REAL TOTAL
·29. März 2023
Vorbild DFL und Kritik an die UEFA – Update zur Super League

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·29. März 2023
Florentino Pérez (l.) und Joan Laporta (r.) glauben mit Bernd Reichart (Mitte) weiter an die Super League – Foto: IMAGO / alterphotos
Die Super League ist weder tot, aber auch nicht wirklich lebendig. 2021 sagte Florentino Pérez noch, sie befinde sich „im Stand-by“-Modus, seitdem ist mehr oder weniger viel passiert. So versucht seit einem halben Jahr Bernd Reichart als neuer Verantwortlicher die Super League wieder ins Spiel zu bringen. „Ich glaube nicht, dass nur Klubs mit schwarzen Zahlen Vorschläge machen dürfen, sonst sitzen wir künftig an ihrem Küchentisch, denn laut der neuesten Deloitte-Studie sind das in der Champions League nur fünf: der FC Bayern, Atalanta Bergamo, Ajax Amsterdam, Benfica und Real Madrid.” So deutlich kritisierte Reichart, der Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft A22, die UEFA zuletzt. Die teilnehmenden Klubs nehmen aus seiner Sicht zu wenig Geld ein, damit sie auch nachhaltig agieren können. Sie dürfen sich laut ihm nicht frei organisieren und stehen unter scharfer Beobachtung der UEFA.
Die A22 Sports Management ist ein spanisches Sportmarketing-Unternehmen und gleichzeitig die Beratungsagentur, die die European Super League im zweiten Anlauf zum Erfolg führen soll. „Unser Ziel ist es, ein nachhaltiges Sportkonzept für europäische Klubwettbewerbe vorzulegen.” Das Unternehmen, welches in Madrid seinen Sitz hat, wird angeführt von Bernd Reichart. Dieser war Vorsitzender der Geschäftsführung der Mediengruppe RTL Deutschland und ist nun der CEO von A22. Die Agentur arbeitet mit Fußballvereinen zusammen, denn das volle Potenzial des europäischen Klubfußballs soll ausgeschöpft werden, weshalb ein enger Austausch mit Fans, Klubs, Spielern und Spielerinnen, Trainern und Trainerinnen, Verbänden, Ligen und politischen Entscheidungsträgern besteht.
Ende Februar hat sich Bernd Reichart erneut geäußert – er sieht die DFL als mögliches Vorbild bei der Umsetzung einer europäischen Super League, weshalb er sich ein Modell wie die Deutsche Fußball Liga wünscht: „Die DFL ist ein wunderbares Beispiel, ein Interessenbündnis der Klubs, das sich Gedanken über wichtige strategische Entscheidungen macht. Sie diskutieren über 50+1, den Verkauf von Medienrechten, eine Play-off-Lösung. Das steht ihnen zu, weil sie alle Risiken tragen“. Reichart kritisiert die Monopolstellung der Europäischen Fußball-Union und will, dass die Klubs auf europäischer Ebene die Möglichkeit bekommen, über einen besseren Wettbewerb mit konsequent umgesetzten Finanzregeln sowie wirtschaftlicher Stabilität diskutieren zu dürfen, ohne die Feindseligkeit und Angst, dass Konsequenzen eintreten. Denn die UEFA droht schnell mit Strafen. Er beschwert sich und sagt: „Man kann nicht einmal Vorschläge machen, ohne dass die UEFA mit Sanktionen droht.”
Eine mögliche Alternative zu den bekannten Europapokalwettbewerben könnte ein offener Wettbewerb mit 60 bis 80 Mannschaften in mehreren Spielklassen darstellen, in der es keine dauerhaften Mitglieder gibt: „Wenn diese großen Klubs in kleineren Ländern die Chance auf eine stärkere, nachhaltigere und vorhersehbarere Präsenz in Europa hätten, mit einer garantierten Anzahl von Spielen vor der Saison, für die sie sich qualifizieren, könnte ihnen das Schritt für Schritt tatsächlich eine Chance geben, einen sinnvolleren europäischen Weg einzuschlagen und dieses Projekt und ihren europäischen Ehrgeiz auf etwas Vorhersehbarerem aufzubauen. Das ist stabiler, als sich für die Champions League zu qualifizieren oder zu versuchen, die vorherigen Qualifikationsrunden zu überstehen, denn für viele Klubs sind die Champions League und die anderen UEFA-Wettbewerbe noch lange nicht offen.“ Das Ziel: 14 europäische Spiele sollen garantiert sein, doch die einflussreiche Klub-Vereinigung ECA und die UEFA sind weiter dagegen. Bereits im Oktober 2022 hat die A22 einen offenen Dialog über die Zukunft des europäischen Fußballs begonnen, weshalb das Unternehmen mit etwa 50 europäischen Fußballklubs gesprochen und daraufhin zehn Grundsätze für eine europäische Fußballliga erarbeitet hat.
10 Grundsätze
Ob Toni Kroos mit seiner Prognose vom 15. Februar Recht haben wird: „Es ist und bleibt meine Meinung: Ich glaube, dass wir diese Super League sehen werden – von der damaligen Idee her verändert. Die Grundidee der Super League ist – ohne das jetzt groß zu verteidigen, es ist einfach meine Meinung – nicht, irgendwelche Mannschaften auszuschließen, nicht, dass irgendwelche Mannschaften fix drin sind, nur weil sie Gründungsmitglieder sind. Es muss ein sportlicher Wettbewerb sein, offen, aber von den Vereinen geregelt und nicht von der UEFA. Ich bin sehr gespannt und mir ziemlich sicher, dass ganz viele Vereine, die sich umgedreht haben, auch deutlich offener werden. Ich bin mir sicher, dass es große Vorteile hat.“
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Die A22 hatte eine Klage gegen die UEFA und FIFA eingereicht, da die Führungsgremien eine marktbeherrschende Stellung im europäischen Wettbewerbsrecht missbrauchten. Der Grund: Die Verbände blockierten zunächst die Bildung der alten Super League und versuchten dann die Beteiligten zu sanktionieren. Es dürfte also noch spannend werden, vor allem rund um das entscheidende Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), welches in 2023 erwartet wird. Die Zukunft und Form der European Super League hängt jedenfalls von dem kommenden Urteil ab.
Die Entwicklung der Super League