Rund um den Brustring
·30. Oktober 2024
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·30. Oktober 2024
Auch gegen Kaiserslautern kommt der VfB im Pokal mit der zweiten Garde eine Runde weiter. Eine Schiedsrichter-Fehlbesetzung und die eigene Fahrlässigkeit machen das Spiel aber unnötig spannend.
Spätestens als Nick Woltemade nach einer knappen Viertelstunde nach Vorlage von Ermedin Demirovic das 1:0 erzielte und damit die zu diesem Zeitpunkt 75 Prozent Ballbesitz seiner Mannschaft endlich in ein Tor verwandelte, musste eigentlich jedem Betrachter klar sein, wer an diesem Dienstagabend in die zweite Runde würde einziehen müssen. Zu überfordert waren die Gäste aus Kaiserslautern damit, wie Krätzig, Rieder und Co den Ball laufen ließen, zu groß zu diesem Zeitpunkt der Klassenunterschied. Und dabei saß die halbe deutsche Nationalmannschaft zu diesem Zeitpunkt noch auf der Auwechselbank, denn wie schon in der ersten Runde gegen die Lautrer Klassenkameraden aus Münster hatte Sebastian Hoeneß das große Rotationskarussel angeschmissen.
Wobei man es fast nicht Rotation nennen kann, denn das hieße ja, dass Spieler wie Hendriks, Woltemade, Stenzel oder Krätzig in Zukunft häufiger zu sehen sind. Vielmehr war es so, dass der VfB-Trainer die Gelegenheit nutzte, seinen Ersatzsspielern Einsatzminuten zu geben, im Wissen, dass er damit das Weiterkommen trotzdem nicht gefährden würde, beziehungsweise dass seine Bank stark genug war, um das Spiel letztendlich doch noch für sich zu entscheiden. So war es dann am Ende auch, auch wenn mit Führich einer jener Spieler traf, die aktuell eher selten in der Startformation stehen.
Es wäre vielleicht für die Belastungssteuerung noch besser gewesen, hätten Deniz Undav und Angelo Stiller je eine halbe Stunde und Jamie Leweling und Enzo Millot jeweils ca. 15 Minuten aufs Feld gemusst, aber der VfB tat sich gegen limitierte, aber aufopferungsvoll kämpfende Pfälzer lange schwer, die eigene spielerische Überlegenheit in Zählbares umzuwandeln. Der FCK verlegte sich nach dem Ausgleich immer mehr aufs Kontern und die Spielanlage des VfB war teilweise zu kompliziert, um die vielen Beine in roten Stutzen vor dem Tor zu überwinden. Beim ein oder anderen Konter der Gäste hatte man dann sogar ein wenig Glück.
Dass es überhaupt bis zur 76. Minuten Unentschieden stand, war zum einen der eigenen Fahrlässigkeit vor dem gegnerischen Tor und in geringerem Maße vor dem eigenen Tor geschuldet, als Fabian Rieder seinen Gegenspieler Marlon Ritter kurz vor der Pause relativ plump foulte. Zum Anderen aber Schiedsrichter Daniel Schlager, der unerklärlicherweise schon wieder für ein Pokalspiel des VfB angesetzt wurde. Der hatte nicht nur große Probleme in der Zweikampfbewertung, sondern griff auch entscheidend ins Spiel ein, als er aus wenigen Metern Entfernung übersah, dass Rieders unnötiges Foul klar außerhalb des Strafraums stattfand.
Immerhin konnte er sich diesmal darauf hinausreden, dass es in der zweiten Pokalrunde noch keinen Videoassistenten gibt und man mit der Inkompetenz des Schiedsrichters eben leben muss — was ich ja ehrlich gesagt positiver finde als die völlig erratische und nicht nachvollziehbare Eingriffsschwelle, die dem Anschein nach immer da liegt, wo es dem Schiedsrichter und vor allem seinen Vorgesetzten gerade am Besten passt. Als Schlager im Februar Robert Andrich aber zu Unrecht nicht vom Platz stellte und im Mai 2023 eine hanebüchen Begründung für einen ausgebliebenen Elfmeterpfiff gegen Frankfurt heranzog, galt diese Ausrede nicht. Zum Glück gelang es ihm diesmal nicht, uns aus dem Pokal zu kegeln.
Aber halten wir uns nicht länger als nötig mit dem auf, was wir nicht beeinflussen können. Dafür hielt das Spiel auch trotz des knappen Ergebnisses zu viele positive Aspekte bereit. Zunächst einmal Fabian Bredlow, der im Windschatten von Alexander Nübel vor allem sein Spiel mit dem Ball erheblich verbessert hat und damit den Gesamteindruck verstärkt, dass Sebastian Hoeneß vielleicht nicht jeden Spieler gegen jeden Gegner bringen kann, dass aber die Mannschaft bis zum letzten Kaderplatz hin die Spielidee ihres Trainers verinnerlicht hat. Gegen einen zuletzt stark aufspielenden Zweitligisten hatte er somit den Luxus, die Startelf vom Samstag auf neun Positionen zu verändern. Dass die Abläufe bei Spielern ohne Spielpraxis nicht ganz so funktionieren wie bei der Stammelf, ist absehbar. Aber das Wechselspiel ging am Ende auf.
Mit dem dritten Sieg in Folge und auf einzelnen Positionen etwas ausgeruhter geht die Mannschaft nun am Freitag in das Duell Meister gegen Vizemeister, gefolgt den Partien gegen Europa League-Sieger Bergamo und die aufstrebenden Frankfurter mit Ex-VfB-Leihspieler Omar Marmoush. Die vermeintlich leichten Aufgaben in diesen englischen Wochen hat die Mannschaft also bereits hinter sich und sie hat sie mit der nötigen Seriosität bewältigt. In der kommenden englischen Woche erwartet uns wohl wieder mehr Spektakel. Wichtig ist aber, dass die Mannschaft das Bayern-Spiel abgeschüttelt hat und gestärkt in die drei Spiele vor der nächsten Länderspielpause gehen kann — notfalls auch mal mit jemandem aus der zweiten Reihe.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass sieht wenig Leichtigkeit, aber viel Erleichterung.
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
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