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·4. Juli 2025
Vereinstreue wird zur Rarität

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·4. Juli 2025
Endlich ist er da, der 1. Juli – ein Datum, dem im Amateurfußball alle entgegengefiebert haben. Nicht wegen der sommerlichen Hitze, die den Freiluftsport vielerorts zur Tortur macht, sondern weil am 30. Juni um 23:59:59 Uhr die Wechselfrist für Spielerinnen und Spieler endete. Wer bis dahin seinem Verein nicht den Wechselwunsch mitgeteilt hat, bleibt mindestens ein weiteres halbes Jahr – bis zur nächsten Frist im Winter. Ein Hauch von Planungssicherheit kehrt ein.
Ein besonderer Moment: In einer unserer Jugendmannschaften wurden am 1. Juli vier Spieler geehrt, die seit frühester Kindheit im Verein sind, ohne je woanders gespielt zu haben. Nun wechseln sie in den Herrenbereich. Wir wünschen ihnen viel Glück und Erfolg! Solche Vereinstreue ist selten geworden. Wer mit sechs Jahren startet und bis in den Erwachsenenbereich bleibt, verbringt stolze 14 Jahre im Jugendfußball – eine Konstanz, die man heute mit der Lupe suchen muss.
„Diese Spielerinnen und Spieler sind oft die, die später Verantwortung übernehmen: als Trainer, Jugendleiter oder im Vorstand.“ sagt Michael Franke, Vorsitzender der FT Gern München, dazu im aktuellen Hartplatzhelden-Podcast. Der Verein wird für viele zur zweiten Familie, manchmal sogar zum Familienersatz.
Leider nimmt die Fluktuation weiter zu. Talentierte Spieler werden schon früh von ambitionierten Vereinen abgeworben – ob es ihnen dort besser ergeht, steht auf einem anderen Blatt. Auch insgesamt ist langjährige Vereinszugehörigkeit seltener geworden. Umso mehr freuen wir uns über Spieler, die seit der G-Jugend dabei sind und heute in der Ü32 spielen – mehr als 25 Jahre Vereinstreue! Danke für euer Vertrauen.
Diese Bindung entsteht nicht von allein. Nur Vereine mit einer starken Jugendarbeit können auf selbst ausgebildete Aktive setzen. Dafür braucht es:
Was gab es sonst? Kuriositäten aus dem Oldie-Fußball, von mysteriösen Ergebnissen eines berühmten Hauptstadtvereins bis zu einem vergessenen Ü60-Spiel (Spandauer Kickers gegen FC Internationale). Das Spiel wurde einst wegen Spandaus Ausschluss abgesetzt. Deren Präsident, früher Vizepräsident Recht beim Berliner Fußball-Verband und damit zuständig für Satzung und Spielordnung, hievte das vor dem Sportgericht mit einem Gutachten zurück in den Wettbewerb. Das dadurch entstehende Nachholspiel wurde dann schlicht vergessen.
Kann ja mal passieren. Genauso wie beim Bau des neuen Sportplatzes, wo der Stadtrat vor fünf Jahren die Kabinen „vergaß“. Nun soll gebaut werden – natürlich ohne den Verein einzubeziehen. Das Wort „nun“ ist in der Berliner Verwaltung allerdings dehnbar. Gut Ding will eben Weile haben.
Das Thema Infrastruktur wollen wir heute nicht schon wieder aufrollen, auch wenn es Anlass genug gäbe. Der Sportentwicklungsbericht zeigte Mängel auf. Jetzt herrscht große Verunsicherungen bezüglich der Sportmilliarde, die es offensichtlich gar nicht gibt. So wenig wie klimagerechte Sportanlagen bei 37 Grad. Wird ignoriert – interessiert ohnehin niemanden.
Schließlich schwitzen auch die Profis in „god’s own country“ beim wohl überflüssigsten Fußball-Wettbewerb der Welt. Die Klub-WM wurde im obigen Podcast mit der „Blutgrätsche der Woche“ bedacht. Übrigens: 40% der Amerikaner fühlen sich als Wiedergeborene – vielleicht kann man eine Niederlage im nächsten Leben ausmerzen.
Noch näher am Himmel sind nur die Götter auf dem Olymp – in Deutschland aktuell besonders verehrt. Heute schrieb der Landessportbund Berlin zu den Olympischen Spielen:
❶ Berlin bewirbt sich mit Partnern als Kandidat des Deutschen Olympischen Sportbundes für Olympische und Paralympische Spiele.❷ Der Sport wird für alle gesellschaftlichen Gruppen gefördert und für Kinder wird in den Schulen ein tägliches Sportangebot stattfinden.❸ Im Zuge der Bewerbung erhält die Sanierung und der Neubau von Sportstätten und Schwimmbädern in Berlin hohe Priorität und finanzielle Absicherung.❹ Mit der Finanzierung der Spiele wird ein Fonds aufgelegt, der direkt in den Breitensport investiert, insbesondere in die personelle Sportförderung und die Sportinfrastruktur.❺ Das Verwaltungshandeln wird erleichtert und stärkt das ehrenamtliche Engagement im Sport und über den Sport hinaus.
Auf meine Frage, warum man die Punkte 2 – 5 nicht auch unabhängig von der Bewerbung sofort mit der Politik vereinbart, habe ich bisher keine Antwort erhalten. Ich halte Sie auf dem Laufenden.