Unions Entwicklung ist noch lange nicht am Ende und ein Platzsturm, über den niemand mehr so richtig reden will | OneFootball

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Textilvergehen

·16. Mai 2022

Unions Entwicklung ist noch lange nicht am Ende und ein Platzsturm, über den niemand mehr so richtig reden will

Artikelbild:Unions Entwicklung ist noch lange nicht am Ende und ein Platzsturm, über den niemand mehr so richtig reden will

Am Samstagabend hat Bunki im Kurier in Bezug auf Unions Profiteam in der Männer-Bundesliga noch vom eisernen Triumvirat geschrieben. Am Sonntagvormittag saßen Präsident Dirk Zingler, Manager Oliver Ruhnert und Cheftrainer Urs Fischer dann zusammen in einer Medienrunde. Vorher gab es noch ein Frühstück mit der Mannschaft, die sich danach in den Urlaub verabschiedete. Oder für immer wegfuhr. So wie Grischa Prömel. Stilecht im mittlerweile legendären Ford Fiesta seiner Oma.


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Während Trainer und Manager vor allem die Saison Revue passieren ließen und sie auf Fragen der Journalisten hin einordnen sollten, setzte der Präsident den breiten Pinselstrich an. Es ging um eine Einordnung der Entwicklung des gesamten Vereins. Dazu passte letztendlich auch ein Tweet von Union zum Baufortschritt des Nachwuchsleistungszentrums, der zu Beginn des  Jahres ebenso wie Unions Profiteam etwas ins Stottern gekommen ist.

Denn um mal einen beliebten Autovergleich zu bringen: Die Männer-Profimannschaft ist zwar der Motor, aber wenn der Rest des Autos nicht mithält, bringt auch der leistungsstärkste Antrieb nichts. Und im Verein gibt es viele Veränderungen. Oder wie Dirk Zingler sagt:

„Da ist nichts mit Ausruhen. Wir müssen in allen Bereichen noch besser werden. Und wir können noch besser, noch erfolgreicher werden. Ja, da geht noch mehr. Wäre ja schrecklich, wenn wir hier sitzen und sagen: Das war’s. Wir verringern den Abstand zu anderen Klubs der Bundesliga in großen Schritten. Zum Mittelfeld haben sich die Abstände fast aufgelöst.“

„Seit 18 Jahren ist es meine Aufgabe, Grenzen für diesen Klub zu verschieben, immer ein Stück mehr, um uns weiterzuentwickeln.“

„Wir stoßen in allen Bereichen im Klub in neue Dimensionen vor.“

Um diese Zitate zu verstehen, muss man sich etwas von der aktuellen Bundesliga-Tabelle entfernen. Sport ist nicht berechenbar, zumindest ist der Erfolg im Fußball nicht planbar. Man kann schlecht Summe X investieren und sagen: Damit werden wir nächste Saison Meister. Aber man kann Summe X investieren und sagen: Damit sind wir wettbewerbsfähig, wenn wir Ziel XY erreichen wollen. Wirtschaftliche Entwicklung als Absturzversicherung, wenn man das aus Unionsicht in einen einfachen Satz sagen möchte. Besser formuliert ist es die Verstetigung der Bundesliga, die Etablierung des gesamten Vereins in diesem Umfeld.

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Präsident Dirk Zingler hatte in der Medienrunde allen Grund für gute Laune, Foto: Matze Koch

Union soll nicht mal kurz vorbeikommen, hallo sagen und wieder verschwinden. Union soll keine Erinnerung daran sein, wie der Fußball mal ursprünglich war und dann den ganzen Klubs wieder Platz machen, die mit teilweise klinischer Atmosphäre (und dem Aushebeln von Marktgesetzen, wenn wir 50+1 als ein solches betrachten) das Faszinosum Bundesliga fast vor Langeweile zum Erstarren gebracht haben.

