicht weg.“
Im Sommer 1968 ist er dann wieder zu Hause. Günter Siebert holt ihn zurück; Libuda ahnt wohl auch, dass die Kräfteverhältnisse im Revierfußball sich wieder zugunsten Schalkes verschieben. Beim Aufbau der Elf, die 1971/1972 auf ihrem Höhepunkt ankommt, ist Stan eine der Siebert‘schen Säulen. Die Glückauf-Kampfbahn hat ihren Liebling wieder. Am 27. Juli 1968 findet ein Testspiel gegen Rapid Wien statt. Die Kulisse ist überragend: 22.000 Fans sind gekommen, „zehntausend nur wegen Stan“, ist sich Siebert sicher. Und wieder klingt es beschwörend durchs Rund: „Liii-buuu-daa!“ Sie beschwören das Märchen vom Jungen, der auszog, um vom kleinen Schalke aus die große Fußballwelt zu beeindrucken. Einer von uns, der mehr kann und mehr erreicht, als im normalen Leben je denkbar wäre. Der Stan hat es geschafft. Das Spielfeld als Projektionsfläche für die Wünsche der Fans – das hat Libuda nicht erfunden. Aber bei ihm wird es zum Phänomen. Kaum ein Spieler ist als Individualist derart gefeiert worden – kaum einer ist so zum Objekt der Öffentlichkeit geworden wie Libuda. Die Liebe der Massen hat der Fußballer hervorgerufen – das Interesse der Medien der Mensch. Die Bundesliga hat den Markt bereitet für eine landesweite Berichterstattung.
Die Boulevardpresse forciert das Heldentum. Schnell ernennt sie Menschen zum Star, manchmal gibt sie sie genauso schnell wieder zum Gespött frei. Und bei keinem Fußballer seiner Zeit ist der Unterschied zwischen dem überirdischen Wesen auf dem Platz und dem Menschen außerhalb so eklatant, ist die Fallhöhe so groß wie bei Libuda.
Der Fußballer Stan verzaubert an seinen besten Tagen das Publikum. Immer wieder berichten die Zeitungen davon, dass eine Gala-Vorstellung des Dribbelkönigs selbst die gegnerischen Fans zu Beifallsstürmen hinreißt, wie an seinem 27. Geburtstag bei Arminia Bielefeld (3:0). Er erzielt das entscheidende Tor beim 2:1 nach Verlängerung gegen den FC Liverpool, das Borussia Dortmund als erster deutscher Mannschaft überhaupt einen Europapokal beschert (Pokalsieger 1966). Spätestens nachdem Stan Deutschland mit seinem Siegtreffer zum 3:2 gegen Schottland am 22. Oktober 1969 zur WM nach Mexiko geschossen hat, ist er eine nationale Berühmtheit. Und nach internationalen Begegnungen einer der wenigen deutschen Fußballer, die auch von Ästheten des Sports im Ausland anerkannt werden.
Nach einem seiner größten Spiele, während der WM 1970 beim 5:2 gegen Bulgarien, als er an vier Toren beteiligt ist (eins macht er selbst, einen Elfmeter holt Stan heraus, die weiteren Treffer legt er Gerd Müller auf), überschlagen sich die Kritiken. Ron Greenwood, Trainer von West Ham United, schwärmt: „Dieser Mann hat die Deckung der Bulgaren demoliert. Er ist ein Individualist, der den Mut hat, das scheinbar Unglaubliche und Unmögliche wahr zu machen. Ohne diese Figuren wie Libuda ist der moderne Fußball überhaupt nicht mehr entwicklungsfähig.“
Beim 3:0-Heimsieg gegen die Shamrock Rovers im Oktober 1969 legt Stan eine solche Gala hin, dass der russische Schiedsrichter Pavel Kazakow schwärmt: „Wenn ich einen großen Koffer hätte, würde ich den Mann mit zu uns nehmen.“ Aber russische Koffer sind leer, im Gegensatz zu denen von Juventus Turin und Feyenoord Rotterdam, die 1970 um Libuda buhlen. Doch der empfindet schon Dortmund als auswärtig und bleibt lieber auf Schalke …
