🍿 Warum Kruses Rückkehr das Beste ist, was der Liga passieren konnte | OneFootball

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Niklas Levinsohn·29. November 2020

🍿 Warum Kruses Rückkehr das Beste ist, was der Liga passieren konnte

Artikelbild:🍿 Warum Kruses Rückkehr das Beste ist, was der Liga passieren konnte

Der Spieler der bisherigen Saison? Heißt nicht Robert Lewandowski oder Erling Haaland, sondern Max Kruse. Nicht weil er besser als die beiden ist, aber anders.

Als Max Kruse Mitte Oktober zum ersten Mal aus seiner Rumpelkammer live ging, um sich bei Twitch unters virtuelle Volk zu mischen, war vor allem der Hintergrund Gesprächsthema. Bis an die Decke gestapelte Umzugskartons, ein zusammengerollter Teppich und jede Menge Krempel: Beim Einblick in den Wohnraum eines gut bezahlten Bundesliga-Profis hätten wohl viele etwas mehr, nun ja, Ordnung erwartet.


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Zu dem Zeitpunkt stand der 32-Jährige noch bei einem Tor aus drei Spielen. Zwei Mal war er von der Bank gekommen, ein Mal wurde er nach einer guten Stunde ausgewechselt. Noch nicht fit genug. Arbeitgeber Union sah sich mit einem Grundrauschen rund um den neuen Starspieler konfrontiert, das sie so an der Alten Försterei noch nicht kannten. „Unsere Spieler verantworten ihre Social-Media-Aktivitäten selbst. Entscheidend ist für uns in erster Linie die sportliche Leistung des Spielers“, teilte der Klub damals noch mit Blick auf Kruses Abenteuer im Netz mit.

Vor sechs Tagen war der 14-fache deutsche Nationalspieler zum letzten Mal live auf Twitch. Im Hintergrund standen immer noch dieselben Umzugskartons, nur interessiert das gerade niemanden. Wer so Fußball spielt, wie Max Kruse das in den vergangenen Wochen getan hat, der kann eigentlich machen was er will. Nach seinem Doppelpack am Samstag gegen Frankfurt steht der Offensivmann nach neun Spieltagen bei sechs Treffern und fünf Assists. Neun seiner elf Torbeteiligungen hat Kruse im Monat November gesammelt.

Nun ist der ehemalige Freiburger, Gladbacher, Wolfsburger und Bremer nicht der einzige Bundesliga-Kicker, der eine bislang starke Saison spielt. Aber wenn Robert Lewandowski am Fließband trifft, ist das im Sinne dessen, was dem Idealbild eines Fußballprofis entspricht, erstmal nur folgerichtig. Körper im Saft, Ernährung im Griff, Thema der Öffentlichkeit bestenfalls nur dann, wenn vermarktbar und auch so gewollt. Max Kruse ist die einzige echte Antithese zu diesem Prototyp Profi, die der Bundesliga geblieben ist.

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Der Beweis, dass das Leben (eines Fußballers) kein durchgeplantes Ereignis sein muss, damit am Ende sowas wie Erfolg dabei rumkommen kann. Sein Wechsel nach Istanbul und der damit vermeintlich einhergehende Abschied vom sportlichen Höchstanspruch war für viele genauso wenig nachvollziehbar wie es sein Sommerwechsel zu Union war. Was auf den ersten Blick lediglich passte: Ein nonkonformistischer Spieler ging zu einem nonkonformistischen Klub.

Das Nervige an Nonkonformisten ist, dass sie sich oft zu sehr in ihrem Anderssein gefallen. Zlatan Ibrahimović ist ein gutes Beispiel dafür. Der Schwede eckt an, um des Aneckens Willen. Max Kruse dagegen kauft man ab, dass es ihm nicht vorrangig darum geht, von irgendeiner Norm abzuweichen. Dass er von ihr abweicht, ist schlichtweg ein Nebenprodukt der Entscheidungen, die er trifft. Wie die für Union Berlin.

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Vermutlich könnte Kruse gerade für mehr Kohle bei einem größeren Klub kicken. Tut er aber nicht. Weil ihm die Freiheit, sein Ding zu machen, mehr bedeutet als ein Ding zu machen, das zwar auf dem Papier alle Kriterien eines guten Dings erfüllt, aber eben nicht sein Ding ist. Dass diese Rechnung aufgehen würde, hat der Routinier bei seiner Vorstellung in Berlin übrigens im Grunde selbst angekündigt.

„Ich hab‘ ein Privatleben. Ich glaube, das hat jeder. Wär schade für den, der es nicht hat. Aber ich habe in der Vergangenheit auch schon öfter gezeigt, dass ich trotz eines Privatlebens sehr gute fußballerische Leistungen zeigen kann“, stellte Kruse noch im August klar. Stand heute konnte er das nicht nur in der Vergangenheit, er kann es immer noch. In erster Linie ist das gut für Kruse und gut für Union. Aber es ist auch verdammt gut für die Bundesliga.