Wenn die halbe Liga trickst: Millionensummen für No-Name-Spieler | OneFootball

Wenn die halbe Liga trickst: Millionensummen für No-Name-Spieler | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: OneFootball

OneFootball

Felix Thielemann·26. August 2024

Wenn die halbe Liga trickst: Millionensummen für No-Name-Spieler

Artikelbild:Wenn die halbe Liga trickst: Millionensummen für No-Name-Spieler

In Zeiten von wilden Ausstiegsklauseln, Financial Fairplay und geldgeilen Beratern müssen Fußballklubs schon mal in die Trickkiste greifen, um sich über einige Umwege die Dienste eines Profifußballers zu sichern. Was nach dem „Done Deal“ zurückbleibt, sind oftmals viele Fragezeichen. Mit den größten Transfers aus der Trickkiste wollen wir zumindest ein paar Antworten liefern. Und ja, die Deals sind wirklich so zustande gekommen.

Wer einmal einen Blick auf die Transfergeschäfte im Italien der späten 2010er Jahren wirft, wird ziemlich sicher folgende Reaktion haben: "Was, der hat so viel gekostet?!". Über 40 Millionen für João Mário (Inter, 2016) oder knapp 77 Millionen für Victor Osimhen (Napoli, 2020).


OneFootball Videos


Artikelbild:Wenn die halbe Liga trickst: Millionensummen für No-Name-Spieler

Im Falle des Nigerianers wechselten dann zeitgleich vier relativ unbedeutende Jugendspieler für ziemlich hohe Summen von Napoli zu Osimhens bisherigem Klub Lille. Irgendwie alles etwas verdächtig, oder?

Ähnlich lief es auch bei Alessandro Bastoni, heute Star-Innenverteidiger bei Inter und der italienischen Nationalmannschaft. Im Jahr 2017 spielte der heute 25-Jährige noch für Atalanta Bergamo und galt bereits als großes Talent, war aber noch weit weg von seinen heutigen Fähigkeiten. Daher lag sein Marktwert auch noch bei überschaubaren sieben Millionen Euro. Als die Nerrazurri ihn Ende August 2017 verpflichteten, war offiziell aber plötzlich von einer Ablöse von etwa 31 Millionen Euro die Rede.

Und ähnlich, wie wenige Jahre später bei Victor Osimhen, wechselten auch hier zeitgleich mehrere Jugendspieler von Inter nach Bergamo. Passend zu Bastonis Ankunft in Mailand im Sommer 2018 (nach seinem Kauf war er für eine weitere Saison leihweise bei Atalanta), gingen Marco Carraro und Davide Bettella den genau anderen Weg. Beide wechselten zusammen für ca. zehn Millionen Euro, eine ebenfalls unfassbare Summe für bis dahin kaum in Erscheinung getretene Jugendspieler. Keiner der beiden lief je für Atalanta auf oder ist heute noch im Verein.

Artikelbild:Wenn die halbe Liga trickst: Millionensummen für No-Name-Spieler

Doch wieso diese Trickserei? Wieso wollen Klubs auf dem Papier so viel wie möglich für Spieler bezahlen, nur um dann im Endeffekt durch Umwege doch wieder bei "normalen" Summen anzukommen? Die magischen Worte lauten hier Kapitalgewinn und Amortisation. Denn für Regelungen wie das Financial Fairplay (FFP) werden Ein- und Verkäufe in Fußballvereinen anders gewertet.

So darf der Kauf eines Spielers über mehrere Jahre angerechnet und damit amortisiert werden, meist über die Länge der neuen Vertragslaufzeit. Ein Kauf Bastonis für 30 Millionen, mit einer Vertragslaufzeit von bspw. fünf Jahren, kann also in den Finanzbüchern als sechs Millionen Euro an Ausgaben pro Jahr verbucht werden.

Ein Verkauf dagegen wird sofort in seiner vollen Höhe als Gewinn verbucht und kann somit besonders gut Defizite im FFP ausgleichen. Gerade natürlich, wenn es sich um den Verkauf eines Jugendspielers handelt, für den der Verein selbst keine oder nur sehr wenig Ablöse gezahlt hat. Dann handelt es sich um Kapitalgewinn, das Lieblingswort aller Buchhalter.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Für Vereine wie Inter war es also von einem größeren Vorteil, 30 Millionen über mehrere Jahre zu amortisieren und zehn Millionen Kapitalgewinn zu verbuchen, anstatt einfach nur 20 Millionen zu bezahlen und ohne Einnahmen dazustehen. Andernfalls hätte man mit Verstößen gegen das europäische FFP und weiteren Strafen rechnen müssen.

Kein Wunder, dass bei solchen Zahlen auch die italienischen Finanzbehörden über die Jahre immer wieder aufmerksam wurden. Den meisten Vereinen konnte hier trotz diverser Prozesse und Durchsuchungen aber nie etwas nachgewiesen werden - Transferwerte sind schließlich generell oft nicht nachvollziehbar, gerade bei jungen Talenten. Lediglich Juventus erwischte es hier hart. Erst 2023 wurden die Bianconeri verurteilt und mit zehn Punkten Abzug bestraft, die im Verpassen der europäischen Wettbewerbe resultierten.