FC Schalke 04
·13. Juli 2025
Vitalie Becker über hilfreiches Feedback, wichtige Förderer und einen guten Freund

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·13. Juli 2025
Mit seinem starken linken Fuß leitete Vitalie Becker den entscheidenden Treffer im Test gegen den FC St. Gallen ein. Auch sonst wusste der 20-Jährige in der bisherigen Vorbereitung zu überzeugen. Im Interview mit schalke04.de spricht das königsblaue Eigengewächs über seinen Werdegang in der Knappenschmiede, besondere Momente als Kind in der VELTINS-Arena, das Training unter Miron Muslic und wichtige Wegbegleiter in seiner bisherigen Laufbahn.
Vitalie, Ihr habt Euch in den vergangenen Tagen im Stubaital auf die anstehende Saison vorbereitet. Wie schwer sind die Beine nach einer Woche im Trainingslager? Ich spüre schon, dass ein ordentliches Programm hinter uns liegt. Etwas anderes wäre am Ende eines Trainingslagers aber auch nicht normal (lacht). In meinen Augen haben wir gut gearbeitet und als Gruppe einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Gerade der Doppel-Spieltag zum Abschluss war wichtig, da fast alle Spieler 90 Minuten unter Wettkampfbedingungen in die Beine bekommen haben.
Miron Muslic ist auf dem Platz sehr aktiv und lebt den Einsatz, den er von Euch verlangt, mit seiner Art des Coachings vor. Wie gefällt Dir die Trainingsarbeit unter ihm? Sehr gut. Wir bekommen viel Input, auch für den Kopf. Mir hilft das, um mein Spiel weiter zu verbessern. Ich bin noch jung und habe definitiv noch Entwicklungspotenzial. Daher bin ich dankbar für jedes Feedback aus dem Trainerteam. Ich mag es, wenn ein Coach seine Mannschaft emotional mitnimmt, die Ansprache in gewissen Aktionen auch mal laut und deutlich ist. Wenn eine Aktion gut war, gibt es Lob. Aber es gibt auch Feedback, wenn etwas mal nicht so verlaufen ist, wie es eigentlich hätte laufen sollen. In meinen Augen ist das eine sehr gute Mischung.
In den bisherigen Testspielen seid Ihr mit einer defensiven Dreierkette und Schienenspielern auf beiden Seiten aufgelaufen. Du hast dabei die linke Seite beackert. Worauf kommt es auf dieser Position besonders an? Die Rolle ist anspruchsvoll, weil Du immer in Bewegung sein musst. Das kenne ich bereits aus den vergangenen Jahren. In Miron Muslics System wird die Position allerdings etwas anders interpretiert als unter meinen bisherigen Trainern. Ich denke jedoch, dass ich es bisher gut gemacht habe. Aber ich habe auf jeden Fall noch Luft nach oben. Ich habe auch den Anspruch an mich, in jedem Training und in jedem Spiel etwas dazuzulernen und besser zu werden.
Du hast nach dem Sprung aus der U19 in den Herrenbereich bereits in der vergangenen Saison mit der Lizenzmannschaft trainiert. Dein Profidebüt hast Du allerdings noch nicht feiern dürfen. Hast Du Dir schon einige Male ausgemalt, wie es sich anfühlen mag, in der ausverkauften VELTINS-Arena aufzulaufen? Na klar! Es wäre gelogen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Ich spiele seit meinem achten Lebensjahr auf Schalke, habe Woche für Woche in Sichtweite der VELTINS-Arena trainiert und gespielt. Deshalb ist es natürlich ein Traum, irgendwann einmal vor mehr als 60.000 Fans in unserem Wohnzimmer aufzulaufen. Die Atmosphäre in unserem Stadion ist überragend. Schon als Kind habe ich es geliebt, als Balljunge bei den Spielen der Profis im Einsatz sein zu dürfen. Bereits damals habe ich mir gesagt: Irgendwann möchte ich auch einmal auf der anderen Seite der Bande stehen.
Du trägst das Schalker Trikot bereits seit Sommer 2013. Hattest Du damals einen Lieblingsspieler? Sead Kolasinac fand ich immer super. Er war auch ein Spieler aus der Knappenschmiede. Und er hat auch auf der linken Seite gespielt. Als Vorbild oder Idol würde ich ihn aber nicht bezeichnen. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen.
