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·9. Februar 2025

Wenn der Fan-Support zu weit geht

Artikelbild:Wenn der Fan-Support zu weit geht

Lena Oberdorf wird es zu viel: "Bitte hört auf damit!", erklärte die Bayern-Spielerin kürzlich in ihrem Podcast "Popcorn und Panenka". Grund für diese nötige Ansage sind von den eigenen Fans erstellte Videos, die in den sozialen Medien geteilt werden. Besonders fiktive Geschichten, in denen die Spielerinnen als Charaktere benutzt werden, um einer bestimmten Storyline zu folgen, stoßen vielen Fans schon länger sauer auf. Zuletzt häufen sich die Videos, in denen die Spielerinnen um Lena Oberdorf sexualisiert werden. Oberdorf selbst sprach im Podcast auch von KI-erstellten und gefakten Posts, wo sie Jule Brand küsst. Die Grenzen des Fan-Supports werden dabei klar überschritten. Ob man da noch von "Fans" sprechen kann, ist eine andere Sache.

Es ist traurig genug, dass es Statements wie das von Lena Oberdorf braucht, damit Menschen realisieren, dass diese Aktionen abscheulich und unangenehm sind. Diese Sexualisierung hat längst nichts mehr mit Unterstützung zu tun. Es gibt Grenzen und die werden in letzter Zeit definitiv erreicht. Sich als Fan zu bezeichnen, um dann fiktive Geschichten zu erstellen und zu veröffentlichen, in denen die Lieblingsspielerinnen quasi wie Charaktere behandelt werden, passt nicht zusammen.


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Viele Fans fühlen sich generell zu wohl in der Nahbarkeit des Frauenfußballs. Eigentlich ist es eines der schönsten Merkmale im Fußball der Frauen: Die Spielerinnen schenken den Fans mehr Aufmerksamkeit und Dankbarkeit als ihre männlichen Kollegen. Seien es Fotos, Autogramme oder Gespräche, so ziemlich alle Fußballerinnen nehmen sich nach den Spielen Zeit für ihre Supporter. Das ist es auch, was viele Fans am Frauenfußball wertschätzen. In dieser angenehmen Umgebung fühlen sich manche Unterstützer aber etwas zu wohl. Die Aufmerksamkeit der Spielerinnen wird schon fast als selbstverständlich angesehen. Trikots und Gegenstände werden ihnen ins Gesicht geschmissen mit der Erwartung, dass sie unterschrieben werden. Natürlich ist es schön, dass die Fangemeinde weiter wächst, allerdings müssen die Grenzen auch weitergegeben und aufrechterhalten werden.

Häufen sich die Vorfälle, in denen die Spielerinnen teilweise respektlos behandelt werden, könnte das ein falsches Bild an neue Fans vermitteln. Dazu gehört natürlich auch der Umgang mit den Stars in den sozialen Netzwerken. Es werden Videos (sogenannte Edits) von Spielerinnen veröffentlicht oft begleitet von suggestiver Musik, Close-Ups auf Körperpartien oder unnötig verlangsamten Szenen. Je mehr sexuelle Edits und Geschichten veröffentlich werden, desto "normaler" wird es schrittweise für die Community. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung. Besonders problematisch ist, dass viele dieser Edits von Fans erstellt werden, die sich scheinbar als Unterstützer des Frauenfußballs sehen – dabei tragen sie unbewusst zur Objektifizierung der Spielerinnen bei. Anstatt deren Fähigkeiten, Taktik oder Einsatz auf dem Spielfeld hervorzuheben, werden sie durch solche Inhalte auf ein Klischeebild reduziert, das den Sport nicht ernst nimmt. Solche Sexualisierungsvideos schaden nicht nur den Spielerinnen selbst, sondern auch der Wahrnehmung des Frauenfußballs insgesamt. Sie lenken von der sportlichen Qualität ab und senden eine falsche Botschaft an junge Fans, die sich für den Frauenfußball interessieren. Anstatt den Sport als professionelles Umfeld zu betrachten, wird er durch diese Art von Edits in eine oberflächliche Richtung gedrängt, die nichts mit den eigentlichen Leistungen der Athletinnen zu tun hat.

Fans sollten sich bewusst machen, dass echter Support bedeutet, die Spielerinnen für ihr Können und ihre harte Arbeit zu feiern – nicht, indem man sie auf ihr Aussehen reduziert. Damit sind natürlich nicht alle Edits und Videos gemeint! Es gibt viele Beiträge, in denen sehr viel Arbeit steckt, die cool sind und Spaß machen anzusehen. Diese Videos gefallen auch den Spielerinnen selbst, was sie oft durch Likes oder Interaktionen zurückzahlen. So ein Support darf gerne bestehen bleiben und den braucht es auch, um den Frauenfußball weiter zu pushen und für die Allgemeinheit zugänglicher zu machen. Generell verdient der Frauenfußball einfach nur Respekt und nicht Clickbait-Sexualisierung.

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