🔮 Was wäre, wenn Hertha noch viel mehr als ein "Big City Club" wird? | OneFootball

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Antonia Hennigs·16. August 2020

🔮 Was wäre, wenn Hertha noch viel mehr als ein "Big City Club" wird?

Artikelbild:🔮 Was wäre, wenn Hertha noch viel mehr als ein "Big City Club" wird?

Hertha BSC – jahrelang als graue Maus der Bundesliga bekannt – verkündete 2019 den Einstieg des Investoren Lars Windhorst, der Großes mit dem Verein vorhatte. Im Sommer 2020 ist klar, dass Hertha bis Ende des Jahres insgesamt 374 Millionen Euro von Windhorst und seiner Beteiligungsgesellschaft Tennor erhalten wird.

In einem Interview mit dem ‚Spiegel‘ machte Windhorst bereits deutlich, wie hoch gesteckt seine Ziele sind und prognostizierte: „Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten ‘Big City Club’ werden.“ Ein gefundenes Fressen für alle Kritiker und Neider, die Berliner und der junge Investor werden für ihre Ambitionen belächelt. Aber was wäre eigentlich, wenn Hertha es in wenigen Jahren nicht nur auf eine Ebene mit Real Madrid und Co. schafft, sondern noch viel weiter?


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Die Fallhöhe war groß, als Windhorst Hertha BSC zum „Big City Club“ erklärte und einen Imagewechsel ankündigte, der jeden Kinderstar vor Neid erblassen ließ. Hin zum glamourösen, erfolgreichen Hauptstadtklub sollte es gehen. Die Millionen flossen und Windhorst suchte nach Strahlkraft. Strahlkraft auch auf dem Trainerposten. Strahlkraft, die nur kalifornische Sonne so möglich machen kann.

Jürgen Klinsmann wurde zum Chefcoach der Blau-Weißen und fuhr den Karren erst einmal gegen die Wand. Zu viel kalifornische Sonne soll ja bekanntlich auch nicht gut tun. Gefundenes Fressen für die Kritiker der Kombination Lars Windhorst und Hertha BSC, doch die sollten sich noch umschauen.

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Was hat nämlich noch mehr Strahlkraft als kalifornische Sonne? Richtig, Ruhrpott-Charme. Da Lars Windhorst, der offiziell keine Entscheidungen im Klub traf, inoffiziell aber Manager Michael Preetz längst entmündigt hatte, spätestens seit der WM 2006 kein Fußball mehr geschaut hatte, war ein Coach der „jüngeren“ Generation keine Option. Ein alter Bekannter wurde zurück in die Hauptstadt berufen und mit Otto Rehhagel als Cheftrainer nahm die „Big Success Story“ ihren Lauf.

Es wurde eingekauft. Zunächst „beschränkte“ man sich auf Bundesligaprofis, die Führungsspieler in ihren Klubs waren und die diese womöglich nicht verlassen hätten, wäre da nicht das enorme Gehalt gewesen mit dem die Alte Dame lockte. Ozan Kabak kam aus Gelsenkirchen, von der Eintracht schnappte man sich Keeper Kevin Trapp und selbst vor einer Trennung der Bender-Zwillinge wurde nicht Halt gemacht. Lars verließ Leverkusen gen Hauptstadt. Hater würden sagen, Hertha kaufte die Liga kaputt.

Auch Max Kruse, der zu diesem Zeitpunkt ablösefrei zu haben war, hätte ohne mit der Wimper zu zucken das blau-weiße Trikot übergeworfen, hatte er mit der Spielbank Berlin bereits einen lukrativen Deal bezüglich eines Jahresbonus ausgehandelt. Preetz führte die Gespräche mit Kruse über eine mögliche Zusammenarbeit, doch als Lars Windhorst erfuhr, dass der Verein für Kruse keine Ablöse zahlen müsste, blies er die Verhandlungen ab. Monate später rechtfertigte er diese Maßnahme mit dem Imageplan, der über Allem stand und in dem „kostenlose“ Spieler keine Rolle spielen würden. Kruse schloss sich daraufhin Union Berlin an.

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Bei Hertha hatte man in der darauf folgenden Saison aber keinerlei Gründe, sich noch über den geplatzten Deal zu ärgern. In Berlin war ein Team entstanden, das zwar teuer zusammengekauft wurde, die Erwartungen aber auch in jeder Hinsicht übertraf. Windhorst hatte das Ziel Europa League ausgesetzt, Otto Rehhagel machte Platz fünf klar.

In der Europa-League-Saison gelang Hertha dann der Einzug ins Halbfinale, in dem Schachtar Donezk zum Endgegner für Otto Rehhagel wurde. Im Nachhinein war diese Halbfinalniederlage aber wohl der Knackpunkt, der alle Beteiligten noch einmal zurück auf den Boden brachte, um nicht zu früh abzuheben.

Denn dafür war drei Jahre später Zeit, als Hertha – mittlerweile mit Weltstar Alphonso Davies, Paulo Dybala, Marcus Rashford und Kai Havertz – die Champions-League-Trophäe in die Höhe strecken konnte. Niemand stellte das Projekt „Big City Club“ mehr in Frage, die Kritiker waren verstummt und Windhorst gelang es auch endlich, sein Herzensprojekt – eine Arena mit 100.000 Plätzen – zu verwirklichen. Aber nicht nur das.


