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Helge Wohltmann·30. August 2020

🔮 Was wäre eigentlich, wenn der BVB 2005 pleitegegangen wäre?

Artikelbild:🔮 Was wäre eigentlich, wenn der BVB 2005 pleitegegangen wäre?

Aktuell ist Borussia Dortmund der zweitgrößte Klub in Deutschland und steht finanziell so gut da, wie vielleicht noch nie. Im Jahr 2005 konnte davon keine Rede sein, denn damals wären sie beinahe pleitegegangen. Wir fragen uns deshalb: Was wäre eigentlich, wenn das wirklich passiert wäre?

Der 14. März 2005 geht als schwarzer Tag in die Geschichte des BVB ein. Die neue Klubspitze hatte stundenlang mit ihren Gläubigern verhandelt, um die drohende Insolvenz doch noch abzuwenden. Am Ende mussten der neue Klub-Präsident Reinhard Rauball und der neue Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke eingestehen, dass eine Insolvenz nicht mehr abzuwenden sei. Vor allem mit den Anlegern des Molsiris Stadionfonds konnte keine Einigung gefunden werden.


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Aschfahl legt Watzke dar, wie der Klub jahrelang über seine Verhältnisse gelebt habe. Börsengang, Stadionverkauf, verpasste sportliche Ziele, Bilanztricks und ein Kader, der so einfach nicht zu finanzieren war. Der vorherige Präsident Gerd Niebaum und Ex-Manager Michael Meier „haben den Karren mit Vollgas an die Wand gefahren“, so Watzke.

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Auf der Pressekonferenz gelobt er Besserung. Der Verein habe in der Vergangenheit immer wieder auf große Gewinne in der Zukunft gewettet und diese Wette zu oft verloren. Nun sei es Zeit für eine Zäsur. Künftig werde nur noch das ausgegeben, was auch eingenommen wird.

Aufgrund der Insolvenz steigt die Borussia aber in die Regionalliga ab und verkündet, dass die Vereinsfarben aus Trauer in Zukunft nicht mehr schwarz-gelb, sondern nur noch schwarz seien. Das werde sich erst dann ändern, wenn der Klub in die Bundesliga zurückkehre. Rauball und Watzke wollen an Bord bleiben, um den Verein wieder nach oben zu führen. Alle Profi-Verträge seien aufgelöst und Michael „Susi“ Zorc solle als Sportdirektor eine komplett neue Mannschaft zusammenbauen.

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Die Fans sind natürlich aufgebracht, Trauermärsche gehen durch die Stadt und Demonstrationen enden vor der Geschäftstelle. Was die Anhänger nicht wissen: Das Gebäude ist längst verpfändet worden und wurde vom FC Schalke gekauft. Rudi Assauer und Clemens Tönnies stehen auf dem Dach und hissen grinsend eine riesige Fahne mit einem blauen Mittelfinger. Rauball, Watzke und Zorc sitzen längst in zu Büros umfunktionierten Baucontainern und planen die neue Saison.

Die Fans trauen der „Susi“ und dem „Fatzke“, wie sie die neuen BVB-Macher abwertend nennen, wenig zu. Etwas beruhigt werden die Gemüter, als bekannt wird, dass der Verein seine Spiele künftig wieder im Stadion Rote Erde austragen wird.

Der Molsiris Stadionfonds hat sich hingegen entschlossen, das Westfalenstadion in einen Wasserpark umzubauen und mit dem nahegelegenen Freibad zu verbinden. Größte Attraktion ist die längste Wasserrutsche der Welt, mit insgesamt 40 Metern freiem Fall. Unter den Fans wird die Rutsche BVB-Aktie genannt.

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Mit einem komplett jungen Kader startet der Dortmund in seine erste Regionalliga-Saison. Als Trainer konnte Hansi Flick von der TSG Hoffenheim abgeworben werden. Der noch unbekannte Jungcoach lässt seine jungen Wilden ein ungewöhnlich hohes und intensives Pressing spielen. Sorgen über eine zu hoch stehende Abwehrlinie wischt er beiseite.

Zorc hatte in der U19 des Erzrivalen aus Schalke einen jungen Torwart ausgegraben, der beinahe wie ein Libero agiert und die langen Bälle des Gegners weit vor seinem Strafraum klärt. Die BVB-Fans hatten Manuel Neuer zunächst mit Plakaten empfangen, auf denen „Schon wieder Neuer Mummpitz“ stand, doch der neue Schlussmann belehrte sie schnell eines besseren und wird Publikumsliebling.

