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Moritz Oppermann·13. Oktober 2024
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Moritz Oppermann·13. Oktober 2024
„Lauf, Forrest, lauf!“ – ein weltberühmtes Filmzitat, das auf Flügelflitzer Sidney Sam während seiner Karriere wie die Faust aufs Auge passte. Sein enormes Tempo, gepaart mit seiner Stärke im Eins-gegen-Eins, katapultierte den Ex-Profi in jungen Jahren bis in die Nationalmannschaft und die Königsklasse.
Doch so schnell Sams Stern am Fußballhimmel aufging, verglühte er auch wieder. Mit gerade einmal 27 Jahren schickte ihn Schalke 04 in die Reservemannschaft – eine Entscheidung, von der sich Sams Karriere nie wieder richtig erholen sollte. Aber wie konnte ein Offensivspieler, der kurz zuvor fast auf den WM-Zug aufsprang, dann so abzustürzen? Alles ein unerklärlicher Höhenflug?
Nicht ganz. Auf der einen Seite traute der HSV dem ehemaligen Nationalspieler bereits Großes zu, als er ihn 2004 von Holstein Kiel in die U19 holte. Auf der anderen Seite machte Sam es den Elbkickern nicht immer einfach. So galt er trotz großen Talents und der Berufung in die Junioren-Nationalmannschaft vor allem als trainingsfauler Spieler.
„Ich hätte früher in jungen Jahren gezielter an meinem Körper und an meiner Gesundheit arbeiten müssen. Mir hat einfach die Erfahrung gefehlt, und vielleicht habe ich zu sehr auf mein Talent gesetzt“, erklärte Sam im Jahr 2021 rückblickend auf seinen damaligen Ruf. Vielleicht auch deshalb konnte Sam beim Hamburger SV nie vollends überzeugen.
Im Seniorenbereich angekommen, verkaufte ihn der HSV nach einer Leihe zu Kaiserslautern 2010 an Bayer Leverkusen. Hier wiederholte sich ein Muster, das uns der Antwort auf die Eingangsfrage etwas näherbringt.
Denn: Wie bereits der HSV hatte die Werkself Sams Talent erkannt, musste sich jedoch ebenfalls mit seinen Problemchen auseinandersetzen. So sorgte Sam beispielsweise für Schlagzeilen, als er betrunken am Steuer angehalten wurde und in der Folge mehrfach zu den daraus resultierende Gerichtsverhandlung nicht auftauchte. Dem damaligen Bayer-Chef gefiel das gar nicht.
📸 Christof Koepsel – 2012 Getty Images
„Von dem Fall wussten wir nichts. Ich werde mich mit Sam ernsthaft unter vier Augen unterhalten. Und es wird auch Konsequenzen für ihn haben“, erklärte Rudi Völler 2012 gegenüber der ‚Bild‘. Wer weiß, vielleicht war es dieses Gespräch mit Rudi Völler, das schließlich für Sams Höhenflug sorgte.
2013 avancierte Sam zumindest temporär zum Unterschiedsspieler bei Leverkusen, traf in der Champions League, wurde von Jogi Löw in die Nationalmannschaft berufen und durfte sich berechtigte Chancen auf die Weltmeisterschaft in Brasilien machen. Heute wissen wir: Deutschland wurde 2014 Weltmeister, Sidney Sam jedoch nicht. Doch warum?
Es war wohl wieder Sams Körper und abermals seine Einstellung. Ab seinem Wechsel zu Schalke im Sommer 2014 hatte er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. In drei Jahren bei den Königsblauen absolvierte er nur 22 Spiele für die erste Mannschaft, bevor er mit 27 Jahren in die Reservemannschaft geschickt wurde. Geschickt klingt an der Stelle vielleicht nicht drastisch genug. Deshalb überlassen wir das Wort einfach mal Horst Heldt.
📸 Christof Koepsel – 2017 Getty Images
„Es ist nicht so, dass er uns mit seiner Körpersprache hilft, dass er eine positive Aura hat. Er beschäftigt sich nur mit sich selbst. Er sprüht nicht vor positiver Energie. Das können wir in den letzten 14 Tagen nicht gebrauchen“, begründete der damalige Sportdirektor im Frühjahr 2015 Sams Suspendierung aus dem Bundesliga-Kader.
Der Ex-Profi sollte fortan nie wieder seine Top-Form erreichen. Was bleibt, ist ein gar nicht so unerklärlicher Höhenflug, der mit ein bisschen mehr Einsatz wohl viel länger hätte anhalten können.