MillernTon
·29. August 2024
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Der FC St. Pauli wird am Freitagabend von einem Gegner in der Findungsphase erwartet. Denn der 1. FC Union Berlin weiß nach der Fast-Katastrophe der Vorsaison noch nicht, wohin die Reise geht.(Titelfoto: Peter Boehmer)
Im „Vor dem Spiel“-Gespräch hat sich Yannick mit Nadi vom Textilvergehen unterhalten. Eine halbe Stunde, die sich auf jeden Fall lohnt. Darin geht es neben dem Saisonstart der 1. Männer auch um die Saison der 1. Frauen sowie Hinweise zur Anreise.
Wenn ihr Bock habt, Euch mit der Historie dieser Partie richtig tiefgehend zu befassen, dann schaut doch mal bei „The story so far: FC St. Pauli und Union Berlin“ rein. So richtig gute Erinnerungen an Spiele an der Alten Försterei gibt es für den FC St. Pauli nicht. Der letzte Sieg ist bereits fast 13 Jahre her. Deniz Naki und Markus Thorandt trafen damals zum 2:0-Endstand. Seitdem holte man in acht Spielen gerade mal noch einen Punkt. Und auch dieser, 15/16 war es, fühlte sich wie eine Niederlage an. Die frühe Führung durch Sobota drehte Union noch vor der Pause in ein 2:1. Hornschuh und Dudziak sorgten nach Wiederanpfiff für die erneute FCSP-Führung, ehe Benjamin Kessel, den ich seit diesem Spiel und seinem Gebahren dabei überhaupt nicht leiden kann, in der Nachspielzeit das 3:3 erzielte.
In Heimspielen ist die Bilanz etwas besser. Das letzte Aufeinandertreffen in der 2. Bundesliga endete mit 3:2 für den FC St. Pauli. Allagui und Meier sorgten für eine eigentlich komfortbale 2:0-Führung. Doch Union glich innerhalb von zwei Minuten kurz vor Schluss aus. Ein Elfmeter in der Nachspielzeit, Meier traf erneut, sorgte für das viel umjubelte 3:2, was nicht ganz verdient war, wie im Spielbericht von damals nachzulesen ist (Von Göttern und zweiten Bällen). Union stieg am Saisonende auf und so traf man erst knapp drei Jahre später wieder aufeinander, im DFB-Pokal-Viertelfinale. Und im Spielbericht von damals stand etwas, das auch heute gerade öfter zu lesen ist: „Der gestrige Abend zeigte aber leider, wo der große Unterschied zwischen erster und zweiter Liga ist: Fehler werden konsequent bestraft.“ – der FCSP verlor das Pokalspiel mit 1:2.
Die personelle Situation beim FC St. Pauli ist weiterhin enorm gut, sogar noch etwas besser als letzte Woche. Einzig Simon Zoller konnte unter der Woche nicht am Team-Training mitwirken. Zoller hatte letztes Wochenende eine doch recht emotionale Nachricht auf Instagram hinterlassen, in der er von „gesundheitlichen Problemen, gegen die ich bis zum heutigen Tag ankämpfe“ schrieb. Es dürfte noch eine Weile dauern, bis er wieder auf dem Platz stehen kann, wenngleich bei ihm die Belastung nun langsam gesteigert wird, wie Alexander Blessin berichtete.
Nicht nur Teil des Kaders, sondern eine echte Startelfoption dürfte nun Manos Saliakas sein. Der 27-jährige stand bereits letzte Woche im Kader gestanden und wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Nun erklärte Alexander Blessin auf der Pressekonferenz, dass bei Saliakas die Luft für 60 Minuten reichen könnte und das er „eine Option“ für die Startelf sei.
Die Flanken und allgmenein Offensivaktionen von Manos Saliakas dürften für den FC St. Pauli ein wichtiges Element beim Spiel in Berlin sein.
// (c) Stefan Groenveld
Auf Seiten von Union Berlin werden die beiden Angreifer Kevin Volland und Ivan Prtajin fehlen. Zudem sind auch Ersatztorhüter Yannic Stein und Verteidiger Josip Juranovic verletzt. Innenverteidiger Kevin Vogt musste im ersten Ligaspiel gegen Mainz kurz vor Schluss verletzt den Platz verlassen. Alles deutet aber darauf hin, dass der Routinier am Freitag einsatzbereit sein wird. Im Vergleich zur Vorwoche gibt es noch eine weitere Option: Mittelfeldspieler Woo-yeong Jeong wurde vom VfB Stuttgart ausgeliehen.