Mit dem Aufstieg wollte es trotzdem lange Zeit nicht klappen. Als 2008 aber die neugegründete 3. Liga startet, kann Dortmund sich qualifizieren. Plötzlich steht ein bekannter Brausekonzern aus Österreich vor der Tür und möchte ihnen ein „unschlagbares Angebot machen“. Der Verein müsse sich künftig nur RBVB nennen und seine Seele verkaufen. Nachdem die Fans ankündigen, die Rote Erde im wortwörtlichen Sinne in eine Kampfbahn zu verwandeln, lehnt die Borussia dankend ab.

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Im ersten Jahr in der 3. Liga steht noch Abstiegskampf auf dem Programm, kurz vor dem Ende kommt es zum entscheidenden Duell gegen Rot Weiss Ahlen. Zwei Youngster machen den Unterschied. Marco Reus und der vor der Saison aus Ahlen zurückgekehrte Kevin Großkreutz knipsen jeweils ein Mal. Marcel Schmelzer, der neue Linksverteidiger aus der eigenen Jugend, gibt zwei Vorlagen.

Mit diesen Toptalenten gelingt dann tatsächlich der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Flick süffisant in einem Interview: „Es gab doch tatsächlich ein paar Stimmen im Verein, die Marco Reus wegschicken wollten. Zu schmächtig sei er. (lacht) Ein Glück haben wir nicht auf die gehört. Das hätte teuer werden können.“

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Die Borussia etabliert sich in der zweiten Liga, hat finanziell aber weiter zu kämpfen. Die Kampfbahn Rote Erde muss an DFL-Anforderungen angepasst werden. Marco Reus wird deshalb für 30 Millionen Euro an den FC Bayern verkauft. Der teuerste Zweitliga-Transfer aller Zeiten. Die Kohle reicht trotzdem nicht ganz und so müssen die Fans selbst mit anpacken. Jeden Abend nach der Schicht treffen sich hunderte Anhänger, um die nötigen Umbauten vorzunehmen. Union Berlin reicht Klage ein wegen Copyright-Verstößen.

Nach 14 Jahren als BVB-Trainer zeigen sich dann doch Verschleißerscheinungen bei Hansi Flick. Der ersehnte Aufstieg in die Bundesliga will einfach nicht klappen. Die Anhänger grummeln. Am Ende wird Flick entlassen, nachdem er mit seiner Mannschaft am letzten Spieltag der Saison 2018/19 noch vom zweiten auf den vierten Platz abrutscht. Im Derby gegen den VfL Bochum hatten sie zur Halbzeit mit 4:0 geführt, ehe die Nerven flatterten und Tim Hoogland in der Nachspielzeit nach einer Ecke noch zum 4:4 einköpfte.

Die Dortmunder Führung holt mit Jürgen Klopp einen neuen Coach, der früher mal als riesiges Trainertalent galt, nach einem Fiasko beim HSV aber nur noch bei kleineren Klubs gearbeitet hatte. Nun versucht er sein Glück beim BVB. Sein Team spielt dann auch direkt erfrischenden Fußball, kann aufgrund von vielen Verletzungen aber nicht aufsteigen.

In der folgenden Saison reicht es aber immerhin für den Relegationsplatz. Dort trifft Dortmund im Sommer 2021 ausgerechnet auf den FC Schalke 04. Auch auf den Trainerbänken ist es ein besonderes Duell. Jürgen Klopp gegen David Wagner. Die Boulevard-Medien überschlagen sich, denn was viele Fans noch gar nicht wussten: Wagner war doch tatsächlich der Trauzeuge bei Klopps Hochzeit. Faszinierend.

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In einem spannenden Duell bleibt es nach zwei Spielen beim 0:0. Den entscheidenden Treffer markiert Levin Öztunali (übrigens der Enkel von Uwe Seeler!) in der Verlängerung. Nach 16 Jahren ist es geschafft. Borussia Dortmund ist zurück in der Bundesliga. Der Borsigplatz gleicht einem Tollhaus. Jürgen Klopp wird nachts von einem Bild-Reporter gefilmt, wie er besoffen gemeinsam mit Kevin Großkreutz Döner auf die alte BVB-Geschäftsstelle wirft, dann die Mittelfingerfahne herunterreißt und sich mit ihr Koeman-Style den Hintern abwischt.

Am nächsten Tag präsentiert die Borussia ihre neuen Trikots. Erstmals seit 2005 sind sie wieder schwarz-gelb. Die Zeit der Trauer ist vorbei.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.