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Dominik Berger·13. Februar 2021
Warum Terzić gehen muss und Labbadia ihn ersetzen sollte

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Dominik Berger·13. Februar 2021
Es sollte eigentlich nur eine Kurskorrektur bis Saisonende sein. Ein Eintüten der Königsklasse mit einem Kader, der wenigstens das auf jeden Fall hergeben sollte.
Stand heute bedeutete die Beförderung von Edin Terzić beim BVB nicht nur eine Fortführung des sportlichen Abwärtstrends. Exakt zwei Monate später ist die Lage in Dortmund schlimmer als zuvor. Der ehemalige Favre-Assistent sollte als gebürtiger Westfale die frustrierte Fanseele besänftigen und nebenbei die Qualifikation zur Champions League klar machen. Mittlerweile überwiegt der Eindruck, dass die erste Anstellung als Cheftrainer für Terzić eine Nummer zu groß war. Die Zahlen sprechen gegen den 38-Jährigen.
Auch wenn es am Ende kaum jemanden interessierte, vor allem nach der 1:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart nicht mehr: Favre war einer der erfolgreicheren Trainer der Dortmunder Geschichte. Bei seiner Entlassung Mitte Dezember konnte der Schweizer einen Schnitt von 2,09 Punkten pro Spiel vorweisen. Zum Zeitpunkt seiner Entlassung waren es in elf Saisonspielen immerhin noch 1,7 Zähler pro Partie. Selbst an diesen Schnitt kommt sein Nachfolger nicht mal im Ansatz heran.
Seit Terzić im Amt ist haben die Dortmunder nur 14 Punkte in zehn Bundesliga-Spielen gesammelt. Auch mit begrenzten mathematischen Fähigkeiten ist der Punkteschnitt des Trainer-Novizen schnell errechnet: 1,4. Als Favre entlassen wurde, war der BVB Fünfter mit zwei Punkten Rückstand auf die CL-Plätze. Wenn Wolfsburg und Frankfurt heute gewinnen sollten, könnten es nach dem 21. Spieltag schon sechs sein. Tendenz steigend.
Nur ein Sieg in den letzten sechs Spielen, weniger Tore geschossen als zuvor unter Favre, dafür aber mehr kassiert. Im Pokal gegen Paderborn waren 120 Minuten vonnöten, um den Einzug ins Viertelfinale klarzumachen. Diese Entwicklung kann den Verantwortlichen nicht gefallen.
Seit Beginn der Ära Klopp war in Dortmund zuvor nur ein Mal ein Trainerwechsel im laufenden Spielbetrieb erforderlich. 2017 tauschte der BVB Peter Bosz gegen Peter Stöger aus. Der Österreicher erhielt einen Vertrag bis Saisonende, weil eigentlich allen klar war, dass dann Lucien Favre übernehmen würde. Terzić soll dagegen die Chance gehabt haben, bei Erfolg auch über den Sommer hinaus BVB-Coach zu bleiben. Das hat sich mit den bisherigen Auftritten wohl erledigt.
Die Dortmunder Entscheidungsträger dürften nicht mehr über eine Weiterbeschäftigung des Interimscoaches nachdenken. Vielmehr dürfte Watzke und Zorc die Frage beschäftigen, ob sie sogar vor Saisonende noch mal den Trainer tauschen. Und genau das wäre die richtige Entscheidung. Terzić muss sich für seine Arbeit nicht schämen und wäre auch bei einer kurzfristigen Entlassung als Trainer noch nicht verbrannt. Er hat als Novize eine Aufgabe übernommen, die offensichtlich schwerer als erwartet war, und ist an ihr gescheitert. Nicht jeder kann der neue Julian Nagelsmann sein.
Bleibt nur die Frage: Wer übernimmt dann den BVB bis Saisonende und führt ihn bestenfalls noch in die Champions League? Anders gefragt: Wer wird der neue Peter Stöger? Der damalige Ex-Kölner wurde nur wenige Wochen vor seiner Vorstellung in Dortmund beim Effzeh entlassen. Die Geißböcke hatte der Österreicher in der Vorsaison noch in die Europa League geführt. Es folgte ein Katastrophenstart mit drei Punkten aus 14 Spielen. Stöger musste gehen, ging nach Dortmund und sicherte mit feinstem Fußball-Pragmatismus den vierten Platz.
In Berlin wurde mit Bruno Labbadia jüngst ein Trainer entlassen, dessen Vita hinten raus durchaus Parallelen zum inzwischen wieder in Wien tätigen Stöger aufweist. Wolfsburg in der Liga gehalten und anschließend in die Europa League geführt. Dann zur Hertha gewechselt und den gerade erst wieder aufpolierten Ruf binnen zehn Monaten ruiniert. Ok, das vielleicht nicht. Aber Labbadia ist ein Mann, der gerade sicher etwas zu beweisen hat.
Und er ist ein Mann, der es versteht, einer Mannschaft kurzfristig neues Leben einzuhauchen. Damit die, nun ja, kurzfristigen Ziele erreicht werden. Meistens zeigt die Formkurve von Labbadias Teams im Anschluss wieder nach unten, aber bis dahin wäre sein Anstellungsverhältnis beim BVB schon wieder aufgelöst.
Normalerweise wäre Dortmund für einen Trainer wie Labbadia wohl eine Nummer zu groß. Für Stöger galt damals dasselbe. Doch da beide Seiten wüssten, dass es sich nur um eine Engagement bis Saisonende handelt, hätten Klub und Trainer Planungssicherheit. Und Labbadia müsste seinen Rauswurf nicht noch einmal vor laufender Kamera kommentieren.
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