„Vor 80 Jahren stand ich auf der Todesliste“ - Eva Weyl zu Besuch im BORUSSIA-PARK | OneFootball

Icon: Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach

·23. März 2023

„Vor 80 Jahren stand ich auf der Todesliste“ - Eva Weyl zu Besuch im BORUSSIA-PARK

Artikelbild:„Vor 80 Jahren stand ich auf der Todesliste“ - Eva Weyl zu Besuch im BORUSSIA-PARK

Zum Abschluss der FohlenWelt-Sonderausstellung „Verantwortung in Fußballschuhen“, die am 2. April endet, lag der Fokus im BORUSSIA-PARK bei der heutigen Veranstaltung nicht auf dem Fußball, sondern auf der Geschichte von Eva Weyl. Weyl ist Überlebende des Konzentrationslagers Westerbork in den Niederlanden. Sie lebt heute in Amsterdam und erzählt jungen Menschen regelmäßig ihre Geschichte, um diese vor dem Vergessen zu bewahren und das Bewusstsein für die Bedeutung der Erinnerungskultur in der Gegenwart zu stärken.

Die 87-Jährige reiste auf Einladung des Bildungspark MG aus ihrer Heimat an den Niederrhein. Sie wurde von etwa 200 Schülern und Schülerinnen im Alter von 13 bis 19 Jahren im „Clubraum Nord“ empfangen. Der Veranstaltung wohnten neben den Schulklassen aus der Mönchengladbacher Umgebung unter anderem Borussia Vizepräsident Dr. Stefan Stegemann und die erste Bürgermeisterin von Mönchengladbach, Josephine Gauselmann, bei. „Das Stadion kann auch ein Lernort sein. Die Geschichte von Eva Weyl liegt zwar weit zurück und dennoch ist sie unvergesslich. Wir müssen jeder Art von Ausgrenzung mutig entgegentreten und uns klar positionieren“, unterstrich Gauselmann.


OneFootball Videos


„Ihr könnt dafür sorgen, dass es sich niemals wiederholen wird.“

„Vor 80 Jahren stand ich auf der Todesliste“, begann Eva Weyl ihren bewegenden Vortrag über ihre Erlebnisse als verfolgte Jüdin in der Zeit des Nationalsozialismus. „Niemand von euch trifft eine Schuld für das, was damals geschehen ist“, machte sie früh deutlich und appellierte: „Aber ihr alle könnt dafür sorgen, dass es sich niemals wiederholen wird.“ Weyl war zu Beginn des Kriegs gerade einmal fünf Jahre alt und kam zwei Jahre später in das KZ Westerbork in den Niederlanden. Dass der ehemalige verantwortliche Kommandant Albert Konrad Gemmeker die Juden von dort aus in den Osten nach Auschwitz zum Sterben deportieren ließ, hielt sie, wie viele andere damals in Westerbork, für ein „Gräuelmärchen und nicht mehr“.

Nachdem sie am 12. April 1945 kurz vor ihrer Abfahrt nach Auschwitz von den Alliierten befreit worden ist, hat sie mittlerweile ihren Frieden mit der Vergangenheit schließen können. Eine ganze Zeit lang hätte sich die Tochter eines jüdischen Kaufhaus-Betreibers nicht genauer mit dem befasst, was ihr damals passiert ist. Heute ist das anders: In Zusammenarbeit mit dem Verein „Zweitzeugen“ motiviert sie junge Menschen seit acht Jahren dazu, ihre Geschichte an künftige Generationen weiterzutragen, damit diese nicht in Vergessenheit gerät.

Die anwesende Schülerschar lauschte rund eine Stunde lang den bewegenden Worten von Weyl und zeigten sich in der darauffolgenden Frage- und Diskussionsrunde überaus engagiert und bewegt. „Ich werde es auf jeden Fall meiner Freundin weitererzählen“, sagte eine Schülerin der Betty-Reis-Gesamtschule in Wassenberg, „Es ist beeindruckend, wie sie mit der Situation umgeht und dass sie so offen über ihre Erlebnisse sprechen kann“, ergänzte eine Mitschülerin. Während des Austauschs, bei dem auch zahlreiche Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund im Publikum saßen, wurde ein weiteres Mal deutlich, wie wichtig der Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art ist.

Impressum des Publishers ansehen