Warum die Premier League in der Königsklasse dominiert | OneFootball

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Helge Wohltmann·14. März 2019

Warum die Premier League in der Königsklasse dominiert

Artikelbild:Warum die Premier League in der Königsklasse dominiert

Die Premier League hat in den vergangenen Jahren begonnen, ihr Geld endlich clever einzusetzen. Den Erfolg ernten sie jetzt in der Champions League. Das ist ist nicht nur ein Problem für die Bundesliga.

Wie schnell es im Fußball gehen kann, zeigt sich am Beispiel der englischen Eliteliga. Vor etwas mehr zwei Jahren galt sie noch als kranker Mann Europas, denn wieder einmal hatte sich das letzte Team bereits im Viertelfinale aus der Königsklasse verabschiedet. Bei aller finanziellen Überlegenheit, international waren die britischen Mannschaften oft nur zweitklassig. In den fünf Jahren zuvor hatten sich nur vier Teams für das Viertelfinale qualifiziert. Diesmal gelang es gleich vier von ihnen in einer Saison.


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Die Revolution hatte vor in dieser Zeit nämlich schon längst begonnen. Seit einigen Jahren geht es den Topklubs der Premier League nicht mehr nur darum, möglichst große Namen einzukaufen und von irgendeinem Trainer zu verlangen, die richtige Formation für diese zusammengewürfelten Haufen zu finden. Liverpool, Manchester City und Tottenham denken mittlerweile langfristiger.

Mauricio Pochettino übernahm die Spurs im Sommer 2014 und formte aus einem gerupften Huhn aus dem oberen Tabellenmittelfeld einen stolzen Hahn mit Kampfsporen, der regelmäßig um Titel mitspielt. Der Clou dabei: Es gelang ihm fast ohne teure Transfers. Harry Kane kam er aus der eigenen Jugend und erhielt nach mehreren Leihen unter dem Argentinier das nötige Vertrauen. Dele Alli kam 2015 für etwas mehr als 6,5 Millionen Euro von MK Dons. Toby Alderweireld kostete 16 Millionen, Kieran Trippier kostete fünf Millionen, ebenso wie Eric Dier und Danny Rose war ein Jugendspieler, der unter Pochettino aufblühte.

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Dazu fanden Heung-min Son, Christian Eriksen und Lucas Moura unter ihm ihre Topform. Der 47-Jährige ist jemand, der seine Spieler lieber entwickelt, als ständig neue Namen zu kaufen und so sein Team zu stärken. In dieser Saison verzichtete er sogar ganz auf Transfers, weil er niemanden fand, der finanzierbar und besser war als seine vorhandenen Spielern. Taktisch ist er sowieso über jeden Zweifel erhaben. In der Champions League frustrierte er den BVB mit seiner kompakten Defensive und konterte die Schwarz-Gelben dann gnadenlos aus. Selbst Lucien Favre fiel da nichts mehr ein.

Ähnlich erging es Niko Kovač gegen den FC Liverpool. Holte er im ersten Spiel immerhin noch ein achtbares 0:0, wurde im Rückspiel deutlich, dass der FC Bayern den Reds wenig entgegenzusetzen hatte. „Jürgen Klopp kann gegnerische Stärken hervorragend aus dem Spiel nehmen. Das hat er heute wieder geschafft“, sagte Mats Hummels nach der Partie und bestätigte damit, was alle von Außen gesehen hatten: Die bessere Mannschaft, aber auch der bessere Coach hatte dieses Achtelfinale gewonnen.

Die Premier League hat in den vergangene fünf Jahren die besten Trainer der Welt angelockt und sich damit taktisch auf ein neues Niveau gehieft. Ging es vorher noch wild hin und her, weil die Kugel oft lang nach vorne geschlagen und sehr körperlich gespielt wurde, stehen sich nun regelmäßig die besten Taktiker der Welt gegenüber. Sie haben es geschafft, diese auf der Insel so beliebten Elemente mit Finesse und Flexibilität zu verbinden. Klopp, Pochettino, Unai Emery, Maurizio Sarri sowie vorher Antonio Conte und José Mourinho liefern sich dadurch epische Schlachten auf inzwischen höchstem taktischen Niveau.

Der größte Name überhaupt darf natürlich auch nicht fehlen: Pep Guardiola, der auch bei Manchester City wieder eine beeindruckende Ballbesitzmaschine auf den Rasen gebracht hat. Nun mag man ihm vorwerfen, dass er bei den Skyblues beinahe unendlich viel Geld zur Verfügung hat, allerdings hat er dieses auch perfekt investiert. Dabei hat er auch keine absoluten Weltstars á la Neymar geholt, sondern entwicklungsfähige Topspieler, die perfekt zu seiner Idee von Fußball passen.

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Ähnlich machte es Jürgen Klopp, der in den letzten Transferperioden zwar ebenfalls teure Ablösen bezahlte, damit aber ganz gezielt seine Mannschaft verstärkte. Oder will aktuell wirklich noch jemand behaupten, dass Alisson, Virgil van Dijk oder Mohamed Salah ihr Geld nicht wert gewesen seien?

Die Trainer als Triebfeder der Entwicklung

Die Toptrainer der Premier League bringen sich gegenseitig dazu, sich ständig weiter zu verbessern und durch ihre verschiedenen Spielstile sind die Teams auch perfekt auf ihre internationalen Gegner vorbereitet. Mittlerweile kennen sie alle diese Ideen aus der eigenen Liga. Ballbesitz- oder Konterfußball, Gegenpressing, Kick and Rush und der geparkte Bus. In der Premier League begegnet ihnen alles, da dort die besten Trainer aus den verschiedenen Kulturen der Welt arbeiten.

Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass 2017/18 bereits fünf englische Mannschaften im Achtelfinale und immerhin eine im Endspiel der Champions League standen. In dieser Spielzeit haben sogar gleich vier englische Klubs das Viertelfinale erreicht. Es ist also deutlich ein positiver Trend zu sehen, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen sollte, wenn die Briten weiter so gute Arbeit leisten. Eine Frage, die sich aber immer stellen wird: Wie werden sie am Ende der Saison drauf sein, wenn sich die fehlende Winterpause und der zusätzliche nationale Pokalwettbewerb bemerkbar machen? Wir sind gespannt!