Nur Max Grüger spielt aus dem aktuellen Kader noch länger auf Schalke als Du. Er hat sich eine Saison vor Dir der Knappenschmiede angeschlossen. Seit der U9 seid Ihr Euren Weg gemeinsam gegangen. Ist da über die Jahre eine enge Freundschaft gewachsen? Auf jeden Fall. Seit zwölf Jahren ist kaum ein Tag vergangen, an dem Max und ich uns nicht gesehen haben. Wir verstehen uns sehr gut, jeder weiß, wie der andere tickt. Im Trainingslager haben wir uns deshalb auch das Zimmer geteilt – wie auch schon in der Jugend, wenn wir mal länger als einen Tag unterwegs waren. Wir wohnen auch nicht weit voneinander entfernt, deshalb gab es auch in der Sommerpause kaum einen Tag, an dem wir keinen Kontakt hatten. Wir haben auch die individuelle Vorbereitung auf die Vorbereitung gemeinsam absolviert.
In der U17 seid ihr im Jahr 2022 gemeinsam Deutscher Meister geworden. Ein Teil des Übungsleiterstabs war damals Tim Hoogland, der nun zum Trainerteam der Lizenzmannschaft zählt. Wie wichtig ist er als Ansprechpartner für Dich? Zu Tim habe ich einen ganz besonderen Draht. Er hat schon damals viel mit mir gesprochen und mir viele wertvolle Tipps gegeben. Dazu hat er mir stets Mut zugesprochen, was für einen jungen Fußballer extrem wichtig ist. Er war selbst Profi und weiß daher, wovon er spricht. Dass Tim nun erneut Teil des Teams ist, finde ich daher überragend. Wir haben insgesamt einen guten Trainerstab, der daran arbeitet, jeden Spieler besser zu machen.
Ein weiterer wichtiger Förderer war Norbert Elgert in der U19. Was hast Du von ihm mitgenommen? Ich hatte in der A-Jugend eine schwere Zeit, da mein Vater vor zwei Jahren verstorben ist. Er war während meiner Jugend ebenso wie meine Mutter bei fast allen Spielen dabei, beide haben ebenso wie meine Geschwister stets mitgefiebert. Ich bin gebürtiger Bottroper, Schalke ist also unser Verein. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass mein Vater jetzt von oben zuschaut. Aber zurück zu Norbert Elgert: Ich habe mich als Fußballer in der U19 noch einmal weiterentwickelt. Sportlich waren das sicherlich die zwei wichtigsten Jahre meiner bisherigen Laufbahn. Aber auch die menschliche Komponente möchte ich unbedingt nennen. Der Coach war gerade in den Wochen nach dem Tod meines Vaters für mich da und hatte stets ein offenes Ohr. Das werde ich ihm niemals vergessen.
In der Vorsaison bist Du in 16 Regionalligaspielen zum Einsatz gekommen. Was war der größte Unterschied zum Juniorenfußball? Das Spiel im Herrenbereich ist deutlich robuster als in der U19. Die Körperlichkeit spielt eine viel größere Rolle. Dazu waren viele Gegenspieler erfahren und abgezockt. Dinge also, die Du als junger Spieler erst lernen musst. Ein 30 Jahre alter Regionalligaspieler, der vielleicht schon in der Zweiten oder Dritten Liga am Ball war, weiß ganz genau, mit welchen Mitteln – manchmal auch mit nicht ganz sauberen – er zum Erfolg kommt. Ich habe mich aber schnell gut zurechtgefunden. Auch, weil wir ein sehr gutes Trainerteam hatten. Jakob Fimpel ist Fußballer durch und durch. Gerade in der Phase, die sportlich nicht ganz einfach war in der vergangenen Regionalliga-Spielzeit, hat er uns stets Mut zugesprochen und an die Mannschaft geglaubt. Auch Willi Landgraf, Tomasz Waldoch und Martin Max waren wichtig für meine Entwicklung.
Wichtig war in der Knappenschmiede in den vergangenen Jahren stets Dein linker Fuß, der viele Tore eingeleitet und auch erzielt hat. Deine Flanken kamen auch beim Standardtraining in Neustift maßgenau. Ich habe sicherlich ein gewisses Talent vom lieben Gott mitbekommen, aber ohne harte Arbeit geht es nicht. Ich arbeite hart an mir, damit mein linker Fuß noch besser wird. Wenn sich dann Erfolge einstellen, motiviert das dann natürlich noch einmal zusätzlich. Besonders gerne erinnere ich mich an ein Freistoßtor gegen Oberhausen im Parkstadion. Diesen Treffer werde ich mein Leben lang nicht vergessen, da hat wirklich alles gepasst.