MillernTon
·22. September 2023
Vorbericht: FC St. Pauli – FC Schalke 04 (7. Spieltag, 23/24)

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·22. September 2023
Am Samstagabend empfängt der FC St. Pauli den mittelmäßig gestarteten FC Schalke 04 zum Topspiel am Millerntor. Der Vorbericht.(Titelbild: Stefan Groenveld)
Zur Vorbereitung möchte ich Euch gerne das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Michael mit Torsten Wieland empfehlen, der schon seit gefühlten Ewigkeiten den FC Schalke als Blogger oder Podcaster begleitet.Das Millerntor wird für die Partie natürlich ausverkauft sein. Die wichtigste Meldung des Vereins auf der Pressekonferenz: Im Gästeblock wird auch eine Trompete dabei sein.
Erfreulich voll ist es aktuell auf dem Trainingsplatz beim FC St. Pauli. Abgesehen von Scott Banks waren alle Spieler an der Kollaustraße zugange. Das bedeutet, dass auch Jackson Irvine wieder in Sportklamotten unterwegs war. Nach Aussage von Fabian Hürzeler drehte er „mit 8 km/h“ Laufrunden. Das reicht natürlich noch nicht, um am Wochenende einsatzbereit zu sein. Trotzdem scheint der Heilungsverlauf recht erfreulich zu sein, sodass die Horror-Szenarien, dass Irvine bereits Winterpause hat, wohl nicht eintreten werden.
Der volle Trainingsplatz bedeutet auch, dass der Konkurrenzkampf innerhalb des Kaders relativ groß ist, sogar schon, wenn es darum geht, in den Spieltagskader zu kommen. Denn David Nemeth und Manolis Saliakas sind nach ihren Erkrankungen zurückgekommen und auch Maurides hat wieder eine Trainingswoche mit dem Team verbracht. Diese drei Spieler drängen in den Kader. Auch Simon Zoller, der am Mittwoch das Training abbrechen musste, dürfte erneut einsatzbereit sein, wie Hürzeler berichtete. Der volle Kader ist auf der einen Seite sicher eine Luxussituation. Auf der anderen Seite deuten sich einige harte Entscheidungen an.
Nicht ganz so erfreulich ist die personelle Situation bei Schalke. In der Offensive werden erneut Simon Terodde, Kenan Karaman und Bryan Lasme ausfallen, die bei voller Fitness allesamt Stammspielerpotenzial haben. Alle laborieren an mehr oder weniger schweren Muskelbeschwerden. Ebenfalls nicht dabei sein kann Danny Latza, dessen Leistenprobleme einen Einsatz nicht zulassen. Auch Innenverteidiger Leo Greiml (Kreuzbandriss) fehlt. Wieder dabei ist hingegen Ron Schallenberg, der seine Rotsperre abgesessen hat und direkt wieder in die Startelf rücken dürfte.
Auch im Tor ist ein tiefer Kader notwendig. Ralf Fährmann leidet an Problemen mit der Achillessehne und kann nicht spielen. Das hätte er getan, obwohl er seinen Platz im Tor diesen Sommer an Marius Müller verloren hatte. Doch Müller verletzte sich beim letzten Spiel schwer (Adduktorenabriss – ja, anscheinend können die auch abreißen…). So dürfte auch am Millerntor der etatmäßige dritte Torwart, Michael Langer, zum Einsatz kommen. Langer hielt nach seiner Einwechslung den 4:3-Sieg gegen Magdeburg fest. S04-Trainer Thomas Reis ließ sich auf der PK aber ein Hintertürchen offen, betonte, dass auch Justin Heekeren eine Option sei. Doch alles andere als ein Einsatz von Langer wäre verwunderlich.
