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·12. Juni 2024

Vereinslegende wird 60! Herzlichen Glückwunsch, Uwe Kamps!

Artikelbild:Vereinslegende wird 60! Herzlichen Glückwunsch, Uwe Kamps!

Im Sommer 1982 wechselt ein gerade 18 Jahre junger Torwart namens Uwe Kamps zu Borussia – und wird später bei den Fohlen zur Vereinslegende. Mit insgesamt 518 Pflichtspielen, darunter 390 Partien in der Bundesliga, ist Kamps bis heute hinter Berti Vogts (538 Pflichtspielen, 419 davon in der Bundesliga) der Spieler mit den meisten Einsätzen für die FohlenElf. Unvergessen bleibt natürlich das Halbfinale im DFB-Pokal 1992 am Bökelberg gegen Bayer Leverkusen, in dem Kamps alle vier Elfmeter hielt, denen er sich zu stellen hatte, und Borussia damit den Einzug ins Finale sicherte. Auch nach seiner aktiven Karriere blieb Kamps Borussia treu, arbeitete viele Jahre als Torwarttrainer und bekleidet inzwischen den Posten als „Head of Goalkeeping“ bei den Fohlen.

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Wahrgewordener Kindheitstraum Für den sechsjährigen Uwe Kamps ist ein ganzer Schulhof sein Garten – inklusive Abenteuerspielplatz. Vater Toni ist Hausmeister an der Heinrich-Dunant-Schule in Düsseldorf und wohnt mit seiner Familie in der dazugehörigen Hausmeisterwohnung. Uwe verbringt die meiste Zeit auf dem Schulhof, der anfangs noch eine einzige Baustelle ist. „Ich war immer mit den Bauarbeitern unterwegs, saß mit im Bagger, habe in den riesigen Sandbergen gespielt und im Bauwagen mit den Arbeitern zusammen gefrühstückt“, erzählt Kamps, der mit seinen Freunden auch das Lehrschwimmbecken und die Sporthalle nutzen darf. Dort entdeckt er seine Liebe zum Fußball, steht oft zwischen den Pfosten und entwickelt dabei die ersten Stärken im Kasten, die ihn später zur Borussia-Legende machen sollen.

Ein verloren gegangener Goalgetter Obwohl Uwe Kamps schon als Kind Spaß am Torwartspiel hat, läuft er bei seinem ersten Verein, dem SV Wersten 04, zunächst als Linksaußen auf. Und auch auf dieser Position stellt er sich gut an. Mit 14 Treffern wird er im ersten Jahr in der Jugend mannschaftsinterner Vize-Torschützenkönig und entpuppt sich damit als echter Torjäger. Seine Faszination für das Torhüter-Dasein (und schon damals für die Torwarttrikots) bleibt aber so stark, dass er sich wenig später für einen Positionswechsel entscheidet. „Ich war zwar schnell, gerne gelaufen bin ich aber nicht.“

2.500 Mark Brutto Über den SV Wersten landet Uwe Kamps 1980 beim zwei Klassen höher spielenden BV 04 Düsseldorf, wo er sich als großes Torwarttalent für Borussia empfiehlt. Als er bei einem Probetraining bei den Fohlen im Jahr 1982 vorspielt, verhält er sich zunächst noch schüchtern beim Anblick von Spielern wie Frank Mill oder der damaligen Nummer eins Wolfgang Kleff. „Das war eine beeindruckende Sache, die Spieler auf einmal live zu erleben, die man nur aus dem Fernseher kannte“, erinnert sich Kamps. „Vorher hat man mir noch den Tipp gegeben, ich solle lieber meinen Ohrring rausnehmen, weil der Trainer nicht darauf steht. Das habe ich dann auch gemacht.“ Sechs Tage dauert die Testphase, in der er die Verantwortlichen überzeugen kann. Daraufhin entschließt er sich, mit einem Realschulabschluss in der Tasche den Traum Profifußballer zu verfolgen. Im Büro von Manager Helmut Grashoff unterschreibt der damals 17-Jährige den Vertrag: 2.500 Mark Brutto-Grundgehalt und eine Jahresleistungsprämie von 25.000 Mark sind eine stattliche Summe für den Neu-Borussen, der sich von seinen ersten Gehältern sein erstes Auto, einen VW Scirocco, kauft.

