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·3. Juni 2025

Veränderte Voraussetzungen für den FC St. Pauli

Artikelbild:Veränderte Voraussetzungen für den FC St. Pauli

Die alte Saison ist noch nicht lange vorbei, da zeigt sich bereits: Es wird kommende Spielzeit nicht einfacher für den FC St. Pauli.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Sicher ist es kein neuer Rekord in Sachen Ablöse, die ein Bundesliga-Aufsteiger bezahlt. Trotzdem machen die kolportierten 5,5 Millionen Euro Eindruck, die der 1. FC Köln für die Dienste von Isak Johanesson auf die andere Rheinseite nach Düsseldorf überweist. Weil es so viel mehr ist, als der FC St. Pauli für solche Aktionen zur Verfügung hat. Weil es Sphären sind, in denen der FCSP aktuell einfach nicht unterwegs sein kann. Dass der Effzeh zusätzlich noch etwa 4,5 Millionen für Ragnar Ache nach Kaiserslautern geschickt hat, zementiert diesen Eindruck.


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Aufsteiger investieren beeindruckende Summen

Wäre es nur der 1. FC Köln, der die Schatulle so aufmachen kann, wäre es nicht so beeindruckend. Aber auch der zweite Bundesliga-Aufsteiger hat die letzten Tage dazu genutzt, eine Summe von mehr als zwei Millionen Euro nach Kiel zu überweisen, damit Nicolai Remberg zukünftig ein anderes Trikot tragen wird. Ein Spieler, auf den sicher nicht nur ich geschielt habe, so überzeugend war seine erste Bundesligasaison. Die beiden Bundesliga-Aufsteiger rüsten also auf für ihre Versuche, die Klasse zu halten. Kräftig. Und da es sicher nicht das Ende ihrer Aktivitäten ist, klappte mir schonmal vorsorglich die Kinnlade herunter. Warum zur Hölle haben die so viel Geld? Unter anderem, weil es neben dem TV-Geld noch andere Einkommensbereiche gibt (zur Zahl von 23,5 Millionen kommen wir später nochmal). Rechnet gerne mal hoch, was es finanziell für einen Unterschied macht, wenn ein Stadion 17 Mal pro Saison knapp 30.000 oder über 50.000 Leute fasst.

Für den FC St. Pauli ist damit jetzt schon klar, dass der Klassenerhalt in der Saison 25/26 ein mindestens ebenso schwieriges Unterfangen werden wird, wie im Vorjahr. Denn da sind nicht einfach nur zwei Clubs, die mit viel Wucht in die Liga kommen. Auch jene Clubs, die schon letzte Saison in der Bundesliga waren und mehr oder weniger als direkte Konkurrenten des FC St. Pauli angesehen werden können, bewegen Geldsummen, die andernorts Schwindel verursachen oder eben Kinnladen in Bewegung bringen. Dass es Unions Benedict Hollerbach für kolportierte 10 Millionen Euro nach Mainz zieht, sorgt natürlich nicht dafür, dass Union nun sonderlich vorsichtig auf dem Transfermarkt agiert. Mit Yeong wurde ein Spieler für 4 Millionen Euro aus Stuttgart nach Leihe nun fest verpflichtet. Und glaubt man den Medien, so werden zeitnah ähnliche Summen für die feste Verpflichtung von Angreifer Ilic und Paderborns Ilyas Ansah gezahlt. Auch Ansah ist ein Spieler, auf den man als FCSP sicher mit mindestens einem Auge geschielt haben dürfte. Doch allein die Ablösesumme bewegt sich in einem Rahmen, der wohl einfach nicht machbar ist.

