Was aus früheren Drittligisten geworden ist #4: Rot-Weiß Erfurt | OneFootball

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·2. Juli 2022

Was aus früheren Drittligisten geworden ist #4: Rot-Weiß Erfurt

Artikelbild:Was aus früheren Drittligisten geworden ist #4: Rot-Weiß Erfurt

In der neuen Saison sind mit Essen, Bayreuth und Oldenburg gleich drei Teams erstmals in der 3. Liga vertreten. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der dritthöchsten Spielklasse auf mittlerweile 66 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: FC Rot-Weiß Erfurt.

Sensationelle Siegesserie

Lange Zeit war der FC Rot-Weiß Erfurt gar nicht aus der 3. Liga wegzudenken. Schließlich waren die Thüringer nicht nur Gründungsmitglied in der Saison 2008/2009, sondern die ersten zehn Spielzeiten auch ununterbrochen in der dritthöchsten Spielklasse vertreten. Erst 2018 konnten die Landeshauptstädter den Abstieg in die Regionalliga Nordost nicht mehr verhindern.


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Dass es dazu kommen könnte, hatte sich bereits früh abgezeichnet. Wegen eines Verstoßes gegen die Zulassungsauflagen wurde dem früheren Zweitligisten (Spielzeiten 1991/1992 und 2004/2005) sowie ehemaligen DDR-Oberligisten (bis 1990) zunächst ein Zähler abgezogen. Weil Erfurt aber im März 2018 dann auch einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens eingereicht hatte, kamen neun weitere Minuspunkte dazu. Aber auch sportlich steuerten die Rot-Weißen mit Volldampf auf die vierte Liga zu. Die bittere Bilanz: Nach 28 Spielen hatte der FC RWE lediglich 23 Punkte eingefahren. Nach dem Abzug von zehn Punkten war die Rote Laterne die logische Konsequenz.

Dabei hatte sich der FC Rot-Weiß Erfurt seit der Gründung der 3. Liga scheinbar im gesicherten Mittelfeld etabliert. Unter den Trainern Stefan Emmerling, der in der abgelaufenen Saison den Aufstieg mit Kickers Emden in die Regionalliga Nord geschafft hatte, Christian Preußer (jetzt neuer Trainer der U 23 von Borussia Dortmund) und Stefan Krämer (neuer Coach des SV Meppen) hatte Erfurt so gut wie in keiner Saison etwas mit dem Abstieg zu tun. In den beiden aufeinanderfolgenden Spielzeiten 2010/2011 und 2011/2012 verpasste der in seiner jetzigen Form im Jahr 1966 gegründete Klub unter Trainer Emmerling die Rückkehr in die 2. Bundesliga nur hauchdünn, landete zweimal hintereinander auf dem fünften Platz.

Rückkehr vom Emmerling nicht von Erfolg gekrönt

Nicht ganz so erfolgreich verlief in Erfurt die zweite Amtszeit vom heute 56-jährigen Emmerling, der außerdem auch für Kickers Emden und den SC Paderborn in der 3. Liga an der Seitenlinie gestanden hatte. Im November 2017 übernahm der UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber den FC RWE als Schlusslicht, konnte den Klasseverbleib aber nicht mehr abwenden, sodass der zweimaligen DDR-Meister erstmals den Gang in die Nordost-Staffel der vierten Liga antreten musste.

Apropos DDR-Zeiten: In der letzten Spielzeit der Oberliga Nordost (in der Saison 1990/1991 direkter Nachfolger der DDR-Oberliga) und damit vor der Zusammenlegung mit der Bundesliga landete Rot-Weiß Erfurt hinter dem FC Hansa Rostock und der SG Dynamo Dresden auf Platz drei. Während sich Rostock und Dresden für die Bundesliga qualifizierten, durfte sich Erfurt immerhin über die Teilnahme am damaligen UEFA-Cup freuen. Als neuer Teilnehmer der Süd-Staffel in der damals noch zweigleisigen 2. Bundesliga konnte sich Erfurt in der ersten Runde des internationalen Wettbewerbs noch gegen den niederländischen Vertreter FC Groningen (2:0 nach Hin- und Rückspiel) durchsetzen. In der zweiten Runde war der spätere Titelträger Ajax Amsterdam und damit auch der zweite Gegner aus dem Nachbarland aber eine Nummer zu groß. Nach beiden Duellen zog der niederländische Serien-Meister mit zwei Siegen (2:1 und 3:0) souverän in die nächste Runde ein. Für Erfurt bis heute die bislang einzigen Ausflüge in einem internationalen Wettbewerb.

Rückzug aus Spielbetrieb und Abstieg nach Zahlungsunfähigkeit

Von diesen glorreichen Tagen ist der Klub derzeit allerdings meilenweit entfernt. Der Hauptgrund für den Absturz des Vereins: finanzielle Probleme. Auch nach dem Abstieg aus der 3. Liga reichten die Einnahmen nicht aus, um alle Kosten zu decken. Die Folge: Bereits im zweiten Jahr in der Regionalliga sorgte der Verein erneut für negative Schlagzeilen. Im Januar 2020 stellte der Klub wegen Zahlungsunfähigkeit den Spielbetrieb in der Regionalliga Nordost ein und stand damit als erster Absteiger fest.

Der endgültige Neustart sollte also in der Staffel Süd der zweigleisigen NOFV-Oberliga durchgeführt werden. Dadurch, dass im ersten Jahr die Saison aufgrund der Corona-Pandemie bereits nach zehn Begegnungen wieder abgebrochen wurde, blieb dem FC RWE der direkte Wiederaufstieg verwehrt. Wegen den schlechteren Punktequotienten musste Erfurt dem FC Eilenburg den Vortritt lassen. Im zweiten Anlauf in der vergangenen Spielzeit war den Thüringern die Rückkehr in die vierte Liga aber nicht mehr zu nehmen.

Rückkehr in die Regionalliga mit 19 Siegen in Serie

Mit 78 Punkten nach 29 Partien landeten die von Goran Miscevic und dem früheren Bundesliga-Profi Fabian Gerber (93 Einsätze für den SC Freiburg und den FSV Mainz 05 in der höchsten Spielklasse) trainierten Erfurter mit deutlichem Abstand auf Platz eins. Der Verfolger VfB Krieschow, bei dem aktuell der ehemalige Erstliga-Profi Dimitar Rangelov (Borussia Dortmund und Energie Cottbus) unter Vertrag steht, kam mit 20 Punkten Rückstand ins Ziel. Aus der Liga verabschiedeten sich die Rot-Weißen am letzten Spieltag mit einem Schützenfest. Mit einem 11:0-Kantersieg im heimischen Steigerwaldstadion vor knapp 3.500 Zuschauern gegen den FC International Leipzig feierte Erfurt nicht nur die Rückkehr in die Regionalliga, sondern holte auch den 19. Sieg in Serie. Die Leipziger stiegen ab. Ob eines Tages die Rückkehr in die 3. Liga gelingt? Einen Schritt sind die Thüringer dem Profifußball nun bereits wieder gekommen.

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