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Niklas Levinsohn·20. Mai 2020

🧚‍♀️ Wenn wir ein Ergebnis der Fußballgeschichte ändern könnten ...

Artikelbild:🧚‍♀️ Wenn wir ein Ergebnis der Fußballgeschichte ändern könnten ...

Eine Entscheidung, ein Tor, ein Ergebnis kann die Geschichte eines Spielers, eines Klubs, eines Nationalteams entscheidend prägen. Was also, wenn Spiele, die genau diesen Effekt hatten, anders ausgegangen wären? Diese Frage haben wir uns auch gestellt.

Und jeder von uns hat seine ganz persönliche Antwort gefunden. Hier kommen also die Fußballspiele, für die wir die Zeit zurückdrehen und einen anderen Ausgang erwirken würden. Da wir Journalisten sind und keine Wissenschaftler, muss sich übrigens niemand Sorgen machen, dass der vorhergehende Satz jemals die Ketten des Konjunktivs ablegen wird.


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Niklas Levinsohn: Das CL-Finale von London 2013

Das hier wird selbstredend kein Outing als BVB-Fan. Auch wenn ich, zum Zeitpunkt des Spiels habe ich in London gelebt, damals sehr mit dieser Dortmunder Mannschaft mitgefiebert habe. Ein schwarz-gelber Sieg hätte mir im Nachgang zudem eine verbale Auseinandersetzung mit Jan Hahn vom ‚Sat. 1‘-Frühstücksfernsehen erspart. Möglicherweise bin ich ausfallend geworden. Aber darum soll es jetzt nicht gehen.

Mir geht es um etwas Größeres: Hätte der FC Bayern es nicht geschafft, das traumatische „Finale Dahoam“ gleich im Jahr darauf vergessen zu machen. Hätten die Münchner sogar ein drittes Endspiel binnen vier Jahren um den Henkelpott verloren, noch dazu gegen den BVB, wir würden es heute mit einem ganz anderen Klub zu tun haben. Einem, der danach nicht ununterbrochen Meister geworden wäre, selbst unter der Führung von Pep Guardiola nicht.

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Zu groß wäre der Schaden für das in München so wichtige Selbstverständnis gewesen. Zu besessen in der Folge die Jagd nach dem erlösenden Sieg im Europapokal. Klar hätte es auch Nachteile gegeben. Jupp Heynckes wäre zum Beispiel seine verdiente Krönung verwehrt geblieben. Aber im Fußballutilitarismus steht das Wohl der Vielen eben über dem Wohl des Einzelnen. Auch wenn der Einzelne so liebenswert wie Jupp Heynckes ist.


Dominik Berger: Kioyos Elfmeter gegen Hertha 2004

Als Dortmunder wären mir sicher einige Beispiele eingefallen, deren Ergebnisse ich im Nachhinein gerne geändert hätte. Da sich die Dortmunder bis auf das von Niklas erwähnte Spiel akzeptabel schlugen, fällt meine Wahl auf eine andere Partie. Als Befürworter von großen Traditionsvereinen und insbesondere der Münchener Löwen hat sich kaum ein Ereignis so in mein Gedächtnis eingebrannt wie der verschossene Elfmeter von Francis Kioyo für 1860 München.

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Langfristig hat sich Münchens Gründungsmitglied der Bundesliga nie mehr von Kioyos Fehlschuss erholt, mittlerweile spielt man wieder in Liga 3, nach unten und nach oben passiert nicht viel. Im Gegensatz zur Hertha aus Berlin, die sich danach öfter berappelte und mittlerweile wieder Erstligist ist, wäre es nicht verkehrt gewesen, die Löwen weiterhin in der Bundesliga zu sehen. Denn kaum ein Verein hat sich danach ähnlich ins Bodenlose entwickelt wie die Sech’zger.


