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·30. März 2023

Warum Juventus nächste Saison wieder den Scudetto holen wird

Artikelbild:Warum Juventus nächste Saison wieder den Scudetto holen wird

Es ist beinahe drei Jahre her, dass Juventus letztmals italienischer Meister wurde. Seitdem wurde der Titel unter den Mailänder Clubs aufgeteilt, während in der aktuellen Saison der Meister mit großer Wahrscheinlichkeit aus Neapel kommt. Für einen Club wie Juventus, der bis 2020 neun Meistertitel in Serie feiern konnte, eine prekäre Situation. Doch es gibt gute Gründe, warum die „Alte Dame“ nächste Saison den Scudetto wieder nach Turin holen könnte.

Ein vollkommen leeres Stadion, ein Maurizio Sarri mit Zigarettenfilter im Mundwinkel und ein gelockter Cristiano Ronaldo: Das waren die Protagonisten als Juventus 2020 das letzte Mal italienischer Meister wurde. Was folgte, waren zwei enttäuschende Jahre unter Andrea Pirlo und Massimiliano Allegri, in denen sich die Bianconeri mit Platz vier gerade noch die Qualifikation für die Champions League sichern konnten. Im zweiten Jahr unter Trainer Massimiliano Allegri sollte daher wieder der Titel ins Auge gefasst werden.


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Juventus mit Kampfansage und Katastrophen-Start

„Wir haben die Pflicht, den Scudetto zu holen, speziell nach der ersten Saison seit zehn Jahren ohne Titel“, verkündete Allegri noch vor der Saison. „Es ist unser zweites gemeinsames Jahr, das ist ein guter Startpunkt. Wir haben sehr wichtige Spieler dazubekommen – einige erfahrene und einige junge.“

Gemeint waren Paul Pogba von Manchester United, Routinier Angel Di Maria von PSG und Innenverteidiger Bremer vom Stadtrivalen Torino, der den Abgang von Matthijs de Ligt zu Bayern München kompensieren sollte. Hinzu kamen einerseits die Verpflichtung von Frankfurts Filip Kostić und andererseits die Leihen von Leandro Paredes und Arkadiusz Milik. Für eine Kampfansage war das ein äußerst ruhiger Transfersommer, der Juventus das erste Mal seit Jahren ein Transferplus bescherte.

Im Anschluss an ein durchaus überzeugendes 3:0 gegen US Sassuolo zum Saisonauftakt folgte der schlechteste Start in die Liga seit 2015. Lediglich drei der ersten neun Spiele konnten in der Serie A gewonnen werden. Trauriger Tiefpunkt: Eine 0:1-Niederlage bei Aufsteiger Monza, der zu diesem Zeitpunkt mit nur einem Punkt und drei geschossenen Toren das Tabellenschlusslicht darstellte. Nach einer 0:2-Niederlage gegen Maccabi Haifa in der Champions League, die das Weiterkommen beinahe unmöglich machte, vermuteten italienische Medien bereits das Aus für Trainer Allegri.

Umstellung und Siegesserie führen Juventus zurück in die Spur

Doch die damaligen Verantwortlichen stellten sich hinter den Trainer. „Max hat einen Plan, der über einen Zeitraum von vier Jahren entwickelt werden soll“, sagte der Vorstandsvorsitzende Maurizio Arrivabene, während Vereinspräsident Andrea Agnelli betonte, es sei „nicht die Schuld des Trainers, wenn wir einen Zweikampf nicht gewinnen.“

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(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Ob die Verantwortlichen bereits wussten, dass sie die Geschicke des Rekordmeisters bald ohnehin nicht mehr lenken würden oder aus Überzeugung an Allegri festhielten, ist im Nachhinein schwer zu sagen. Fakt ist: Die Rückendeckung für den Trainer zahlte sich aus. Allegri stellte in der Folge auf Dreierkette um und die „Alte Dame“ legte in der Liga eine Siegesserie von acht Spielen in Folge hin, in denen der Club kein einziges Gegentor kassierte.

Das neue 3-5-2 brachte dabei gleich mehrere Vorteile, welche die offensichtlichen Schwächen des Kaders kaschierten. Zum einen konnte Neuzugang Kostić endlich auf seiner Paradeposition als Schienenspieler eingesetzt werden. Es ist keine Überraschung, dass er mit seinen acht Vorlagen hinter Neapels Kvicha Kvaratskhelia zu den besten Vorbereitern der Liga gehört. Dušan Vlahović, der als alleinige Spitze zuvor häufig in der Luft gehangen hatte, bekam einen Sturmpartner, wahlweise Milik, Moise Kean oder Di Maria zur Seite gestellt, was der Anbindung ans Mittelfeld diente.

Die beiden Außenverteidiger Alex Sandro und Danilo, die mit 32 und 31 nicht mehr zu den schnellsten ihres Faches gehören, rückten an die Seite von Bremer in die Dreierkette und konnten sich so vermehrt auf das Aufbauspiel konzentrieren, ohne sich allzu häufig in Laufduelle verwickeln zu lassen.