„Meinen die wirklich mich?“ Zunächst muss Uwe Kamps hinter Uli Sude um den Posten des Ersatztorhüters mit Paul Hesselbach kämpfen, was ihm eindrucksvoll gelingt. Cheftrainer Jupp Heynckes setzt den Youngster regelmäßig auf die Bank, wodurch er schließlich auch zu seinem Bundesligadebüt am 24. Spieltag der Saison 1982/83 gelangt. In der 60. Minute zieht sich Sude gegen Arminia Bielefeld einen Bänderriss zu, und es folgt ein Zeichen in Richtung Kamps: „Meinen die wirklich mich?“, denkt sich das unbeschriebene Blatt, und Kamps erzählt weiter: „Ich bin mit einem sehr interessanten Gefühl in der Magengegend auf den Platz gegangen.“ Nach einer souveränen Leistung darf er sich über einen 3:0-Sieg und das uneingeschränkte Vertrauen Heynckes‘ freuen, denn die restlichen Saisonspiele darf alle er im Kasten des VfL bestreiten.

Eine Ladung Dynamit Nach einem verpatzten Start in die Saison 1983/84 muss Uwe Kamps erst einmal für zweieinhalb Jahre zurückstecken, ist teilweise sogar nur Borussias Nummer drei. Obwohl er selbst vor der Spielzeit 1986/87 kaum Hoffnung auf eine Besserung seiner Situation sieht, ackert sich der Torhüter ab und hofft auf seine Mini-Chance. „Uwe war kaum wiederzuerkennen“, so Konkurrent Uli Sude. „Er war eine Ladung Dynamit. In diesem Punkt konnte ich bald schon nicht mehr mithalten.“ Eine sportliche Krise zu Beginn der Saison führen dann unverhofft zu einer zweiten Chance für Kamps, der diese endgültig nutzen kann. Vom 2. September 1986 bis zum 15. Dezember 1990 absolviert er 158 Pflichtspiele in Folge. Und auch in den anschließenden Spielzeiten wird er es immer wieder schaffen, sich von kleineren Rückschlägen zu erholen und Borussias Nummer eins zu bleiben, bis ihm im Herbst seiner Karriere vermehrt sein Knie einen Strich durch die Rechnung macht.

Dabei sein ist alles Im Jahr 1988 erntet Kamps Früchte für seine konstant guten Leistungen bei Borussia. Während er gerade mit seiner Familie zu Mittag isst, überrumpelt ihn ein Journalist am Telefon mit der Nachricht, Herthas Torhüter Andreas Köpke habe sich verletzt. Dadurch ergibt sich für den VfL-Keeper die Chance, mit der deutschen Auswahl an den Olympischen Spielen in Südkorea teilzunehmen. Nach einem 20-stündigen Flug kann er in den nächsten Tagen in drei von sechs Turnierspielen die Null halten und schließlich durch einen 3:0-Sieg im Spiel um Platz Drei gegen Italien die Bronzemedaille mit nach Hause nehmen. Zurück in der Heimat wird er gemeinsam mit den Mönchengladbacher Hockey-Silbermedaillengewinnern Michael Hilgers und Hanns-Henning Fastrich mit einem Autokorso durch die Stadt gefeiert.

Karriere vergoldet Zwischen Leid und Freud liegen etwa drei Jahre. Nach dem Halbfinal-Erfolg gegen Leverkusen unterliegt Kamps mit den Fohlen dem Zweitligisten Hannover 96 im DFB-Pokalfinale. „Das Ziel so nah vor Augen gehabt zu haben, das tat schon weh, sehr weh“, so Kamps. Im Endspiel 1995 wird der Schlussmann für den verpassten Triumph entschädigt und darf endlich einen Pokal in die Höhe stemmen. Beim 3:0-Erfolg gegen Wolfsburg verlebt Kamps einen ruhigen Arbeitstag und feiert dafür tags darauf auf dem Alten Markt in Mönchengladbach umso ausgiebiger den Triumph. „Die Begeisterung und die Masse von Leuten war unglaublich. Das war sicher einer der schönsten Tage meiner Laufbahn“, erinnert er sich.