Guilavogui soll bleiben, Weißhaupt ist zu teuer

So ist deutlich, noch bevor der Transfermarkt so richtig Fahrt aufgenommen hat, dass der FC St. Pauli in Sachen Ablösesummen mit dem allergrößten Teil der Bundesliga nicht mithalten kann. Es ist für den FCSP bereits eine Herausforderung, den qualitativen Status Quo zu halten. Transfersummen der „Remberg-Größenordnung“ werden die Ausnahme bilden, doch es gibt sie. Denn auch wenn die Zahl nicht bekannt ist, so dürfte so eine Summe aktuell gerade in die Waagschale geworfen worden sein, um Morgan Guilavogui auch in der kommenden Saison im Trikot des FC St. Pauli zu sehen. Das ist aber eine Investition (wenn dieser Deal denn klappt), um das Level zu halten – nicht, um noch einen draufzusetzen.

Mit Noah Weißhaupt wurde ein weiterer Leihspieler inzwischen verabschiedet. Glaubt man seinen geäußerten Worten, so wäre er wohl gerne geblieben. Doch dazu hätte der FC St. Pauli eine Summe in die Hand nehmen müssen, die intern einen Rekord bedeutet hätte. Ob das noch passiert? Keine Ahnung, aber die Zahlen, die durch die Medien geistern, bewegen mein Kinn. Und sowieso sehe ich, dass es noch mindestens eine weitere Position gibt, für deren Besetzung Geld in die Hand genommen werden muss. Denn mit Andreas Albers und, ja auch der war unter Vertrag, Simon Zoller haben bereits zwei Mittelstürmer den FC St. Pauli verlassen. Eine Rückkehr von Maurides ist zwar vertraglich verankert, doch für ihn dürfte es keine Zukunft am Millerntor geben. Ob Johannes Eggestein diese hat? Unklar. Zuletzt deutete aber vieles auf eine Trennung hin. Somit wäre als klassischer Mittelstürmer nur noch Abdoulie Ceesay im Kader übrig. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass diesen Sommer noch etwas passieren wird auf dieser Position.

Artikelbild:Veränderte Voraussetzungen für den FC St. Pauli

Auch wenn Verein und Spieler es wohl gerne so hätte, Noah Weißhaupt wird kommende Saison wohl eher nicht beim FC St. Pauli spielen.

// (c) Stefan Groenveld

Der FC St. Pauli muss smarter sein als die Konkurrenz

Und das dürfte nötig sein: In dieser Saison hatte der FCSP nicht nur die wenigsten Tore erzielt, sondern alle 17 Bundesligisten hatten mindestens einen Spieler im Kader, der häufiger traf als der beste Torschütze des FCSP (Guilavogui, sechs Treffer). In der Vorsaison stach Marcel Hartel beim FC St. Pauli hervor mit 17 Ligatreffern, Mittelstürmer Eggestein erzielte neun Tore. 22/23 war Lukas Daschner mit neun Treffern bester Torschütze des FCSP (damals gab es 16 Zweitligaclubs mit mindestens einem erfolgreicheren Torjäger). Es gab jeweils gute Gründe, warum das jeweils nicht so recht klappen wollte mit einem „15-Tore-Stürmer“, aber das Thema Mittelstürmer ist beim FC St. Pauli ein Dauerbrenner, quasi jede Transferperiode. Und die fängt jetzt gerade an.

Aber wie soll das funktionieren? Wie soll der FC St. Pauli einen erfolgreichen Torjäger finden, wenn er im Vergleich zur Konkurrenz limitierte Mittel hat? Sportchef Andreas Bornemann kündigte bereits an, dass man „Fantasie aufbringen“ müsse, um Spieler zu finden, die den FCSP in der Spitze auf ein höheres Level heben können, aber zeitgleich bezahlbar sind. Das ist sowieso ein Prozess, der uns beim FC St. Pauli hoffentlich Jahre begleiten wird: Smarter sein als die Konkurrenz. Nur so wird man die Klasse wieder halten und dadurch Stück für Stück die finanziellen Lücken schließen können. Denn Beispiele, dass das funktionieren kann, gibt es aktuell genug in der Bundesliga. Von Mainz über Augsburg bis Freiburg – das ist das Ziel. Damit dann irgendwann anderen Bloggern*innen die Kinnlade herunterklappt, wenn der FCSP Transfers tätigt.

