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·13. Mai 2024
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Passend zum Saisonfinale der Premier League hat Manchester City mit Josko Gvardiol einen neuen Matchwinner aus dem Hut gezaubert. Der kommt unerwartet. Irgendwie aber auch nicht, findet Chris McCarthy in seiner Kolumne „Final Whistle“.
In den letzten Jahren gab es bei Manchester City immer wieder einen Mann, der pünktlich zum Saisonendspurt hervortrat. Jemand, der in den wichtigsten, den titelentscheidenden Spielen, die Verantwortung übernahm und lieferte. Nicht nur durch Leistung sondern auch durch Tore.
Mal war es Vincent Kompany, der in diese Michael-Jordan-Rolle schlüpfte und aus der Distanz zum Gamewinner einnetzte, mal Sergio Agüero per „Buzzer Beater“ und zuletzt Ilkay Gündogan, dessen drei Doppelpacks binnen vier Wochen 2023 letztendlich zum Premier-League- und FA-Cup-Titel führten.
Der diesjährige Matchwinner heißt…Josko Gvardiol?
Beim 4:0-Auswärtssieg über den FC Fulham brachte der zum Linksverteidiger umfunktionierte Innenverteidiger ManCity mit seinem Doppelpack auf die Siegerstraße. Und der vierten Meisterschaft einen bedeutenden Schritt näher. Bei einem Punkt Rückstand hinter Arsenal und einem Nachholspiel in der Hinterhand, haben die Cityzens alles in den eigenen Händen.
Gvardiol läuft dabei zur Hochform auf. Seine Bilanz in den letzten sieben Pflichtspielen: Fünf Tore, darunter zwei Führungstreffer und ein Traumtor im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid, und eine Vorlage.
Dass der Neuzugang in diese Rolle schlüpft, kommt auf der einen Seite unerwartet. Bei genauerer Betrachtung irgendwie aber auch nicht.
Im Sommer wechselte der kroatische Verteidiger für 90 Millionen Euro von RB Leipzig zu ManCity. Der 22-Jährige spielte sich schnell in die erste Elf, meist allerdings auf der ungewohnten linken Abwehrseite und zumindest anfangs nicht sonderlich überzeugend. Erst recht für das Preisschild.
Zu oft suchte der spielstarke Linksfuß das Risiko, tat sich anfangs schwer mit den schnelleren und wendigeren Außenspielern der Premier League. Mit der Zeit aber wuchs Gvardiol in die „Innenverteidiger-Außenverteidiger“-Hybridrolle. Ein Kniff, mit dem Pep Guardiola und Mikel Arteta derzeit die Premier League aufmischen.
Gvardiol hat dazu das Spielverständnis, das Passspiel, die Flexibilität, die Technik. Und mittlerweile auch das Selbstbewusstsein. Sein früher Dosenöffner gegen Fulham kombinierte all das. Selbstsicher zog er von links nach innen, suchte den Doppelpass mit Kevin De Bruyne, antizipierte den Raum, den der Belgier für ihn vorsah, nahm mustergültig an und schob mit der Lässigkeit eines Top-Stürmers mit einem schwachen rechten Fuß zum 1:0 ein.
Das Tor fasste nicht nur den wiedererstarkten Spieler Gvardiol zusammen. Es zeigte auch, mit was für einer Qualität die Cityzens in diesem Titelrennen unterwegs sind.
Ihr Linksverteidiger kostet 90 Millionen Euro. Ihr Linksverteidiger ist zu so einem anspruchsvollen Treffer in der Lage. In den meisten Kreisliga-Teams spielt auf dieser Position der schlechteste Spieler (jetzt ratet mal, wo ich gespielt habe).
Dieses Beispiel zeigt uns aber auch, dass Pep Guardiola nicht nur ein außergewöhnlicher Taktiker ist. Nach drei Meisterschaften in Serie, unmittelbar nach dem Triple, hat ManCity immer noch diesen unbändigen Hunger, zu gewinnen. Er ist ein Motivationskünstler. Und, so abgedroschen es klingen mag, er hat auch die Gabe, „Sieger“ zu identifizieren und/oder sie zu entwickeln.
Die Spieler in dieser sündhaft teuren Weltauswahl sind nämlich nicht nur lächerlich talentiert. Sie haben auch die Mentalität und Nervenstärke, ihre Qualitäten dann auf den Platz zu bringen, wenn es drauf ankommt.