Ein königliches Angebot Es gibt Angebote, die sind als Spieler nur schwer auszuschlagen. Eines davon ist definitiv, wenn Real Madrid anklopft. „Kamps zu Real“, titelt die Bild im Februar 1997 im Sportteil, und Kamps’ Berater Peter Telek bestätigt: „Real und Uwe sind sich einig.“ Sportlich sieht es bei den Fohlen zu dem Zeitpunkt nicht gut aus, denn nach der Hinrunde überwintert Borussia auf einem Abstiegsplatz. Umso verlockender wirkt da das Interesse der Königlichen, mit dem auch ein sattes Gehaltsplus einhergehen würde. Die Einigung, die zu dem Zeitpunkt durch die Gazetten schwirrt, ist letztendlich aber doch nicht so sicher wie angenommen. Nach reiflicher Überlegung entscheidet sich Kamps gegen einen Wechsel und für den Verbleib bei seinem Herzensklub: „Borussia war damals schon wie ein zweites Zuhause. Durch diese Entscheidung kann ich sagen, dass ich mein ganzes Arbeitsleben bei einem Verein war. Und das ist etwas Tolles, wofür ich sehr dankbar bin“, erklärt Kamps.

Große Gesten zum Abschied Neben dem Abschied vom Bökelberg sorgt auch Uwe Kamps für viele Tränen. Am 22. Mai 2004 streift sich der Keeper zum letzten Mal das Borussia-Trikot über. Seit 22 Jahren bei den Fohlen unter Vertrag und wegen seiner zahlreichen Verletzungen mittlerweile vom Torwart zum Torwarttrainer geworden, bekommt er nochmal neun Minuten auf dem Platz, um sich zu verabschieden. Fast ein Jahr später kehrt der 41-Jährige noch einmal ins Tor zurück – bei seinem Abschiedsspiel im BORUSSIA-PARK. Ehemalige Mitspieler wie Stefan Effenberg oder Martin Dahlin und etwa 35.000 Zuschauer strömen ins Stadion und verabschieden den Spieler Uwe Kamps gebührend. Noch bis 23:00 Uhr schreibt Kamps an diesem Abend Autogramme, bevor es in die dritte Halbzeit geht, die bis in die frühen Morgenstunden andauert.

Unverhofft kommt oft Seit 2021 ist Uwe Kamps als Head of Goalkeeping bei Borussia. 20 Jahre nachdem er das Amt des Torwarttrainers bei den Fohlen übernommen hatte. „Damals bin ich gefühlt von einem auf den anderen Tag in diese Position gekommen, denn ich hatte kurz zuvor noch einen weiteren Zweijahresvertrag unterschrieben“, sagt Kamps. Da allerdings die Heilung seines verletzten Knies nicht optimal läuft, schlägt er vor, das Torwarttraining zu übernehmen. Dreimal sitzt er nach dieser Entscheidung noch als „Stand-by-Profi“ auf der Bank, als Jörg Stiel verletzt ist. Im Herzen ist er aber seitdem Torwarttrainer. Sein Motto: „Nur jemand, der selber im Tor gestanden hat, kann einen Torhüter wirklich verstehen.“

Die erste Legende Seitdem es das FohlenEcho – Das Magazin gibt, gibt es auch die Rubrik „Legenden“, in der die Redaktion verdiente Borussen mit einem ausführlichen Rückblick auf deren Karriere würdigt. Mittlerweile gehören diesem erlesenen Kreis die meisten der größten „Legenden“ der Vereinsgeschichte an – sei es Günter Netzer, Albert Brülls, Herbert Laumen, Wolfgang Kleff, Paul Pohl oder Allan Simonsen. In der allerersten Ausgabe des Magazins, die im August 2012 erschien, machte Uwe Kamps den Anfang in dieser Rubrik. Der Anlass: sein 30-jähriges Dienstjubiläum. Die Überschrift lautet damals „Borussia ist mein Zuhause“, und daran hat sich auch zwölf Jahre später, an seinem 60. Geburtstag, nichts geändert.

Fotos: Privat (1), IMAGO/WEREK (2), IMAGO/Sven Simon, Horstmüller (3), Wiechmann (1), Borussia (4)

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