Und sonst so?

Ja, ich vermisse sie auch, die „Lage“. Da war so eine Leere in mir am Montag. Am späten Vormittag entstand ein Loch, der Kaffee war da, alles wie immer. Doch das Internet war leer – no „Lage“, no party! So simpel, so traurig.Auch wenn ich gar nicht versuchen möchte ein Substitut, eine Ersatzdroge zu liefern, so habe ich trotzdem eine kleine Auswahl an Dingen, die ich gerne in einer „Lage“ gelesen hätte. Ein bisschen NvdA-Content, Abschiede und Stadiongeschenk(e). Los geht’s!

Die Liste an Spielern, die vom FC St. Pauli verabschiedet wurden, ist inzwischen mächtig angewachsen: Am Wochenende und am Montag kamen Siebe Van der Heyden und Sören Ahlers dazu. Zu Van der Heyden haben wir einen kurzen Artikel geschrieben. Zwar war er nur ein halbes Jahr da, doch in dieser Zeit hat er Eindruck hinterlassen – Saluut, Siebe Van der Heyden!

Ahlers und Van der Heyden verabschiedet

Viel länger war Sören Ahlers beim FC St. Pauli. Aus der U23 vom FC Schalke 04 gekommen, war er insgesamt vier Jahre Teil des Torhüter-Teams. Zum Einsatz kam er allerdings „nur“ in der Regionalliga bei der U23 (21 Einsätze). Im Zweitliga-Kader stand er viermal. Nur ein Lückenfüller also? Auf keinen Fall. „Sören hat vom ersten Tag an seine Rolle innerhalb der Torhütergruppe zu 100 Prozent ausgefüllt und dadurch für den Kader eine wichtige Funktion“, betont Andreas Bornemann im Rahmen der Verabschiedung. Wer Dynamiken innerhalb größerer Sportteams kennt, der/dem dürfte bewusst sein, dass auch ein Ersatztorhüter ohne echte Aussicht auf Einsatzzeiten – vielleicht sogar gerade deshalb – extrem wichtig für die Teamchemie sein können. Lieber Sören, der MillernTon wünscht Dir alles Gute für Deine Zukunft!

Ahlers und Van der Heyden sind nach Andreas Albers, Simon Zoller, Noah Weißhaupt und Robert Wagner die Spieler fünf und sechs, die vom FC St. Pauli verabschiedet wurden. Es ist davon auszugehen, dass noch weitere folgen werden. Demgegenüber steht aktuell ein fixer Neuzugang (Arkadiusz Pyrka) und eine Ausweitung des Leihgeschäfts (James Sands). Da der FCSP-Kader letzte Saison eher nicht aus allen Nähten platzte, wird dieser Transfersommer sicher alles andere als langweilig.

Artikelbild:Veränderte Voraussetzungen für den FC St. Pauli

Kompromisslos gegen Weltklasse oder auch: Siebe Van der Heyden gegen Florian Wirtz. Damals holte der FC St. Pauli auch dank Van der Heyden einen Punkt gegen den Meister von 2024. // (c) Stefan Groenveld

Neues von den Alten: Knoop, Ziereis, Burgstaller

Bereits letzten Sommer wurde Marco Knoop beim FC St. Pauli verabschiedet. Der Torwart-Trainer folgte dem Ruf von Fabian Hürzeler zu Brighton & Hove Albion. Doch nach nur einer Saison ist dort Schluss für Knoop, wie er selbst auf Instagram erklärte. Wir wünschen alles Gute für die Zukunft!Kein Abschied, sondern ein Wiedersehen gibt es für die 2. Bundesliga mit Philipp Ziereis. Der ehemalige FCSP-Innenverteidiger (unfassbare neun! Jahre in Braun-Weiß, aber irgendwie wenige Erinnerungen) wechselt vom LASK ins Frankenland zur SpVgg Greuther Fürth. Wir wünschen viel Erfolg!

