🔮 Was wäre eigentlich, wenn die Bayern 2012 die CL gewonnen hätten? | OneFootball

Freitag präsentierte Amazon Prime eine Doku über Bastian Schweinsteigers bewegte Karriere. Der Weltmeister von 2014 hat sich erst für den FC Bayern zerrissen, um anschließend noch den Sprung ins Ausland zu wagen. Ein Abschnitt der neuen Doku behandelt auch das Drama um das Finale dahoam, das der FC Bayern denkbar knapp im Elfmeterschießen verlor, unter anderem weil auch Bastian Schweinsteiger seinen Elfmeter nicht verwandeln konnte.

Im Jahr darauf versöhnten sich die Bayern mit ihrer Vergangenheit und holten unter Jupp Heynckes und angetrieben von einer unfassbaren Titelgier das Triple in die bayerische Landeshauptstadt. Aber was wäre eigentlich gewesen, wenn die Bayern gewonnen hätten?

Wir schreiben den 19. Mai 2012 und Uli Hoeneß ist soweit zufrieden. Sein Verein, sein FC Bayern hat gehorcht. Auf der Jahreshauptversammlung im November 2010 rief er die damalige Mannschaft dazu auf, beim Champions League-Finale 2012 dabei zu sein, schließlich finde das in der Allianz Arena statt und das ist das Wohnzimmer des FC Bayern. Die Mannschaft, die von Jupp Heynckes trainiert wird, marschiert durch die 2012er Saison auf dem internationalen Parkett.

Neapel, Manchester City und insbesondere das gelbe U-Boot aus Villareal stellten für die titelhungrigen Münchener keine große Herausforderung dar, man schließt die Gruppe als Erstplazierter ab. Während man in der Liga den Ansprüchen etwas hinterherläuft, von Beginn an dominieren Klopps Dortmunder, ist man in den Pokalwettbewerben hellwach. In allen bayerischen Köpfen schlummert die Vision des Finale dahoam, alles andere ist Nebensache.

Wobei den Bayern besonders bei den Duellen gegen die Dortmunder auffällt, dass die schwarzgelbe Rasselbande einige interessante Spieler in ihren Reihen hat, denen auch das rote Trikot gut stehen würde, insbesondere der junge Mario Götze gilt als vielversprechendes Talent. Bei einem Treffen im „Käfer“ in München bringen die Bayern-Bosse mit dem Jungstar alles unter Dach und Fach, nach der Saison wird Götze für den FC Bayern auflaufen.

Während Aki Watzke, Jürgen Klopp und Michael Zorc weiterhin ahnungslos von Sieg zu Sieg eilen, sich zwar über Götzes kühle Art wundern, die aber schon immer zur Aura des schweigsamen Ballstreichlers gehörte, reibt man sich in München vergnügt die Hände, da die alte „Wir zerstören unseren größten Gegner einfach durch Aufkaufen“-Praxis wieder auflebt und sich die Münchener so langfristig wieder den Meistertitel sichern wollen. Schließlich kann Borussia Dortmund nicht weiter so die Bundesliga gewinnen.

Am Nebentisch des Münchener Edelrestaurants lernen sich Bastian Schweinsteiger und Til Schweiger kennen. Nach den beiden Erfolgsfilmen „Keinohrhase“ und „Zweiohrküken“ möchte sich der deutsche Erfolgsregisseur und Fußballfan an einem Dokumentarfilm versuchen. Der Arbeitstitel „Schale im Kopf“ wird aufgrund der zweiten Platzierung in der Bundesliga aber schnell verworfen. Am gleichen Abend einigt man sich auf „Henkelpott’s coming home“.

Durch Schweigers Mitwirken nehmen die Finalvorbereitungen auch schnell konkretere Formen an. Die Champions League Hymne kommt von One Republic, die Halbzeitshow wird von One Republic performt und auch die Stadionshow vor Anpfiff wird von One Republic zelebriert. Uli Hoeneß hätte sich zwar lieber den Zillertaler Hochzeitsmarsch gewünscht, aber sei’s drum, wenn der Basti glücklich ist, strahlt auch der Wurstfabrikant über beide Wangen.

All das geht dem bajuwarischen Manager beim Lauschen der Melodien von One Republic durch den Kopf, während er dem Treiben auf dem Rasen zusieht. In wenigen Minuten ist Anpiff und die Bayern sind der klare Favorit. Im Achtelfinale zeigte man dem FC Basel die Grenzen auf, Marseille im Viertelfinale war nur ein Sparringspartner, einzig das Halbfinale gegen Real Madrid wurde bereits zu einem Showdown, zeigte aber, dass die Bayern im Elfmeterschießen Spiele entscheiden können.