Das kann man wirklich überhaupt nicht einschätzen. Vor allem nachdem die Vorsaison fast in einem Desaster endete. Und das, obwohl Union damals mit zwei deutlichen Siegen gestartet ist (jeweils 4:1 gegen Darmstadt und Mainz) und ja auch in der Champions League antrat. Nach zwei Spieltagen stand man an der Tabellenspitze und nur wenig deutete auf das hin, was folgen sollte. Denn neun Spieltage und neun Niederlagen später stand man plötzlich auf Tabellenplatz 18. Cheftrainer Urs Fischer, jahrelang das Gesicht der Unioner Erfolgsgeschichte, musste gehen und wurde durch Nenad Bjelica ersetzt.
Die Leistungen stabilisierten sich im Winter. Union Berlin kämpfte sich aus der kritischen Zone heraus, lag nach 28 Spieltagen auf Tabellenplatz zwölf. Doch dann wurde irgendwie der Stecker gezogen und es gab nur einen Punkt aus sechs Spielen – vor dem 34. Spieltag lag man auf dem Abstiegsrelegationsrang. Da war dann Bjelica bereits nicht mehr Trainer. Marco Grote hatte übergangsweise das Team übernommen und Union konnte sich dank eines Erfolges gegen Freiburg noch retten.
Zur neuen Saison hat Bo Svensson das Traineramt beim 1. FC Union Berlin übernommen. Er war in der Vorsaison Trainer in Mainz, hatte dort aber ähnlich schlechte Ergebnisse wie Union Berlin erzielt. Zudem wurde der Kader deutlich verändert. Und allein die Transfersummen, mit denen die Berliner diesen Sommer handtieren, zeigen, wie weit die Schere zum Beispiel zum FC St. Pauli auseinandergegangen ist: Union zahlte allein für das Trio aus Tom Rothe, László Bénes und Leopold Querfeld elf Millionen Euro Ablöse. Insgesamt nahm man aber auch kolportierte 14 Millionen Euro durch Abgänge ein. In der Vorsaison zahlte der Verein rund 40 Millionen Euro an Ablösesummen. Das ist ganz schön weit weg von dem, was der FCSP machen kann.
Ob sich der Kader mit diesen Neuzugängen aber im Vergleich zur Vorsaison verbessert hat, ist zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht zuverlässig abzuschätzen. Die Ergebnisse der Vorbereitungsspiele deuten darauf hin, dass das Team in der Defensive noch einige Probleme hat. Gegen Dynamo Kiew (3:2), die Glasgow Rangers (4:4) und Olympique Lyon (0:4) wackelte das eigene Tornetz bedenklich oft. Vor Saisonstart versuchte sich Daniel Rossbach beim Textilvergehen an einer vorsichtigen Einschätzung: „Dieser Kader ist nicht so schlecht, dass Union zu einer ähnlich schwierigen Saison wie der letzten verdammt wäre, aber auch nicht so gut, dass so eine Saison ausgeschlossen ist.“
Zum Auftakt in die Saison 24/25 ging es für Union nach Mainz. Dort gab es ein 1:1-Unentschieden und so richtig weitergebracht hat einen das bei der Einschätzung zur Leistungsfähigkeit von Union Berlin nicht. Beide Teams zeigten eine sehr risikoarme Spielweise und, gemessen an der individuellen Qualität im Kader, doch eine etwas enttäuschende Vorstellung. Es gab viele lange Bälle, viele Kämpfe um zweite Bälle – und vor allem im ersten Abschnitt wenig Torraumszenen. Erst im zweiten Abschnitt und besonders gegen Ende nahm diese Partie Fahrt auf, wenngleich das strukturell nicht wirklich sauber war, sondern einfach etwas wilder wurde. Das 1:1 am Ende ist gerecht und richtig überzeugend war das sicher nicht, was beide Teams gezeigt haben.