Endgültig Schluss ist bei Guido Burgstaller, mit der aktiven Karriere nämlich. Das war bereits länger bekannt, aber was war das bitte für ein Abschied?! Letztes Spiel mit Rapid Wien, 3:0 gewonnen. Und dieses Ergebnis war in den Play-Offs auch nötig, ein 2:0 hätte die Verlängerung bedeutet. Das erste Tor erzielte GB9 höchstpersönlich und das entscheidende Tor fiel in der Nachspielzeit durch Mitspieler Kara – nach einer Burgstaller-Flanke. Durch den Erfolg qualifizierte sich Rapid Wien für das internationale Geschäft. Gibt schlechtere Abschiede, fragt mal bei Neymar nach. Alles Gute für die Zukunft, lieber GB9!

Stadionausbau durch Olympische Spiele?

Ob wir auch viel Erfolg bei der Olympia-Bewerbung der Stadt Hamburg wünschen sollten? Da sind viele sicher hin- und hergerissen. Korrupten Funktionär*innen, Knebelverträgen, immensen Kosten und womöglich massiven Einschränkungen für Bewohner*innen stehen viele Möglichkeiten der Stadtentwicklung gegenüber. Zum Beispiel das Vorhaben, den Schul-Sportunterricht in Hamburg auf fünf Stunden anzuheben, finde ich als Vater ziemlich gut (warum es dafür eine Olympia-Bewerbung braucht, ist aber natürlich ne andere Frage). Oder die dadurch höheren Chancen, endlich ein drittligataugliches Stadion in der Stadt zu bekommen. Aus Sicht des FC St. Pauli ist die Frage nach der Zukunft des Millerntor-Stadions sicher besonders interessant. Denn der HSV soll im Rahmen der Spiele ein neues Stadion bekommen. Und der FCSP bekommt auch eines? Eine Gleichbehandlung wäre doch nur fair, oder? ODER? Bei dieser Frage blieben Verantwortliche so richtig schön vage. Das Abendblatt (€) schreibt hierzu: „Von offizieller Seite des Senats hielt man sich bedeckt, hinter vorgehaltener Hand wurde aber angedeutet, St. Pauli bauliche Maßnahmen am Millerntor-Stadion zu ermöglichen und dabei zu unterstützen.“ Klingt jetzt nicht so, als wenn man sich darauf verlassen könnte. Aber wer weiß, vielleicht kauft die Stadt ja auch den Grund und Boden unterm Millerntor für 23,5 Millionen Euro

Während der Vorstellung der Olympia-Bewerbung auf dem Bunker am Sonntag formierte sich auf dem Heiligengeistfeld ein „NOlypmia“. Gerüchten zufolge könnte das zeitgleich am Millerntor stattfindende Antira da einen Teil zu beigetragen haben. Sowieso völlig klar: Antira > OlympiaSo. Nun also wieder banges Warten vor den Endgeräten. Darauf, dass noch mehr passiert in Sachen Transfers beim FC St. Pauli. Stellt Euch beim Lesen dieser Zeilen vor, wie ich im lässigen 6-Sekunden-Rhythmus die F5-Taste drücke, in steter Hoffnung, dass Gyökeres und Marmoush zeitgleich Sehnsucht bekommen haben…Während ich also träume und auf den neuen Spielplan warte (erscheint am 27. Juni), könnt Ihr gerne zumindest eine Sache machen: Das Tor von Manos Saliakas in Frankfurt ist zum Tor des Monats nominiert. Da wissen wir natürlich alle, was zu tun ist – KLICK – und es darf Euch beim nochmaligen Anschauen der Bude natürlich auch die Kinnlade runterklappen.

Immer weiter vor!// Tim

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