Union soll bleiben. Nicht um die anderen zu erinnern, was mal war. Sondern um zu zeigen, was sein kann. Nicht für die anderen. Sondern für uns selbst. Die anderen können es sich anschauen und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen. Ich hoffe, dass dies mit dem Stadionausbau noch einmal in Beton gegossen wird. Es gibt sie nicht die zwangsläufigen Entwicklungen in der Bundesliga. Jedenfalls nicht so, dass man alles nach demselben Schema machen muss. Was man vor allem machen muss: Das plötzlich viele Geld investieren. Nicht konsumieren.

Dirk Zingler sagte:

Wichtig ist, dass man sportlichen Erfolg kapitalisiert. Es ist wichtig, dass ein Klub bereit dazu ist, mit der Bundesliga anzufangen, und nicht nur einmalig die Effekte mitzunehmen. Man darf sich nicht nur auf dem Rasen bundesligatauglich präsentieren.

Das ist im Nachhinein noch einmal die Bestätigung dafür, dass es strategisch nie um „Urlaub in der Bundesliga“ ging. Und es ist auch noch einmal die Bestätigung dafür, dass Union die Corona-Krise als riesige Chance begriffen und genutzt hat, um sich näher an etablierte Mittelfeldvereine der Bundesliga-Finanztabelle heranzurobben. Die Verluste in der Pandemie waren riesig. Doch die Einnahmeausfälle deutlich geringer als bei anderen Clubs, die komplette Ausgaben auf Bundesliga-Niveau zu stemmen hatten.

Nur weil es so erfolgreich ist im Moment, möchte ich auch klarstellen: Es ist keine Null-Risiko-Strategie, die Union fährt. Aber zumindest macht es den Anschein (mehr können wir ehrlich gesagt nicht beurteilen, da das Thema nicht transparent ist), als sei das Risiko kalkulierbar. Vielleicht erzählen uns Dirk Zingler und Kollegen in 5 Jahren einmal, wie sie konkret diese Entwicklung seit Aufstieg inklusive Corona-Krise gemanagt haben.

Fakt ist: Im Gegensatz zu Paderborn oder Fürth hat Union schnell in den Kader investiert, um sich sportlich in der Liga zu halten und das bei einem Zweitliga-Umfeld. Welch Kraftakt das für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verein war, lässt sich nur erahnen. Seit längerem geht es nun darum, alles so zu gestalten, dass man den Anforderungen der Bundesliga-Zugehörigkeit standhält. Einnahmen müssen also auch unabhängig von den TV-Geldern gesteigert werden. Sei es im Sponsoring oder im Merchandise.

Um es platt zu sagen: Der Onlineshop verkauft nichts, wenn er wegen eines Ticketverkaufes für mehrere Stunden lahmgelegt ist. Union verkauft kein Bier, wenn die Leute nicht schnell ins Stadion kommen, weil ein Scanner ein zerknittertes Ticket nicht lesen kann. Vor allem aber: Union verdient nichts, wenn Tausende Fans nicht ins Stadion können, weil es zu klein ist.

Wer nach Platz 5 in der Bundesliga fragt „Was soll da jetzt noch kommen?“, bekommt von mir die Antwort: „Eine ganze Menge. Es sind spannende Zeiten der Veränderung für den 1. FC Union.“

Hier sind die Berichte von der Medienrunde:

  • Union Berlin Klub-Boss Dirk Zingler: „Natürlich, da geht noch mehr“ (Berliner Zeitung)
  • Union-Präsident Zingler: „Da geht noch mehr“ (Morgenpost, Bezahl-Link)
  • Der 1. FC Union stößt in neue Dimensionen vor (Tagesspiegel)
  • Union-Präsident Zingler trotz fünftem Platz hungrig: „Es geht noch mehr“
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Medienrunde: Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert zeigen das gleiche Gesicht wie alle Unionfans, wenn sie auf die Abschlusstabelle der Bundesliga schauen, Foto: Matze Koch

Sportlich gibt es natürlich die Diskussionen um Kommen-Gehen-Bleiben, die die Bild aufnimmt. Und von der Parkplatz-Party berichtet ebenfalls die Bild, wie Manager Oliver Ruhnert den sich verabschiedenden Grischa Prömel noch etwas aufgezogen hat.

