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·21. August 2023
Warum die Stanisic-Leihe aus Bayern-Sicht ein Fehler ist

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·21. August 2023
Der FC Bayern befindet sich derzeit in Verhandlungen mit Inter Mailand, die mit Hochdruck an einem Pavard-Transfer arbeiten. In München weiß man schon etwas länger, dass der französische Abwehrspieler seinen Vertrag nicht über 2024 verlängern möchte und einen Wechsel anpeilt. In dieser Situation hat der FC Bayern das Unnatürlichste gemacht, was man sich vorstellen kann, indem man Josip Stanisic nach Leverkusen verliehen hat. Wir zählen Gründe auf, warum das Leihgeschäft aus Bayern-Sicht ein Fehler ist.
Mit der Leihe von Stanisic hat sich der FC Bayern unnötigerweise in eine problematische Position gebracht. Prinzipiell erscheint es schließlich alles andere als sinnvoll, Benjamin Pavard gegen dessen Willen zu halten. Der Abwehr-Allrounder hat bereits bei der WM 2022 bewiesen, dass er zum Enfant terrible werden kann und seine miese Laune auch nach außen trägt. So auch geschehen beim Match gegen eine Fanclub-Auswahl, bei dem er sich mit mürrischer Miene über den Platz bewegte und nur wenige Worte wechselte. Zudem sah man seinen Frust, als er infolge eines Fouls seines Gegenspielers nach diesem trat. Der FC Bayern muss 2023/24 wieder als motivierte und eingeschworene Einheit auftreten und kann potenzielle Stinkstiefel nicht gebrauchen. Zwar könnte Pavard sportlich natürlich noch ein Jahr helfen, jedoch nur, wenn er auch die passende Einstellung mitbringt. Da das zu bezweifeln ist, sollte man die Möglichkeit, rund 35 Millionen einstreichen zu können, nicht verstreichen lassen. Die Stanisic-Leihe macht diese eigentlich logische Entscheidung aber selbstredend schwerer.
Josip Stanisic ist sicherlich nicht das Talent der Bayern, dem man vor ein paar Jahren den ganz großen Sprung zugetraut hätte. Der kroatische Nationalspieler hat sich jedoch über die Jahre stetig verbessert und sich zu einem verlässlichen Kaderspieler entwickelt. Sowohl beim FC Bayern als auch bei der Nationalmannschaft hat Stanisic bewiesen, dass er insbesondere gegen starke Gegenspieler äußerst stabil ist. In Erinnerung bleibt beispielsweise seine tolle Leistung gegen PSG im CL-Achtelfinale 2023. Der 23-Jährige ist nicht hochspektakulär, aber ein Akteur, dem man immer vertrauen kann, egal wie groß der Gegner ist. Dies unterscheidet ihn von so vielen anderen Backup-Spielern, die der FC Bayern in den letzten Jahren beschäftigt hat. Stanisic bringt ein sehr ähnliches Profil wie Pavard mit, weshalb er ein äußerst passender Ersatz gewesen wäre. Dazu gehören auch seine Allrounder-Qualitäten, die es ihm erlauben, in der Innenverteidigung zu spielen. Diese hätten wichtig werden können, zumal Kim Min-jae Anfang der Rückrunde wohl bei der Asienmeisterschaft mitwirken wird. Es entsinnt sich nicht wirklich, warum der FC Bayern Stanisic als Mazraoui-Backup als nicht ausreichend empfindet. Immerhin hat er zuletzt auch in den Vorbereitungsspielen einen tollen Eindruck hinterlassen. Ein wenig mehr Vertrauen wäre angebracht, zumal es sich bei ihm um einen der wenigen Spieler aus der eigenen Jugendarbeit handelt.
Durch die Stanisic-Leihe benötigt der FC Bayern einen Neuzugang, um Benjamin Pavard im Fall der Fälle zu ersetzen. Wo findet sich jedoch ein Spieler, der verfügbar und bezahlbar ist sowie eine wesentlich höhere Qualität als Stanisic mitbringt? Zudem müsste dieser ja im Idealfall ebenfalls außen und innen verteidigen können.Kandidaten gibt es auf dem Markt tatsächlich so gut wie keine. Ein recht passendes Profil würde am ehesten noch Nordi Mukiele von PSG mitbringen, an dem der FC Bayern bereits vor ein paar Jahren dran war. Der Franzose kann außen und innen verteidigen und hat Erfahrung auf Top-Niveau. Allerdings ist unklar, ob Paris überhaupt verkaufsbereit ist. Selbst wenn dies der Fall wäre, dürfte Mukiele so teuer werden, dass sich das "Mini-Upgrade" im Vergleich zu Stanisic nicht lohnen würde. Theoretisch könnte man auch zu einer Praline wie Jeremie Frimpong greifen, jedoch wäre der Niederländer - falls überhaupt verfügbar - enorm teuer und bringt ein gänzlich anderes Profil als Pavard und Stanisic mit. Der Leverkusener hat seine Stärken in der Offensive und wie Davies einen ungeheuren Drang nach vorne. Zwar würde der FC Bayern das schnellste Außenverteidiger-Gespann in Europa stellen, jedoch Gefahr laufen, die Balance zu verlieren. Ein solcher Weg wäre zwar trotz allem interessant, jedoch bräuchte man zumindest eine defensive Alternative. Diese hätte man nicht, da Mazraoui ebenfalls ein offensiv ausgerichteter Außenverteidiger ist. Kyle Walker wäre trotz seines Alters vom Spielertyp der passende Pavard-Ersatz gewesen, jedoch ist der Engländer eben nicht mehr verfügbar. Einen Spieler, der dem 33-jährigen City-Star nahe kommt, gibt es auf dem Markt nicht.
Die Vorstellungen der Bayern-Verantwortlichen bei der Stanisic-Leihe sind relativ klar. Der 23-Jährige soll Spielpraxis sammeln und als noch besserer und gereifter Verteidiger zurückkommen. Zudem hat er in Leverkusen mit Xabi Alonso einen guten Lehrmeister und der FCB einen engen Draht zu diesem. In der Theorie klingt all das recht nett, jedoch sieht die Wirklichkeit anders aus. Sollte Frimpong bleiben, was derzeit als wahrscheinlich angesehen werden kann, hat Stanisic auf rechts keine Stammplatz-Chance. In der Innenverteidigung stehen mit Tabsoba, Tah, Kossounou und Hincapié Stand jetzt vier Spieler zur Verfügung. Zwar könnte es Stanisic vielleicht mit einem Kossounou aufnehmen, jedoch stellt sich hier die Frage, warum Leverkusen einen Bayern-Youngster anstelle des eigenen Talents fördern sollte. Stanisic hätte eigentlich nur eine realistische Stammplatzchance, wenn Leverkusen ähnlich wie gegen Leipzig mit Fünferkette spielt. In der Vorbereitung agierte die Werkself aber meist mit Viererkette, weshalb sich diesbezüglich keine klare Prognose treffen lässt. Die Gefahr besteht definitiv, dass Stanisic auch bei Bayer 04 Leverkusen größtenteils auf der Bank sitzt.