Kein hohes Pressing, Fokus auf lange und zweite Bälle – klingt irgendwie so, als wenn der FC St. Pauli einen ganz ähnlichen Gegner vor der Brust hat wie den 1. FC Heidenheim am ersten Spieltag. Denn auch gegen den FC St. Pauli wird es von Union wohl einige der Elemente geben, die sie gegen Mainz zeigten. Zumindest erwartet Alexander Blessin sie so: „Ich glaube es wird sehr, sehr schnell der lange Ball kommen und dann geht es darum, die Situation zu bereinigen, indem wir die zweiten Bälle aufnehmen.“Es ist also damit zu rechnen, dass der FCSP ähnlich viel Ballbesitz wie gegen Heidenheim haben wird und auch weiterhin noch nicht so sehr auf hohes Pressing setzen wird, wie man es von Blessin-Teams hätte erwarten können. Weil der Gegner eben nichts dafür anbietet.
Je nachdem, ob man die Rolle, die Benedict Hollerbach spielt, als zweite Spitze oder offensiven Zehner bezeichnet, agierte Union Berlin entweder in einem 3-4-2-1 oder aber 3-5-2. Da das 3-5-2 des FC St. Pauli aber schon klare Unterschiede in den Spielerrollen aufweist, beziffere ich das Unioner System mal als 3-4-2-1. In den Testspielen agierte das Team übrigens mit einer Art 3-4-3, doch, wie bereits beschrieben, passten die Ergebnisse nicht so richtig. Es wäre sehr verwunderlich, wenn Svensson nun dann plötzlich wieder mit einem 3-4-3 um die Ecke käme.
Alexander Blessin rechnet damit, dass es ein paar personelle Wechsel in der Startelf von Union Berlin geben wird, aber nicht damit, dass sie an der generellen Formation etwas verändern werden, weil es vorne „nicht so schlecht funktioniert“ habe. Eine personelle Veränderung liegt auf der Hand: László Bénes konnte nach seiner Einwechslung nicht nur aufgrund seines Treffers überzeugen und drängt somit in die Startelf. Ich persönlich finde Yorbe Vertessen als Spielertyp enorm spannend und auch, dass dieser jeweils bei seinen Einwechslungen im Pokal (dort traf er auch) und gegen Mainz einen guten Eindruck hinterließ. Will ich also, dass er spielt? Nein. Ich befürchte es eher…
Erwartete Aufstellung 1. FC Union Berlin – FC St. Pauli FCU: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite – Trimmel, Benes, Khedira, Gosens – Vertessen, Hollerbach – Siebatcheu; FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Wagner, Irvine, Metcalfe, Treu – Guilavogui, Eggestein
Auf Seiten des FC St. Pauli deutet sich der Startelfeinsatz von Manos Saliakas an. Blessin hatte einiges an Lob nach dem Heidenheim-Spiel für den Rechtsverteidiger übrig. Er betonte auch nun auf der PK vor dem Union-Spiel noch einmal, dass Saliakas, das „Spiel belebt“ habe, sagte aber auch, dass Lars Ritzka seinen Job „nach anfänglichen Problemen“ gegen Heidenheim gut gemacht habe. Tendenz Saliakas.
Ansonsten ist nicht mit personellen Veränderungen zu rechnen. Gerade weil Union Berlin einige ähnliche Merkmale wie Heidenheim besitzt, dürfte am 3-5-2 nicht gerüttelt werden. Das werden jene, die gerne mehr Spielzeit für Saad und Afolayan hätten, sicher nicht so gerne lesen, doch dafür haben Eggestein und Guilavogui auch keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Sollte das Spiel aber anders laufen als zum Auftakt (Führung, früher Rückstand), dann dürften beide offensiven Außen früher auf dem Platz stehen als gegen Heidenheim.
„Wir gehen in jedes Spiel rein, um es zu gewinnen.“ – was eine inzwischen völlig abgedroschene Floskel ist, vermittelt Alexander Blessin auf den Pressekonferenzen sehr glaubhaft. Es wäre auch der völlig falsche Ansatz, wenn der FC St. Pauli zur Alten Försterei fährt, dort auf einen Gegner trifft, der definitiv noch in einer Art Findungsphase ist und dort nicht gewinnen möchte. Dazu dürfte der FCSP auf eine ähnliche Ausrichtung setzen wie gegen Heidenheim. Blessin betonte nochmals, dass das Spiel an sich so verkehrt nicht gewesen sei. Doch natürlich stimmte das Ergebnis nicht. Und das soll dieses Mal, vor der anstehenden Länderspielpause, unbedingt anders aussehen.
Forza!// Tim
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