Wir springen zurück. Ein Jahr nach der Verpflichtung von Otto Rehhagel gab es eine weitere große Veränderung wirtschaftlicher Art. Vorher zierte der Hauptsponsor „Tedi“ das Trikot der Berliner. Ein Discounter, ein 1-Euro-Shop, ein Sponsor, wie er für Lars Windhorst nicht unpassender hätte sein können. Auch hier war Größenwahn natürlich erlaubt – die Namen Ikea, Tesla, Disney und Dr. Oetker fielen. Ein Big Sponsor musste her.

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Grundlage für den Deal mit einem Big Sponsor war letztendlich niemand Geringeres als der Verantwortliche für das Big Desaster im Jahr zuvor. Jürgen Klinsmann wollte immer mehr sein, als ein Trainer, was ihm bei Hertha nicht gelang. Er kündigte – unvergessen via Facebook – und machte Kalifornien weiter unsicher. Doch im Sommer nach dem Erreichen des Europa-League-Halbfinals war er wieder da. Und wie!

Ein Paukenschlag dröhnte durch ganz Fußball-Deutschland, als Hertha BSC verkündete, dass mit Hilfe von Jürgen Klinsmann ein neuer Hauptsponsor gefunden war. Aufgrund der durch die Decke gegangenen Facebook-Live-Videos des ehemaligen Hertha-Trainers war das Milliardenunternehmen Facebook auf ihn aufmerksam geworden. Klinsmann hatte die Facebook-Live-Funktion in Deutschland unbewusst wieder salonfähig gemacht.

Zu dem Zeitpunkt sowieso auf der Suche nach einem neuen Testimonial gewesen, meldete Facebook sich bei Klinsmann. „Schnell war klar, dass beide Parteien unglaublich von einer solchen Partnerschaft profitieren könnten“, erklärte Facebook-Chef-Deutschand Tino Krause gegenüber dem ‚Forbes-Magazine‘. Mit der Verkündung der Partnerschaft von Hertha BSC und Facebook ergab alles Sinn. Hertha hatte einen neuen, dem gewünschten Image entsprechenden Hauptsponsor, Facebook verzeichnete einen signifikanten Mitgliederaufschwung und Jürgen Klinsmann wurde Deutschland-Botschafter der Plattform.

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Noch mehr finanzielle Mittel, noch mehr Aufmerksamkeit. Aber was kostet die Welt? Während Hertha sich sportlich weiter auf Toplevel hielt, wurden weitere Deals abgeschlossen. Der Fußball war zweitrangig geworden, zumindest für das Unternehmen Hertha BSC und Lars Windhorst. Auf Fanseite hatten sich viele Ultragruppen bereits abgewandt, Identifikation mit dem Verein war schlichtweg nicht mehr vorhanden.

Spätestens dann nicht mehr, als ein alter Bekannter, der schon während der Sponsorensuche aufgetaucht war, mit seinen Spielchen begann. Elon Musk konnte seine Finger nicht vom Erfolgsprojekt Hertha BSC lassen und wusste, dass Lars Windhorst einer der wenigen Menschen wäre, der sich auf seine wahnsinnigen Ideen einlassen würde. Ein Projekt, das es so noch nie gegeben hatte, sollte in – bzw. aus – Berlin umgesetzt werden. Musk und Windhorst wollten die Perspektive verändern, Musk und Windhorst wollten Fußball auf dem Mars spielen.

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Nach Jahren vergeblicher Versuche, den Flughafen BER fertigzustellen, entschied die Stadt Berlin sich dazu, das ursprüngliche Projekt aufzugeben. Als Musk und Windhorst anklopften, ging es ganz schnell. Der BER wurde umgebaut, Gefährte aus der Tesla-Fabrik sollten von dort Richtung Weltraum starten können. In Zusammenarbeit mit Hertha BSC und „Big City Air“, die erste Fluggesellschaft, die Charterflüge zum Mars anbot, wurde der Plan ausgearbeitet.

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Aber die Männer hatten den Bezug zur Realität verloren, die Idee konnte nie umgesetzt werden. „Big City Air“ ging pleite bevor es überhaupt richtig losging, beim Umbau des BER gab es vordergründig im elektrischen Bereich enorme Probleme und wäre Jürgen Klinsmann nicht gewesen, der den Geschäftsmännern mit seiner Idee, das Gelände als Privatjet-Flughafen zu nutzen, eine – nicht uneigennützige – Alternative bot, wäre es auch für Musk und Windhorst eng geworden.

Vom „Big City Club“ zum „World Club“ hatte Windhorst nicht gereicht. Otto Rehhagel hatte nach fünf erfolgreichen Jahren genug und überließ seinem Nachfolger Vedad Ibišević die Mannschaft, die sich mittlerweile in die Geschichtsbücher der Bundesliga und des internationalen Fußballs gespielt hatte. Und Jürgen Klinsmann brach mit Facebook und heuerte bei TikTok an. Ein Coup in der Welt der sozialen Netzwerke, in der Strahlkraft der neue Mehrwert war.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.