Tja, wenn man das so genau wüsste. Vermutlich weiß man auf Schalke auch nicht so genau, was man vom Saisonstart halten soll. Klar ist, dass es die Bundesliga-Absteiger traditionell schwer haben in den ersten Spielen in der neuen Liga, weil sich meist ein neu zusammengewürfelter Kader erst einmal zurechtfinden muss. Auf Schalke dürfte man genau wissen, wovon ich schreibe, hatten sie genau das doch auch beim letzten Aufenthalt in der 2. Bundesliga durchmachen müssen. Nun sind die Vorzeichen aber etwas anders: Auf der einen Seite haben sie mit Thomas Reis einen Trainer, der schon in der Rückrunde der Vorsaison einen guten Eindruck hinterließ. Auf der anderen Seite ist der Kader nicht mehr ganz so übermächtig, wie noch vor zwei Jahren.
Johannes Eggestein zeigte gegen Holstein Kiel eine gute Leistung. Aber ob er auch gegen Schalke starten darf, dürfte davon abhängen, wie der FC St. Pauli auf die gegenerische Mannorientierung reagiert.
(c) Stefan Groenveld
Der Saisonstart verlief mit zwei Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen jedenfalls alles andere als erfreulich. Also zumindest für S04-Fans, denn die Gegner durften sich zumeist über eine ganze Menge Torgelegenheiten freuen. Einen fast sagenhaften xG-Wert von 15,2 hat Schalke den bisherigen Gegnern zugestanden, rund 2,5 pro Spiel. Die bisher zwölf Gegentore kommen also alles andere als überraschend. Zum Vergleich: Der FCSP hat bisher einen Wert von knapp über 5, aber insgesamt nach sechs Spielen. Am Samstagabend trifft somit nach xG-Werten die beste auf die schlechteste Defensive der Liga.
Die vielen Gegentore und der vielleicht nicht mehr ganz so überragende Kader wie noch vor zwei Jahren bedeuten aber natürlich nicht, dass Schalke 04 kein Aufstiegskandidat ist. Im Gegenteil: Das Team dürfte individuell weiterhin eines der besten der Liga sein. Das sieht auch Fabian Hürzeler so, der die offensive Stärke der Schalker hervorhebt: „Wir treffen auf eine Mannschaft, die individuell sehr gut besetzt ist und immer in der Lage ist, ein Tor zu schießen, egal in welcher Phase des Spiels.“
Der Fokus des Schalker Offensivspiels liegt nicht selten auf langen Bällen. Das Team setzt weniger auf einen kontrollierten Ballbesitzfußball, wie es der FCSP gerne tut (Platz zehn bei der Ballbesitzquote untermauert das). Vielmehr wird auch sehr gerne mal ein langer Ball gespielt. Und das sehr erfolgreich: Die Erfolgsquote langer Bälle liegt bei 66 % und ist damit die beste aller Zweitligisten. Hürzeler erklärte, dass das Spiel auf den zweiten Ball nach einem langen Ball auf Polter oder Terodde „eines ihrer Muster“ sei, auf die sein Team vorbereitet sein müsse, betonte aber auch: „Man darf sie nicht auf die langen Bälle reduzieren.“ Denn neben langen Bällen und Kopfballstärke im Sturmzentrum seien auch die Tempodribblings von Spielern wie Lino Tempelmann und dem erst 17-jährigen Assan Ouedraogo (dem das Global Soccer Network eine große Karriere zutraut) zu beachten, genauso wie Standardsituationen von Thomas Ouwejan.