Hier hält das Fußball-Schicksal noch den Tiefpunkt und einen letzten Höhepunkt für ihn bereit: die Verstrickung in den Bundesliga-Skandal 1971 und den Gewinn des DFB-Pokals 1972. Klaus Fischer und Rolf Rüssmann erzählen viele Jahre nach dem Skandal übereinstimmend, dass Libuda als Kapitän des Teams von Anfang an gegen den Betrug ist: „Er hat gesagt: ‚Das machen wir nicht!‘ Die anderen älteren Spieler haben ihn dann bequatscht. Aber er war immer noch dagegen. Erst als hinterher das Geld in der Kabine war, hat er auch etwas genommen.“
Er kann sich nicht durchsetzen, kann wieder nicht ,Nein‘ sagen. Als Stan dann die letzte Trophäe seines Fußballer-Lebens in die Luft reckt, liegt über allem bereits die Drohung der lebenslangen Sperre. „Davon habe ich mich nie erholt. Das hat mir die Lust am Fußball genommen“, wird er später erklären. Nach dem Pokalsieg verkauft Schalke Libuda an Racing Straßburg und kassiert eine halbe Million D-Mark – vor dem Hintergrund des drohenden Urteils gegen den Ex-Nationalspieler kein schlechtes Geschäft. Aber darf man so mit Stan Libuda umgehen? Der empfindet schon Sieberts bloße Bereitschaft zur Trennung als Verrat und unterschreibt trotzig bei den Elsässern. Dort kommt er nie richtig in Form, verletzt sich bald schwer und hat Heimweh. Am 13. Januar 1973 sperrt ihn der DFB zunächst endgültig, danach auch der französische Verband. Straßburg löst den Vertrag auf. Als Stan im Januar 1974 begnadigt wird, kehrt er zum zweiten Mal zurück zu seinem S04. Doch seine große Zeit ist vorüber. Noch einmal feiern ihn die Fans für seine Finten und Flanken. Bei einem 6:1 über Fortuna Köln am 2. März 1974 hallen die „Liii-buuu-daa“-Chöre durchs Parkstadion. Aber irgendwie scheinen sie in die Glückauf-Kampfbahn zu gehören.
Wenn auch Stan in seinen besten Zeiten sogar an Gott vorbeikommt, der Mensch Reinhard wird vom Leben ausgetrickst. Beruflich will ihm nach der endgültigen Beendigung der Karriere im September 1974 nichts gelingen. Der Zigarrenladen von Ernst Kuzorra, den er einige Monate später übernimmt, ist die falsche Wahl. Zu viel Publikumsverkehr für den scheuen Mann. „Er war von Haus aus Skeptiker“, sagt Rolf Rüssmann, der sich Libuda immer verbunden gefühlt und ihm in schlechten Zeiten eine Arbeitsstelle besorgt hat. „Stan war eigentlich ein freundlicher Mensch, aber immer auch ein bisschen misstrauisch.“ Als es ihm später finanziell immer schlechter geht, ist er zu stolz, um sich mit Benefizaktionen helfen zu lassen. Doch bereits viel früher kann man diese Charakterzüge geradezu in seinem Gesicht lesen. Auf den meisten Fotos, die von dem Rechtsaußen existieren, ist sein Blick melancholisch. Willi „Fischken“ Multhaup, sein Trainer in der Zeit beim BVB, vergleicht ihn mit dem Clown Grock. Selbst sein Lachen habe eine gewisse Traurigkeit ausgestrahlt.
Libuda verfügt durchaus über Selbstbewusstsein – als Fußballer. Immer wieder meldet er zum Beispiel seine Ansprüche in Bezug auf die Nationalmannschaft an. Aber auf der anderen Seite können Gegenspieler den Eifersüchtigen durch Bemerkungen über seine Ehefrau vollkommen aus dem Konzept bringen.
