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Niklas Levinsohn·24. Juli 2019

Warum der Rückzug von Uli Hoeneß fünf Jahre zu spät kommt

Artikelbild:Warum der Rückzug von Uli Hoeneß fünf Jahre zu spät kommt

Uli Hoeneß wird dem Vernehmen nach im November als Präsident des FC Bayern zurücktreten und sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Es wird höchste Zeit.

Die Vergangenheit hat genügend Gelegenheiten geboten, um sich auf Kosten von Uli Hoeneß zu amüsieren. Vor allem die jüngere. Der nun durch die ‚Bild‘ vermeldete Rückzug von Hoeneß zum Jahresende hin ist keine von diesen Gelegenheiten. Dazu ist das, was Hoeneß in gut vier Jahrzehnten für den FC Bayern München und damit mittelbar auch für den deutschen Fußball geleistet hat zu bedeutsam. Heute lässt sich lediglich nüchtern und ohne Schadenfreude feststellen, dass der 67-Jährige den richtigen Augenblick um fünf Jahre verpasst hat.


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Verständlich war er allemal, der Wunsch Hoeneß‘, dem deutschen Rekordmeister noch mal seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken zu wollen. Noch mal etwas Erinnernswertes vollbringen zu wollen, das seine von 2014 bis 2016 abgegoltene Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung überstrahlen sollte. So wurde er im November 2016 wieder Präsident des FC Bayern München und man kann nicht behaupten, die Vereinsmitglieder wären nicht willig gewesen, ihm dieses Amt aufs Neue anzuvertrauen. Hoeneß erhielt 98,5 Prozent aller Stimmen.

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Seitdem sind rund zweieinhalb Jahre vergangen. Zweieinhalb Jahre, in denen der schon immer polarisierende, aber auch lange als nahezu unantastbar geltende Mr. FC Bayern oft so wirkte, als wäre er aus der Zeit gefallen. Eine Aneinanderreihung von unglücklichen Auftritten und Aussagen sorgt nun dafür, dass sich der angekündigte Rückzug nicht nur nach schmerzlichem Abschied, sondern auch ein wenig nach Erlösung anfühlt. Drei Momente von vielen stehen exemplarisch für das Scheitern dieser „zweiten Chance“, wie Hoeneß die erneute Wahl zum Präsidenten noch in seiner Wahlkampfrede nannte.

Es begann mit der geschichtsträchtigen Grundgesetz-Pressekonferenz, die der FC Bayern München am 19. Oktober 2018 einberief. Von den drei anwesenden Führungsköpfen des Klubs gab Uli Hoeneß noch die schlechteste Figur ab. Sein mitunter vulgäres Poltern gegen Ex-Spieler Juan Bernat, für das sich der 67-Jährige später entschuldigte, wirkte gleichermaßen unangemessen wie unbeherrscht.

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Gut zwei Monate später wurde Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung der Münchner von Fan Johannes Bachmayr in dessen Redebeitrag unter anderem für eben diese Entgleisung abgewatscht. In seiner Reaktion ließ der scheidende Präsident jegliche Souveränität vermissen, insinuierte sogar in verschwörerischem Ton, Bachmayr sei „wahrscheinlich von außen gesteuert“ gewesen.

Komplettiert wurde die Dreifaltigkeit der Missgeschicke im Februar dieses Jahres dann von seinem Auftritt in der ‚Sport1‘-Sendung ‚Doppelpass‘. Seine genüßlich eingeworfene und Stand heute faktisch nicht unterfütterte Ankündigung „Wenn sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die neue Saison“ flog dem FC Bayern schon vor Beginn der Transferphase um die Ohren und tut es immer noch.


Ob der nun öffentlich gewordene Rückzugsplan, zu dem sich der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende erst am 29. August äußern möchte, das Produkt eigener Einsicht, internen Drucks oder eine Mischung von beidem ist, wird wohl ungeklärt bleiben. In jedem Fall wirkt er folgerichtig und im Angesicht der letzten Monate fast schon überfällig. Genau das aber ist ein Eindruck den die Lebensleistung von Uli Hoeneß eigentlich nicht verdient hat.