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Vereinschaos und Punktabzug: „Alte Dame“ oder siebenköpfiger Drache?

Als man sich in Turin wieder auf Kurs wähnte, brach im Verein erneut Chaos aus. Ende November trat der gesamte Vorstand rund um Präsident Agnelli aufgrund der finanziellen Schieflage des Vereins zurück. Die „Alte Dame“ hatte in der Vorsaison einen Rekordverlust von 254,4 Millionen Euro verbucht und in den Jahren 2018, 2019 und 2020 mutmaßlich die Bilanzen gefälscht. Dabei soll es um Beträge von 115 Millionen Euro gehen, die der Verein aus fingierten Bewertungen seiner Spieler in den Büchern vermerkt hatte.

Ende Januar wurde Juventus zu 15 Punkten Abzug in der laufenden Saison verurteilt. Gerade auf Platz drei der Serie A angelangt, wurde die „Alte Dame“ zurück in das Mittelfeld katapultiert. Ein Umstand, der sich auch auf den Platz übertrug. Rund um die Entscheidung setzte es ein 5:1 gegen Neapel, ein 3:3 gegen Bergamo und eine 0:2-Niederlage gegen Monza.

Doch die Mannschaft schüttelte ihre Verunsicherung ab. „Wir brauchen einen außergewöhnlichen Lauf, aber ich habe die Rechnung schon gemacht“, sagte Allegri Ende Januar auf die Frage, ob man noch mit der Champions League planen könne. „Juventus ist wie ein Drache mit sieben Köpfen“, formulierte es Kapitän Leonardo Bonucci bei Instagram. „Wenn ihm einer abgeschnitten wird, dann erscheint immer ein neuer. Niemals aufgeben!“

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(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Gesagt getan: Seit Februar verlor die Mannschaft nur eines von zwölf Spielen in Pokal, Europa League und Serie A und hat sich auf Rang sieben der Tabelle vorgeschoben. „Nur“ sieben Punkte trennen die Bianconeri von einem Champions-League-Platz. Rechnet man die 15 abgezogenen Punkte hinzu, stünde die „Alte Dame“ elf Spieltage vor Saisonende mit 56 Punkten auf Platz zwei. Juventus stellt mit 45 Toren die drittbeste Offensive und mit 22 Gegentoren die drittbeste Defensive der Liga. Man hat nach Spitzenreiter Neapel die zweitmeisten Siege (17) und die zweitwenigsten Niederlagen (5) auf dem Konto. Juve steht zudem im Halbfinale der Coppa Italia und im Viertelfinale der Europa League. Falls die Mannschaft dieses Pensum halten kann, dann besteht immer noch eine realistische Chance, sich für die Champions League im kommenden Jahr zu qualifizieren.

Mentalität und italienischer Block: Juventus Weg zum Scudetto

Sollte sich die „Alte Dame“ in einer solchen Saison mit dem schlechtesten Start seit acht Jahren, dem Rücktritt des Vorstands, dem frühen Ausscheiden aus der Champions League und dem Abzug von 15 Punkten dennoch für die Champions League qualifizieren, spräche das für eine ungeheure Mentalität in der Mannschaft, die sich auf die nächste Saison übertragen könnte.

Auch hat es Allegri geschafft, junge und vielversprechende italienische Talente in die Mannschaft einzubinden. Ein unvermeidbarer Schritt, denn Juventus ist gezwungen, sich von der Strategie zu verabschieden, teure Stars aus dem Ausland nach Turin zu holen. Mit Nicolò Fagioli (22), Matías Soulé (19) und Fabio Miretti (19) stehen drei junge Spieler aus der eigenen Jugend bereit, die zusammen mit Federico Gatti (24), Manuel Locatelli (25), Federico Chiesa (25) und Moise Kean (23) einen starken italienischen Block bilden könnten. Ein Transfer von Nicolò Zaniolo (23) im Sommer, scheint zudem immer wahrscheinlicher zu werden.

Hinzu kommt, dass auch die anderen italienischen Topvereine wie Inter und Milan zurzeit auf der Suche nach sich selbst sind. Lediglich Neapel scheint allen enteilt zu sein und lässt unter Trainer Luciano Spalletti vermutlich den besten Ballbesitzfußball Europas spielen. Doch die beiden Topspieler Victor Osimhen (24) und Khvicha Kvaratskhelia (22) sind heiß begehrt und könnten im Sommer Neapel verlassen. Dann wäre der Weg für Juventus frei, ihren 37. Meistertitel nach Turin zu holen. Nicht mit schönem Fußball, sondern mit italienischer Abgezocktheit und Mentalität. So wie es die „Alte Dame“ eben schon immer getan hat.

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Lukian Ahrens

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