Update von 10.15 Uhr: Union hat gerade die Verpflichtung des Innenverteidigers Danilho Doekhi von Vitesse Arnheim bekanntgegeben (Vereinsmitteilung).

Beim RBB gibt es noch einen Saisonrückblick und bei NTV einen Text, der einen Blick von außen auf Union bietet.

Der Platzsturm, über den niemand mehr richtig reden will

Vom merkwürdigen Platzsturm ist wenig die Rede (hier nimmt die Bild kurz Bezug darauf). Dabei war der schon ein echter Stimmungskiller im Stadion. Vor allem zeigte er noch einmal ganz gut, dass noch nicht alles zusammengewachsen ist, was in den zwei Jahren Pandemie getrennt wurde. Klar kann ich aus meiner Sicht sagen, dass ich nicht verstehe, wie man in einem Moment der Freude über den größten Meisterschaftserfolg der Vereinsgeschichte über den Platz zum Gästeblock rennen kann, um dort was auch immer zu machen.

Artikelbild:Unions Entwicklung ist noch lange nicht am Ende und ein Platzsturm, über den niemand mehr so richtig reden will

Vermummte Unionfans nach Abpfiff auf dem Platz, Foto: Matze Koch

Ich kann auch nicht verstehen, wie man als Unionfan die eigenen Ordner körperlich so angehen kann. Allerdings gehört auch dazu: Ich kenne nicht zuverlässig die ganze Geschichte dahinter und es ist nicht meine Kultur. Und wenn es nicht die eigene Kultur ist, lässt sich ganz leicht darüber urteilen.

„Wir sind Unioner und ihr nicht“, hallte es im Stadion als es kurz vor einer Schlägerei mit den Bochumfans stand. In dem Moment habe ich den Impuls verstanden, das zu rufen. Aber mit nur wenigen Minuten Abstand war klar: Das stimmt halt nicht. Das sind alles Unioner. Diejenigen, die unten am Zaun der Waldseite die Kinder verdrängt haben und sich mit Bochumern kloppen wollten und diejenigen, die das nicht taten. Diejenigen, die trotz Bitte des Vereins, auch von der Haupttribüne aus auf den Rasen rannten und diejenigen, die auf ihren Plätzen blieben. Diejenigen, die riefen: „Wir sind Unioner und ihr nicht!“, sind genauso Unioner wie diejenigen, die auf dem Rasen vor der Polizei flüchteten und Unionfans den Mittelfinger zeigten.

Ich finde, dass wir alle diese Tatsache erst einmal akzeptieren müssen. Es gibt keine Nicht-Unioner im Stadion. Und danach gibt es aus meiner Sicht tatsächlich die Aufgabe, sich zu überlegen, wie wir im Stadion zusammen auftreten. Wie verhalten wir uns gegenüber den Kindern am Zaun (und zwar im gesamten Stadion), die sonst nirgends eine Chance haben, etwas vom Spiel zu sehen. Und wie verhalten wir uns prinzipiell als Unionfans. Aber wir sind alle Unioner. Das ist ja mal klar.

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Parkplatz-Party nach dem Spiel, Foto: Matze Koch

Auf den anderen Plätzen

Das erste Frauen-Team hat in der Regionalliga 3:0 gegen Babelsberg gewonnen und steht damit weiter auf Rang 4. Und die U17 siegte in der Juniorinnen-Bundesliga 3:0 gegen Zehlendorf und steht auf einem sehr guten 3. Platz.

Podcast

Wir nehmen heute Abend um 20 Uhr unsere aktuelle Podcast-Episode zum letzten Spieltag auf. Das Intro könnte etwas länger gehen … Wenn ihr wollt, könnt ihr hier live zuhören.

Bis dahin könnt ihr euch die aktuelle Episode von Kiek an anhören.

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