Gegen den Ball dürfte Schalke 04 auf ein Mittel zurückgreifen, welches bereits andere Teams gegen den FCSP versuchten. Schalke 04 dürfte versuchen, Bälle mit enger Manndeckung zu gewinnen, wie Hürzeler erklärte: „Wir erwarten schon, dass sie ihrem Stil – Mann-gegen-Mann über den ganzen Platz – treu bleiben und sie versuchen, uns hoch anzulaufen.“ Ein Problem ist das laut dem 30-jährigen FCSP-Cheftrainer nicht, denn sein Team habe in dieser Saison bereits mehrfach gezeigt, dass es Lösungen gegen diese Spielweise findet. Wichtig sei aber besonders gegen das umschaltstarke Schalker Team, dass man „90 Minuten lang konsequent und aufmerksam verteidigt. Das haben wir gegen Kiel nicht in allen Phasen geschafft.“
So gut wie sicher ist, dass Ron Schallenberg direkt wieder in die Startelf rücken wird. Ob das auch bei Dominick Drexler, der bereits gegen Magdeburg sein Comeback feierte (allerdings nicht von Anfang an) der Fall sein wird, keine Ahnung. Nach dem doch ziemlich niederschmetternden Auftritt von Tobias Mohr gegen Magdeburg, der noch vor der Pause per Auswechslung beendet wurde, könnte ein Platz auf der offensiven Außenbahn für Drexler frei sein. Ich tippe mal darauf, dass Paul Seguin für Schallenberg und Mohr für Drexler weichen werden.
Etwas unsicher bin ich in Sachen Formation oder zumindest in der Frage, wo Assan Ouedraogo eingesetzt werden wird. Der hat bereits im Zentrum und auf der offensiven Außenbahn agiert. Ich tippe darauf, dass er zusammen mit Tempelmann den offensiveren Part im Mittelfeld vor Schallenberg geben wird. Dann aber könnte den Schalkern ein ähnliches Dilemma wie Holstein Kiel drohen, die im Spiel gegen den FCSP große Probleme gegen den Ball hatten, weil der Sechserraum nicht richtig dicht war. Torsten betonte im VdS-Gespräch, dass Schallenberg als alleiniger Sechser schon Probleme hatte diese Saison. Also doch eine größere Umstellung? Aber wie passen Tempelmann und Ouedraogo zusammen auf den Platz? Vielleicht mit einem 4-2-3-1? Möglich. Ich logge hier jetzt trotzdem mal das 4-3-3 ein.
Erwartete Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen FC Schalke 04
Eine Umstellung der Formation wird es beim FC St. Pauli eher nicht geben. Es könnte aber sehr wohl zu personellen Veränderungen in der Startelf kommen. Philipp Treu hat seine Sache auf der rechten Schienenposition richtig gut gemacht. Hürzeler sagte auf der PK, dass Treu gegen Kiel defensiv durchgehend stabil war und zum Ende hin offensiv immer mutiger wurde. Daraus ergibt sich, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass Manolis Saliakas direkt wieder in die Startelf zurückkehren wird. Aber könnt ihr Euch Manos auf der Bank vorstellen? Schwierige Entscheidung.
Die mannorientierte Spielweise der Schalker könnte zu einem weiteren Wechsel in der Startelf führen: Johannes Eggestein machte einen guten Job gegen Kiel, aber bei hohem Pressing macht es Sinn, wenn der FCSP einen klaren Zielspieler auf dem Platz hat. Das erhöht die Einsatzchancen von Andreas Albers. Auf der anderen Seite könnte die Agilität von Eggestein auch gegen die Schalker Innenverteidiger ein Trumpf sein. Und was ist eigentlich mit Maurides und Simon Zoller? Auch schwierig. Ich denke, ich gehe mit Eggestein. Einfach um dem Schalker Sechserraum mal einem maximalen Belastungstest zu unterziehen.
Der 5:1-Erfolg gegen Holstein hat richtig gut getan, wie Fabian Hürzeler erklärt: „Natürlich haben wir jetzt eine Bestätigung bekommen durch das Ergebnis. Das gibt Vertrauen, das gibt Sicherheit.“Der Sieg war also genau richtig, bevor nun drei Spiele am Samstagabend anstehen. Gegen Schalke 04, so viel ist klar, wird es Stress geben aufgrund der Spielweise der Gäste. Die ersten Spiele aber zeigten, dass es sich für die Schalker Gegner lohnt, den Stress anzunehmen. Das wird auch der FC St. Pauli versuchen. Unter Flutlicht und mit der Aussicht, ein fettes Ausrufezeichen an den Rest der Liga zu senden. Ich hab Bock!
Forza!// Tim
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