Als Mensch bedeutet Selbstbewusstsein für ihn: sich selbst bewusst zu sein, dass er der Öffentlichkeit außerhalb des Platzes nichts Glamouröses bieten kann. Der Star, der auf dem Spielfeld die Puppen tanzen lässt, würde sich im wirklichen Leben am liebsten mit Frau Gisela und Sohn Mathias in der Wohnung einigeln. Nur ganz selten, in Gesellschaft von Menschen, denen er hundertprozentig vertraut, kommt er aus sich heraus, scherzt, lacht, ist gut drauf. Wenn er mal das Macho-Gehabe der anderen imitieren will, den dicken Mann markiert, dann geht das meistens in die Hose, weil er ein schlechter Schauspieler ist. Zu oft sagt er, was er denkt, ist er aufbrausend, manchmal gar jähzornig. „Er hatte großen Respekt vor guten Fußballspielern, aber er konnte auch richtig schroff sein, wenn einer nix konnte“, erinnert sich Rüssmann. Und Jürgen Grabowski, bei der Weltmeisterschaft 1970 nicht nur direkter Konkurrent um den Platz als Rechtsaußen, sondern auch Zimmernachbar und am Ende der mexikanischen Wochen einer, den Stan als Kumpel akzeptiert: „Er hat sich nie für etwas entschuldigt. Dadurch hat er es sich nicht gerade leicht gemacht. Warum war er nie diplomatischer?“
Auf all diese Fragen hätte Stan Libuda wahrscheinlich nur gesagt: Lasst mich doch in Ruhe. Ich wollte nur Fußball spielen. Wenn er das darf, wenn er dabei die Unterstützung des Trainers und der Mitspieler hat, ist er glücklich. Dann wirbelt er die Linie entlang, dass keiner mitkommt. Dann leuchten einem Berufsstoiker wie Klaus Fichtel die Augen heute noch: „Wenn der Stan den richtigen Tag erwischte, war er von niemandem zu stoppen.“ Immer wieder benutzen Zeitzeugen das Wort Rausch, um die Stimmung zu fassen. Nicht nur die des Spielers, auch die der Zuschauer. Und dann ist es wieder da, das „Liii-buuu-daa!“
Dann glänzte er mit dem Matthews-Trick, dem er seinen Spitznamen Stan verdankt, nach dem englischen Altinternationalen von Stoke City. Links antäuschen, rechts vorbei. Legende die Dribblings, bei denen er ein und denselben Gegenspieler mehrmals hintereinander vernascht. Er wartet einfach, bis der Düpierte wieder aufgeschlossen hat, um ihn dann noch einmal nasszumachen. Der Ball klebt ihm am Fuß, in höchster Geschwindigkeit lässt er die Verteidiger wahlweise durch Körpertäuschungen oder rasante Tricks stehen. Dann stimmt sogar, was Trainer Rudi Gutendorf immer wieder in die Welt posaunt, um Libuda zu mehr Selbstvertrauen und damit mehr Konstanz zu verhelfen: „Jetzt, wo Matthews und Garrincha nicht mehr spielen, sind Libuda und Jairzinho die besten Rechtsaußen der Welt!“
Hinterher, als es den Fußballer Stan nicht mehr gibt, ist sein Leben der Höhepunkte beraubt. Reinhard muss durch viele Tiefen. Den Verlust seiner Häuser. Die Scheidung von Gisela. Er bekommt Kehlkopfkrebs. Am 25. August 1996 stirbt Reinhard Libuda an Herzversagen.
Aber die Verehrung seiner Fans ist geblieben. Selbst wenn mancher mitbekommen hat, dass dieser Mensch vielleicht ein wenig weiter von der Perfektion entfernt war als andere. Aber „dem Stan“ werden seine Schwächen nicht negativ ausgelegt. Sie werden als Teil seiner Person akzeptiert. Sie haben das Andenken an den Flankengott nicht beschädigt.
Apropos Gott: Der legendäre Spruch ist offensichtlich erfunden. Brillant erfunden, aber eben nur ausgedacht. Dutzende ehrgeiziger Journalisten haben versucht, die Wahrheit herauszufinden. Aber die Legende lebt: Mal ist es ein Plakat von der Tournee des US-amerikanischen Predigers Billy Graham, mal eines der Zeugen Jehovas, mal eine Veranstaltungsankündigung unter einer Eisenbahnbrücke in Gelsenkirchen-Schalke, mal ein Transparent an der evangelischen Kirche in Dortmund-Scharnhorst, auf das ein Fan neben den Slogan „Keiner kommt an Gott vorbei“ gekritzelt haben soll „Außer Stan Libuda!“. Egal, ob ausgedacht oder wahr, in welcher Version auch immer: Der Zusatz ist genial – und er beeindruckt nachhaltig wegen der Verbindung mit dem Religiösen. Tief drinnen haben es die Zeitzeugen genau so empfunden.
*Dieser – leicht aktualisierte – Beitrag ist 2015 in der offiziellen Vereinschronik „Königsblau – Die Geschichte des FC Schalke 04“ erschienen; Herausgeber FC Schalke 04; Verlag Die Werkstatt, 704 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN: 978-3-7307-0204-8