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·25. März 2025

VfB Stuttgart und Remember

Artikelbild:VfB Stuttgart und Remember

Die ersten ganz konkreten Erinnerungen setzen 1981 ein. Da war ich zwölf. Mit meiner Mutter fuhr ich im Auto, zum Training, zum Arzt, irgendwo in Stuttgart. Ein dunkelgelber MG, das schönste Auto, das meine Eltern jemals hatten. Die Eltern, die einem immer schon alt vorkamen. Alte Klamotten, alte Sprache, alte Ansichten. Und dann der MG, konterkarierend. Heute, wo wir längst selbst Eltern sind – kommen wir unseren Kindern genauso alt vor?

Im Autoradio dann plötzlich die Nachricht, das Anwar El Sadat ermordet worden war, der ägyptische Präsident. Keine Ahnung, warum mir ausgerechnet dieses Ereignis so gut im Gedächtnis geblieben ist. Das war richtig groß damals, die Welt hielt den Atem an. Zumindest hab ich das so im Kopf, bis heute.


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Hölzenbein und Hitzfeld

Dass ich 1974 daheim mit der Mutter und dem kleinen Bruder vor dem Fernseher saß, als Deutschland in München Weltmeister wurde, das weiß ich persönlich nicht mehr. Das existiert nur wegen der vielen Erzählungen darüber. Der Vater im Olympiastadion, die Super 8 Kamera dabei. Erst Jahre nach seinem Tod hab ich die alten Spulen digitalisieren lassen, und siehe da: Die Mannschaften betreten das Feld. Anpfiff. Mehrere Spielszenen. Ich mit Puls 180: Werde ich gleich die endgültige Klarheit schaffen können? Die letzten Zweifel beseitigen daran, dass Hölzenbein abgehoben hat wie Andy Möller Jahrzehnte später im hässlichen BVB-Trikot?

Er hat das „Foul“ nicht gefilmt. Erst den Elfmeter wieder.

Auch an meine allerersten Kontakte zum VfB Stuttgart kann ich mich nicht persönlich erinnern. Auch wenn ich das, möglicherweise, an anderer Stelle mal anders erzählt haben mag. VfB gegen Jahn Regensburg, 8:0, sechs Tore Ottmar Hitzfeld, 1977. Der VfB in den Frottesana-Trikots, letztes Heimspiel der Saison, Aufstieg.

Dass ich im Stadion war, ist unzweifelhaft. An der Hand des Vaters auf die Haupttribüne, danach in den „Raum“, in das, was man heute den Business-Bereich nennt. Ganz ohne bunte Bändchen am Handgelenk, der Bub durfte einfach mit rein. Auch in den folgenden Jahren war das noch möglich. Weiß ich, weil sie es mir immer wieder mal erzählt haben. Schemenhafte Erinnerung nur an manche Sitznachbarn damals. Herr Wölfle, mit Mantel und Hut. Der hat immer so Bonbons angeboten, Wibbert hießen die für mich, tatsächlich schrieben sie sich Wybert, sagt Google. Schmeckten scheußlich, in meiner Erinnerung fast wie Lakritze. Und einen Helmut gab es, der war dick und sprang immer auf und schrie fürchterlich rum. Vor und nach dem Spiel war er ganz nett und gechillt. Außer mir alle steinalt.

Nochmal Nationalmannschaft: Uli Hoeneß jagt den Ball 1976 in den Himmel, die Tschechen sind Europameister. Hundertmal gesehen, auch live am Fernseher. Wissen tu ich es nicht mehr. Wissen setzt erst 1980 ein, Finale gegen die Belgier, gegen Ceulemans, Hrubesch zweimal und wir feiern.

Makan, Maradona, Manchester, Madrid

Und dann geht’s auch bald schon los mit dem VfB. Erstmals in der Kurve, 1984, letztes Spiel der Saison. Wir verlieren durch ein Tor von Jürgen Milewski mit 0:1 gegen den HSV und werden trotzdem Deutscher Meister. Der HSV damals mit Wolfram Wuttke und Felix Magath natürlich, den nannten wir „Pummel“. Auf dem Steher in der Cannstatter Kurve war nicht arg viel zu sehen, man war damals ja gefühlt 17 Seemeilen weit weg vom Spielgeschehen. Trotzdem natürlich die Freude groß, genauso wie die Mengen an Alkohol, die damals begannen, die jugendliche Kehle hinunter zu fließen. Unvergesslich hässlich auch der gelbe Pullover von Trainer Helmut Benthaus. Und Hans-Peter Makan, bis heute einer meiner Lieblinge. „Grätsche Makan“, haben wir gesagt. Beinahe ein Beckenbauer.

Ab dann alles präsent. Problem vielmehr: Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. So viele Spiele, Erfolge, Katastrophen, für immer VfB. Maradona, Pokalsieg, Leverkusen, Daum, Leeds, Manchester, Barcelona, tolle Bundesligaspiele, Abstiege, Aufstiege, Kassettenrekordervorspulgeräusch – bis quasi heute. Bis zum Champions League Spiel im Bernabeu in Madrid. Dort habe ich 1993/94 gelebt, habe sie spielen sehen, Prosinecki auch, den alten Kickers-Mann. Und 30 Jahre später wieder da, die vielen alten Plätze abmarschieren, die es noch gibt. Und die vermissen, die es nicht mehr gibt. Für mich war das Spiel in Madrid im letzten Jahr das Highlight meiner eigenen VfB-Geschichte.

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