Vor 50 Jahren: Der Verein bin ich – Der ,,Trainer-Killer“ aus Köln | OneFootball

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·26. Januar 2024

Vor 50 Jahren: Der Verein bin ich – Der ,,Trainer-Killer“ aus Köln

Artikelbild:Vor 50 Jahren: Der Verein bin ich – Der ,,Trainer-Killer“ aus Köln

Es ist nicht leicht gefallen, nach dem Tod von Franz Beckenbauer († 78) und dem angekündigten Rücktritt von Jürgen Klopp in Liverpool zum Fußball-Satire-Tagesgeschäft im Flashback Friday, mit historischen Fakten & Sprüchen, überzugehen. Erst recht nicht, wenn es auch um ein Spiel geht, an dem der „Kaiser“ im Januar 1974 selbst teilgenommen hat. Es war die Partie FC Bayern – Fortuna Köln (5:1). Auf der Bank saß einer, der den Verein nicht nur führte, sondern der offensichtlich selbst der Verein war: Hans „Jean“ Löring († 2005).

Hier coacht der Chef bzw. hier coacht der „Schäng“ – So was gibt es wohl nur in Köln. Dietmar Hopp hätte das bei 1899 Hoffenheim – bei aller Machtfülle – ebenso wenig getan wie der legendäre Günter Mast († 2011) bei Eintracht Braunschweig. Vom allgegenwärtigen Dietrich „Didi“ Mateschitz in Salzburg ganz zu schweigen…


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Aber in der Südstadt gehen die Uhren anders. Wie oft Jean Löring den zeitgleich erschienenen Action-Hit Das Gesetz bin ich (OT: Mr. Majestyk) mit Charles Bronson († 2003) und dem nur ein Jahr später verstorbenen Al Lettieri 1974 gesehen hat, ist nicht bekannt.

„Hau ab in die Eifel!“

Den Titel hat der „Schäng“ wohl frei übernommen: Der Verein bin ich! Im Dezember 1999 warf er Torhüter-Idol und Fortuna-Trainer Harald „Toni“ Schumacher (69) in der Halbzeitpause des Zweitliga-Spiels gegen Waldhof Mannheim (0:2 / Endstand: 1:5) raus – und übernahm höchst selbst.

Es fielen viele unschöne rheinische Schimpfwörter ohne hochdeutsche Übersetzung. Überliefert sind: „Hau ab in die Eifel“, „Du hast hier nichts mehr zu sagen, du Wichser!“ und die Löringsche Begründung anschließend: „Ich als Verein musste ja reagieren.“

Jean Löring hat oft als Verein reagiert – und die Trainer wie die Bittsteller rausgeworfen. Von 1966 bis 2001 regierte er die Fortuna nach Gutsherrenart.

Allein zwischen der Bundesliga-Episode 1973/74 und 1980 waren es 7 Trainer.

Darunter u. a. der legendäre Rudi Gutendorf, der sich nur 9 Spiele lang im Sattel halten konnte.

Schulrektor als Aufstiegstrainer

Selbst der akribisch arbeitende Aufstiegscoach Martin Luppen (87), der zuvor als Schulrektor gearbeitet hatte und per Ablösesumme von Löring ausgelöst werden musste, wurde gefeuert! Aus der Serie „Einfach mal Luppen“…

Luppens Nachfolger wurde der kaum bekanntere Leichtathletik-Trainer von Bayer Leverkusen, Volker Kottmann. Für ihn war zu Silvester 1973 Schluss.

15 Gegentore

Die Folge: Im Januar 1974 setzte sich Löring höchst selbst auf die Bank. Der Verein bin ich und als Verein muss ich ja reagieren.

Sein dreiwöchiges Interims-Coaching wurde zum Desaster:

  • 3 Spiele, null Punkte – und 15 Gegentore.
  • Im Einzelnen:
  • 3:5 gegen Borussia Mönchengladbach,
  • 1:5 beim FC Bayern München und
  • 1:5 bei Fortuna Düsseldorf.
  • 46-mal setzte sich Löring, wenn gerade mal wieder der Trainer gefeuert worden war, auf die Fortuna-Bank.
  • Bei nur 17 Siegen.
  • Mindestens 6-mal, zuletzt 1989, soll er den Interimscoach gegeben haben.

Den größten Erfolg der Fortuna-Klubhistorie gab es dann doch für und mit Martin Luppen. DFB-Pokalfinale 1983 in Köln gegen den großen FC (0:1). Einfach mal Luppen.

Oder, frei nach Wolfgang Niedecken: „Komm, Südstadt, verzähl‘ nix!“

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