Vor 45 Jahren: Zurück im Rennen | OneFootball

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Icon: FC Schalke 04

FC Schalke 04

·11. August 2022

Vor 45 Jahren: Zurück im Rennen

Mit einem Sieg im nächsten Spiel könnte Schalke 04 etwas gelingen, was kaum noch jemand für möglich hält: der Eingriff in den Endspurt um die Deutsche Meisterschaft. Doch der nächste Gegner ist kein geringerer als Titelverteidiger und Tabellenführer Borussia Mönchengladbach. Außerdem müssen die Knappen ihren Heimkomplex in den Griff bekommen, dann könnte dieser 30. Spieltag der Saison 1976/1977 wegweisend sein.

Ein Sieger steht bereits vor der Partie fest, es ist der Schatzmeister Willy Rohmann. Das Parkstadion ist ausverkauft und verspricht damit Einnahmen von 700.000 D-Mark. Der Run auf die Karten, ist dem Silberstreif am Horizont durch den 7:1-Kantersieg beim Karlsruher SC zu verdanken. In den Heimspielen hatte sich der S04 zuvor nicht mit Ruhm bekleckert, die jüngsten fünf Partien verliefen sieglos. Und nach dem 0:1-Debakel gegen einen schwachen 1. FC Saarbrücken schienen sie auch den letzten Fan-Kredit verspielt zu haben. Doch jetzt winkt die letzte Chance: „Und die werden wir nutzen“, meint Chef-Trainer Friedel Rausch und stellt klar: „Denn so geht es ja wirklich nicht weiter. Wer nur unsere Spiele im Parkstadion sieht, wird unsere Auswärtsergebnisse kaum glauben können.“


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Damit sich etwas ändert, hatte Rausch nach der letzten Pleite tief in die Trickkiste gegriffen. In der Aussprache bei der sonntäglichen Sondereinheit verbittet sich der junge Coach ab sofort, dass die Spieler ihn duzen. „Selbst wenn ich mit einigen von ihnen noch lange zusammengespielt habe, möchte ich mir nicht den Vorwurf machen lassen, ich sei zu kumpelhaft.“ Weitere Konsequenz: Ab sofort wird auch am Sonntagmorgen trainiert. Diese dunkle Vorahnung schwante S04-Spieler Hannes Bongartz bereits nach der Niederlage: „Ich glaube, morgen Früh müssen wir zur Strafe im Parkstadion sämtliche Kippen aufsammeln.“

Um auch taktisch auf den Saisonendspurt vorbereitet zu sein, sendet Rausch vor dem Spieltag Kiebitze zu den Begegnungen der kommenden Gegner. Trainerassistent Uli Maslo schaut die Partie des VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf, und einige Spieler spingsen beim Schlager Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt. Chefsache: Rausch höchstselbst beobachtet den starken 3:1-Sieg der Gladbacher im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln. Er bekennt: „Ganz Schalke war unterwegs, um die Konkurrenz zu beobachten!“

Das Ergebnis vorweggenommen: Die gute Vorbereitung zahlt sich aus! Die Königsblauen schlagen die Gladbacher vor ausverkauften Rängen mit 1:0. Bereits nach sechs Minuten gehen die Platzherren mit dem entscheidenden Treffer in Führung. Nach breiter Schalker Kombination netzt Rüdiger Abramczik einen Diagonalball vehement ins gegnerische Tor, unerreichbar für den wendigen Torhüter Wolfgang Kneib, der in der verbleibenden Spielzeit zum herausragenden Mann der Fohlenelf wird. Er rettet im Wesentlichen die gute Optik des Ergebnisses aus Gladbacher Sicht. Denn das schmeichelt dem Team von Chef-Trainer Udo Lattek, das ohne die Verletzten Jupp Heynckes und Uli Stielike anreisen musste, haben die Gastgeber doch fünf hochkarätige Chancen. Die Punkte reichen den Knappen, um wieder Schlagdistanz zur Tabellenführung aufzunehmen.

Zum heiß ersehnten Titel reicht es vier Spieltage später leider trotzdem nicht. Schalke gewinnt zwar die Partien gegen Hertha BSC (4:0), den VfL Bochum (1:2) und Borussia Dortmund (4:2) teilweise furios und holt auch gegen den MSV Duisburg einen Punkt; aber auch die Konkurrenz macht ihre Hausaufgaben. So landen die Königsblauen mit 43:25 Punkten einen schmalen Zähler hinter dem erneuten Deutschen Meister: Borussia Mönchengladbach.

Statistik

16.04.1977 | FC Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach 1:0 (1:0) I Parkstadion Schalke: Maric – Sobieray, Fichtel, Rüssmann, H. Kremers (75. Gede) – Lütkebohmert, Oblak (46. Dubski), Bongartz, Bittcher – Abramczik, Fischer I Mönchengladbach: Kneib – Vogts, Wittkamp, Bonhof, Klinkhammer – Wohlers, Wimmer, Kulik (68. Schäffer) – Simonsen, Hannes, Heidenreich (46. Del‘Haye) I Tor: 1:0 Abramczik (6.) I Zuschauer: 70.600 I Schiedsrichter: Aldinger (Waiblingen)

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