
OneFootball
Max von Stuckrad-Barre·24. Januar 2024
Wegen Kane nicht Meister? So verflucht ist Bayerns Situation wirklich

In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
Max von Stuckrad-Barre·24. Januar 2024
Harry Kane ist gewissermaßen der schlechteste Weltklassespieler aller Zeiten. Einerseits schießt er jedes Jahr alles kurz und klein, war schon dreimal Torschützenkönig der besten Liga der Welt und hat auch in dieser Saison in der Bundesliga schon deutlich mehr Tore geschossen als die besten Scorer der letzten Spielzeit. Andererseits stehen in der Vitrine von Bayerns 100-Mio-Mann aber auch weniger Trophäen für Vereinstitel als bei Danijel Pranjic, Vahid Hashemian oder Ali Karimi. Nämlich: Gar keiner.
Dass auf Harry Kane offenbar ein Fluch liegt, ist natürlich alles andere als eine originelle Beobachtung und war, seitdem der Engländer beim FC Bayern unter Vertrag steht, auch bereits zweimal ein beinahe schon ernsthaft diskutiertes Thema. Zuerst war da das so herrlich ins Bild passende Debüt, als man zu Saisonbeginn den Supercup gegen RB Leipzig verlor, Kane also gleich in seinem allerersten Spiel für die Münchner einen Titel nicht gewann.
Dazu kam dann noch das Pokalaus in Saarbrücken, bei dem der titellose Torjäger 90 Minuten auf der Bank saß und zusehen durfte, wie sich die zweite mögliche Trophäe verabschiedete. Heute Abend könnte nun im Nachholspiel gegen Union Berlin der dritte mögliche Titel in weite Ferne rücken.
Sollte der FC Bayern gegen die Köpenicker verlieren, stünde man nämlich schon bei sieben Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen. Dass das sehr gut möglich ist und wir am Ende der Saison tatsächlich zum ersten Mal seit zwölf Jahren einen anderen Meister erleben, wollen wir hier natürlich nicht ersthaft mit einem Kane-Fluch begründen. Aber spielen wir doch mal ganz kurz mit, kratzen all unseren Aberglauben zusammen und prüfen, wie verflucht die ganze Sache wirklich ist.
Wenn wir schon an den Fluch des Harry Kane glauben, müssen wir noch etwas für bare Münze nehmen: Die Magie des Kingsley Coman. Und die scheint genau das Gegenteil des Kane-Fluchs zu sein. Kingsley Coman kann nämlich nicht nicht gewinnen.
Seitdem der Franzose Profifußball spielt, wurde er immer Meister. Erst 2013 und 2014 mit PSG, dann 2015 mit Juve und schließlich ab 2016 achtmal mit dem FC Bayern. Kanes Fluch muss also erstmal beweisen, dass er stärker ist als die magische Serie von King Coman.
Vorher müssen wir aber nochmal prüfen, ob Harry Kane überhaupt wirklich verflucht oder einfach nur ausgesprochen unerfolgreich ist. Hat der Mann wirklich noch nie einen Vereinstitel gewonnen? Unsinn! Wer etwas gründlicher recherchiert, weiß: Harry Kane ist stolzer Sieger des Audi Cups 2019. Und da der Audi Cup seitdem nicht mehr stattgefunden hat, ist er sogar noch aktueller Titelträger.
Das heißt aber trotzdem nicht, dass beim FC Bayern niemand per Fluch die Titellosigkeit besorgt. Denn falls der Gewinn des Audi Cups für einen wirksamen Fluch zu schwer wiegt, hat Kane zur Unterstützung ja immer noch seinen früheren Tottenham-Kollegen Eric Dier.
Und der weiß, wie man wirklich nichts gewinnt. Mit 30 Jahren hat der Mann noch nicht einen einzigen Titel gewonnen, nichtmal einen Audi Cup. Interessant: Seit Diers Abgang bei Sporting Lissabon im Jahr 2014 wurde der portugiesische Traditionsklub immerhin zweimal Meister.
Aber vergessen wir doch mal kurz die personenbezogenen Flüche. Der Rekordmeister hat ein ganz anderes Fluch-Problem. Wenn Harry Kane und der FC Bayern es in dieser Saison nämlich doch noch schaffen, würde das ja bedeuten, dass Bayer Leverkusen mal wieder zu Vizekusen werden würde. Das wiederum schließt für uns Abergläubige jedoch Bayern München als Meister aus.
Denn wann landete Leverkusen in der Bundesliga zuletzt auf Platz zwei? Richtig, 2002 und 2011. Und wer wurde da jeweils Meister? Genau: Borussia Dortmund. Wenn Leverkusen zu Vizekusen wird, werden die Bayern also auch nicht Meister. Verflucht.
Aber es kommt noch dicker. Nach der Bayern-Niederlage am Sonntag gegen Werder Bremen muss für alle, die nicht an Zufälle glauben, nämlich Bayer Leverkusen Meister werden. Denn wann verlor der FC Bayern zuletzt gegen Werder Bremen? Im September 2008. Und wer wurde da Meister? Exakt: Ein Werksklub. Felix Magath landete am Ende der Saison 2008/09 mit dem VfL Wolfsburg zwei Punkte vor den Bayern.
Was heißt das alles nun für heute Abend? Wahrscheinlich gar nichts, wer dennoch nicht vom Glauben an Prädestination im Fußball abrücken will, muss auf ein Remis tippen. Denn heute Abend könnte der FC Bayern, so sieht es aktuell zumindest aus, zum ersten Mal seit dem 30. Januar 2007 in einer nicht ausverkauften Allianz Arena auflaufen. Damals gab es ein 0:0 gegen Bochum. Wenn allerdings der Audi Cup zu vernachlässigen ist und es den Kane-Fluch doch gibt, tippen wir auf ein 4:3 für Union mit einem Hattrick von Harry Kane.