Erik Schmidt: Bellarabi als Klopp-Killer

Noch immer zeichnet sich Karim Bellarabi für das schnellste Tor in der Geschichte der Bundesliga verantwortlich. Dies ist ein Fakt, schlug der Leverkusener am 23. August 2014 doch bereits nach neun Sekunden im Duell mit Borussia Dortmund zu. Weder zuvor, noch im Anschluss traf ein Profi zeitiger. Lediglich eine Hypothese stellt jedoch die Behauptung dar, dass Bellarabi mit diesem Treffer Jürgen Klopps Ära bei den Schwarz-Gelben beendete.

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Denn die Partie fand am 1. Spieltag jener Saison statt, an deren Ende der Übungsleiter nicht mehr das Gefühl hatte, „der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein“ zu sein. Die Spielzeit war demnach gelaufen, noch ehe sie so wirklich begann. Von dem Schock durch Bellarabi erholten sich die Dortmunder, die im Sommer mit Robert Lewandowski einen immens wichtigen Leistungsträger verloren hatten und im Winter sogar am Tabellenende rangierten, erst viele Monate später. Da stand Klopps Entscheidung jedoch schon fest!

Ich bin mir sicher, hätte Bellarabi damals nicht so früh getroffen, wäre „The normal one“ noch heute Trainer des BVB!


Jan Schultz: Messis Chile-Dilemma

Mir würde direkt ein passendes Hertha-Spiel von 2016 einfallen, aber das wäre mit Dortmunder Beteiligung. Der schwarz-gelbe Anstrich ist hier schon eindeutig zu stark, also sorge ich lieber für einen himmelblauen Farbtupfer. Dass Argentinien das WM-Finale von 2014 doch gewonnen hätte, wünsche ich mir zwar nicht, aber im Jahr danach hätte es dann schon anders kommen dürfen.

Im Endspiel der Copa América unterlag die Albiceleste Chile auf besonders dramatische Art und Weise: im Elfmeterschießen und obwohl die Argentinier in der regulären Spielzeit besser waren. Die zweite große Finalniederlage binnen eines Jahres war nicht nur mental für das ganze Team ein enormer Schlag, sondern auch für das Ansehen von Lionel Messi. Der spielt zwar seit jeher besser als alle anderen, wartet so aber weiterhin auf den großen Wurf mit der A-Nationalmannschaft.

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Die Debatte um den größten Fußballer aller Zeiten wäre wohl auch für die schärfsten Kritiker ein für alle Mal beendet gewesen. Und wie James Milner es kürzlich mit Blick auf Liverpools Champions-League-Triumph erklärt hat: „Das war der Startschuss für uns als Gruppe.“ Hätte Argentinien 2015 die Copa gewonnen, wäre ein Jahr später die zweite gefolgt – und dann hätte es 2018 womöglich auch mit dem WM-Titel funktioniert.


Helge Wohltmann: Werders verlorenes Finale

Als Bremer gibt es so viele Spiele, die man sich hier aussuchen könnte. Ein verpasstes CL-Achtelfinale mit vollen Hosen im Camp Nou, die Wiese-Rolle, so manche knapp verpasste Meisterschaft und einige verlorene Pokalendspiele. Das für mich schmerzhafteste Finale war allerdings im Uefa Cup 2009. Der Sieger war der letzte Gewinner dieses Wettbewerbs, ehe er in Europa League umbenannt wurde.

Werder ging mit dem Selbstbewusstsein aus 19 Tagen Derbyparty in die Partie gegen Schachtar Donezk, musste aber auf die gelbgesperrten Diego, Hugo Almeida und den verletzten Per Mertesacker verzichten. Was-wäre-wenn-Szenarien spielen auch immer die Möglichkeiten durch, die der SVW mit diesen drei Spielern gehabt hätte. Am Ende verloren die Grün-Weißen das Spiel mit 2:1 in der Verlängerung. Die Krönung der Saison blieb aus.

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Zwar gab es mit dem DFB-Pokal-Sieg trotzdem etwas zu feiern, was auch ausgiebig getan wurde, im Rückblick auf die Schaaf-Ära wäre das aber noch die Kirsche auf der wunderbaren Kitschtorte gewesen, die diese Zeit für die Bremer noch immer darstellt.