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Matti Peters·19. Juli 2020

🔮 Was wäre eigentlich, wenn die Bundesliga 50+1 abschaffen würde?

Artikelbild:🔮 Was wäre eigentlich, wenn die Bundesliga 50+1 abschaffen würde?

Die Coronakrise hat auch den Weltfußball in eine Finanzkrise gestürzt. Die massive Abhängigkeit der Vereine von TV-Geldern hat die Debatte um die 50+1-Regel neu entfacht.

Noch ist die Vorschrift in den Satzungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Ligaverbandes (DFL) festgeschrieben. Sie besagt, dass Klubs ihre Profiabteilungen zwar komplett in Kapitalgesellschaften auslagern dürfen, den Anlegern ist es danach aber nicht möglich, die Stimmenmehrheit zu übernehmen.


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Im Gegensatz zu anderen europäischen Topligen aus England, Spanien, Italien oder Frankreich sollen die Vereinsmitglieder also weiterhin das Sagen haben. Doch was wäre eigentlich, wenn die 50+1-Regel auch in der Bundesliga abgeschafft werden würde?

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DFL-Boss Christian Seifert verkündete bereits im April des Jahres die Einführung der Taskforce „Zukunft Profifußball“. Ein „Weiter so“ werde es nicht geben. Ein paar Monate später kam eben jenes Sondergremium unter anderem zu der Erkenntnis, dass der deutsche Profifußball im Weltfußball langfristig ohne Investoren keine Wettbewerbschance mehr haben wird. Die klare Empfehlung: 50+1 muss abgeschafft werden.

Dach- und Ligaverband zögern nach Prüfung der Analyse der Taskforce nicht lange und verkünden per Live-Schalte in der ‚Tagesschau‘: „Die 50+1-Regel wird mit sofortiger Wirkung außer Kraft gesetzt.“ RUMMS. Das hatte gesessen. Eine derartige Entwicklung wurde zwar immer wieder diskutiert und dennoch kam diese Entscheidung für alle Beteiligten überraschend.

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ZDF-Moderator Klaus Kleber verabschiedete sich symbolisch von Millionen von verdutzten Fußballfans mit den Worten: „Na dann. Gute Nacht“. Sämtliche Funktionäre der Bundesligisten beendeten noch am selben Abend ihren Sommerurlaub und kehrten in ihre Vereinshäuser zurück.

In Hannover führte 96-Boss Martin Kind ein Freudentänzchen und kramte alte und bereits eingestaubte Dokumente aus der untersten Schublade seines massiven Schreibtisches heraus. Euphorisch setzte er seinen ersten Tweet ab: „Yes we can!“, schrieb der 76-Jährige. Medienwirksam erwähnte der Unternehmer sogar noch Barack Obama in seinem Post, den er mit Hashtags wie #durchgesetzt, #revoluzzer, #youngmoneycashmoney, #roadtochampionsleague beendete.

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Wir springen an dieser Stelle ein paar Jahre in die Zukunft. 13 der mittlerweile 20 Bundesligisten sind in den Händen nationaler, aber auch internationaler Investoren. Der Großteil sogar zu 100 Prozent. Im Zuge der Wettbewerbsfähigkeit hat auch beim FC Schalke 04, Mainz 05 und dem SC Freiburg eine Ausgliederung stattgefunden.

Die Tabelle der Bundesliga trägt im deutschen Raum nur noch den geflügelten Begriff „Forbes-Liste“. Die Zeit der Bayern-Dominanz ist längst vorbei. Umso besser lief es im internationalen Vergleich für die deutschen Klubs.

2023 gewannen mit Borussia Dortmund und dem FC Augsburg gleich zwei deutsche Vereine die Champions League und Europa League. In den beiden Jahren darauf waren sogar stets drei Schwergewichte aus dem deutschen Fußballoberhaus bis ins Halbfinale vorgedrungen.

Im Rennen um die reichsten Oligarchen haben aber vor allem Borussia Mönchengladbach, der 1. FC Köln und Aramco Bielefeld, die sich mittlerweile fest im Griff des gleichnamigen saudi-arabischen Ölkonzerns befinden, den besten Fang gemacht. An dem Ort, an dem einst noch die SchücoArena stand, strahlt nun ein Fußballtempel der Superlative. An die Alm erinnert hier nichts mehr.