Dem ganzen Stadion merkt man die Volksfeststimmung an, die Sonne scheint über das schönste Bundesland Deutschlands und heute will sich der FC Bayern endlich wieder die europäische Krone aufsetzen und das auch noch im eigenen Wohnzimmer. Die Bayern sind bis in die Haarspitzen motiviert, Chelsea dankt vor dem Spiel noch dem lieben Fußballgott, dass sie überhaupt so weit gekommen sind, zu glücklich mogelte man sich durch die K.O.-Phase.

Die Bayern hören im Prinzip da auf, wo man ursprünglich gegen den FC Basel im Rückspiel mal aufgehört hat, sie brennen ein absolutes Feuerwerk ab. Bereits zur Halbzeit steht es 5:0, nach einer Ecke haut Thomas Müller volley den ersten Ball rein, vor der Halbzeit erhöhen ein Toni Kroos-Hattrick und ein Schweinsteiger-Distanzschuss. Viele Zuschauer sind sich sicher: Hier wird gerade Geschichte geschrieben, niemand konnte sich ein solches Ergebnis vorher ausmalen.

Am Ende der Partie steht es 7:1, Didier Drogba gelingt nach der ersten Ecke für Chelsea in der letzten Spielminute noch der Ehrentreffer für Chelsea. Einzig Manuel Neuer ärgert sich über den Ehrentreffer der Engländer, der weltweit berühmte Reklarmierarm wird von den Referees geflissentlich ignoriert. Die englischen Medien zerreißen im Anschluss Chelsea in der Luft, das „Munich Shame Game“ geht in die Geschichte ein. In München hingegen ist man eine Woche lang wie gelähmt und feiert durch.

Uli Hoeneß gibt der Mannschaft freudestrahlend drei Wochen Extra-Urlaub und Til Schweiger rennt mit seinem Kamerateam hektisch über den Rasen der Allianz Arena auf der Jagd nach den besten Szenen für seine Dokumentation, bisher geht sein Drehbuch komplett auf. Einzig über seine Idee, das er selbst als Bastian Schweinsteiger auftritt, möchte er im Anschluss nochmal mit dem Bayern-Star verhandeln.

Die Saison 2012/2013 beginnen die Bayern nach Maß. Zwar ist der amtierende Doublesieger Dortmund, aber die Champions League-Trophäe wurde nach München geholt, das ist im Zweifel viel wichtiger. Die Dortmunder, die für den abgewanderten Mario Götze den Gladbacher Marco Reus verpflichtet haben, scheinen einen mehr als gleichwertigen Nachfolger gefunden zu haben. Aki Watzke hat zu Götze eine deutliche Meinung: „Der wird in Dortmund nicht mal mehr Greenkeeper!“

Jupp Heynckes hat sich vor der Saison mit Rummenigge und Hoeneß am Starnberger See getroffen und eine gemeinsame große Mission für seinen Abschluss als Trainer entworfen. Aus der später berühmten „Starnberg-Konferenz“ kommt heraus, dass die Bayern in diesem Jahr das Triple klarmachen wollen und als erste Mannschaft überhaupt den Champions League-Titel verteidigen wollen.

Die neue Saison beginnt absolut nach Maß, Mario Götze passt perfekt in das neue System der Bayern, Thomas Müller brilliert in seiner Funktion als Sturmspitze. Derweil nimmt Startrainer Pep Guardiola ein Sabbatical in New York und freundet sich in einem Restaurant mit Elon Musk an. Mit Salz- und Pfefferstreuer gelingt es dem Katalanen, Musk seine Version von perfektem Fußball zu verdeutlichen, der Tesla-Gründer ist begeistert und wirbt Guardiola ab für sein Design-Team für die nächste Weltraumrakete.

Vor dem Finale läuft noch die neue Til-Schweiger-Doku im Hauptprogramm der ARD, über 20 Millionen Fußballbegeisterte schalten ein, einzig beim WDR, speziell in Dortmund misst man keinen einzigen Zuschauer. Til Schweiger reagiert mit einem wütenden beleidigenden Tweet, für den er sich einen Tag später in ganz Dortmund entschuldigen muss. Den Dortmundern ist es allerdings egal, denn sie haben einiges zu feiern.

Das Finale in Wembley beginnt allerdings aus Sicht der Münchener fatal, von Beginn an dominieren nur die Dortmunder, insbesondere Marco Reus dreht auf. Die Münchener gewinnen zwar die Meisterschaft und Pokal, aber die Champions League wandert in diesem Jahr nach Dortmund, am Ende steht es deutlich 3:0. Jupp Heynckes wollte eigentlich nach diesem Jahr aufhören, aber der ganz große Wurf gelang nicht. Daher bleibt Heynckes beim FCB, die Bosse stimmen zu. Ihr Wunschkandidat als Trainer sitzt ohnehin an einer SpaceX-Mission.

Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.