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Durch die mächtige Finanzspritze konnten sogar Superstars wie Phil Foden, Ansu Fati oder Erling Haaland in die Nähe des Teutoburger Waldes gelockt werden. Der gemeine DSC-Fan nimmt für den sportlichen Aufstieg und die regelmäßigen Europapokalspiele sogar horrende Ticketpreise in Kauf.

Dass die Initiative „Kein Fuffi für nen Steher“ im Zuge der Umstrukturierung gegründet wurde, sollte hierbei allerdings nicht unter den Tisch fallen.  Für Mönchengladbach ging es sportlich sogar noch höher hinaus. Auch hier lässt sich die positive Entwicklung auf den sprudelnden Geldhahn eines Investors aus China zurückführen.

Zwei Meisterschaften in Folge waren Balsam für die geschundene Fohlenseele und ein Stich ins Herz der Konkurrenz aus Bayern. Der deutsche Rekordmeister ging als großer Verlierer aus dem Sinneswandel des DFB und der DFL im August 2020 hervor. Das bayrische „Mia san Mia“ gewann eine ganz neue Bedeutung, als klar war, dass der FCB sich mit seiner eigens in der Satzung verankerten 70+1-Regel limitiert hatte.

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Die Dreiviertelmehrheit, die Hainer, Kahn und Co. gebraucht hätten, um ebenfalls an der Marktöffnung teilzuhaben, gab es trotz diverser Anläufe auf den folgenden Hauptversammlungen nie. Der Ruf nach der Einführung einer Gehaltsobergrenze wurde immer lauter. Selbst von strategischer Wettbewerbsverzerrung sprach Uli Hoeneß aus dem Exil.

Während dem Rest der Liga die missliche Lage des einstigen Branchenprimus gefiel, gab es schon in Jahr fünf nach der 50-1-Auflösung den ersten Supergau in der Bundesliga. Das französische Unternehmen Louis Vuitton ging nach einer Reihe von Skandalen Pleite.

Wie die Maden im Speck lebten die Kiezkicker nach der Übernahme durch den Vertreiber von Luxuswaren. Zwei Jahre zuvor führte Jürgen Klinsmann die Mannschaft sogar bis ins DFB-Pokalfinale, wodurch auch die Teilnahme an der Europa League bewerkstelligt wurde.

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Das war nun auf einen Schlag vorbei. Der FC St. Pauli Vuitton konnte die vom Investor überschriebenen Kredite nicht mehr bedienen. Steuerschulden konnten nicht beglichen werden. Ein Insolvenzverfahren und drei Abstiege in Folge später fand man sich in der Regionalliga wieder.

Auch andere Vereine wie Werder Bremen oder Mainz 05 wurden über die Jahre zum Spielgerät verschiedener Investoren. Beständigkeit gegen die Chance auf schnellen Ruhm eingetauscht. Die Hanseaten wurden gar von US-Hedgefonds übernommen.

Im Zuge der Neuausrichtung wurde außerdem am Vereinswappen herumgedoktert und die Klubfarben von Grün-Weiß in Lila-Weiß getauscht. „Andere Reize dienen der Gewinnung von Neukunden“ lautete die Begründung in der Pressemitteilung.

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Mehr wie ein Kunde und deutlich weniger wie ein Gast fühlte man sich in den deutschen Stadien ohnehin. Deutschlands einzigartige Fanszene war nicht mehr wiederzuerkennen. Fankultur wie man sie kannte war ausgestorben.

Fußballtouristen strömten in die Stadien und besetzten ihre Lounges, der gemeine Anhänger konnte und wollte sich auf Dauer die überteuerten Tickets nicht mehr leisten. Fangesänge und Stimmung waren trotz voller Hütten nur noch selten zu beobachten.

Auf der letzten Sitzung verkündete DFL-Präsident Philipp Lahm die Rückkehr der Taskforce „Zukunft Profifußball“. Sie soll die Fehlentwicklung der letzten Jahre aufarbeiten. Zurück in der Realität sollten die Wortführer der 50+1-Debatte noch einmal lange in den Spiegel schauen und die Konsequenzen abwägen. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und ein „Zurück“ kann und wird es nicht geben.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.