„Ulmer – ein Typ für Außergewöhnliches!“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·28. Februar 2023

„Ulmer – ein Typ für Außergewöhnliches!“

Artikelbild:„Ulmer – ein Typ für Außergewöhnliches!“

„Ulmer – ein Typ für Außergewöhnliches!“

28. Februar 2023 in ADMIRAL Bundesliga

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Der 2:0-Sieg von Red Bull Salzburg über Ried war das 399. Spiel von Andreas Ulmer in der ADMIRAL Bundesliga. Kommt er am Wochenende im Top-Schlager gegen Rapid zum Einsatz, durchbricht er als 35. Spieler die Schallmauer von 400 Liga-Einsätzen. Für die Aufnahme in den Legendenklub ist dieser Schritt allerdings unerheblich, dem ist er dank seiner zwölf (bzw. 13, wenn man die Austria-Meistersaison 2005/06, in der er nicht zum Einsatz kam, mitzählt) Meistertitel bereits beigetreten. Wir baten drei seiner vielen Weggefährten, uns ihren persönlichen Blick auf den Kapitän von Red Bull Salzburg preiszugeben. Was Karl Daxbacher, Herwig Drechsel und Alexander Walke gerne taten.


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Karl Daxbacher: „Unglaubliche Sprungkraft“

Sein Debüt in der Bundesliga feierte Ulmer zwar unter dem legendären Austria-Duo Stönkels, bestehend aus Peter Stöger und Frenk Schinkels. Deutlich mehr Einsätze in seiner Zeit bei den Veilchen (bis Sommer 2008) absolvierte der gebürtige Oberösterreicher aber unter Karl Daxbacher, 46 waren es in der Regionalliga Ost beziehungsweise der 2. Liga. „Was damals schon auffällig waren, waren seine körperlichen Merkmale wie Sprungkraft und Schnelligkeit. Bei Trainingseinheiten mit Hürden war er der mit Abstand Stärkste, das war imponierend“, erinnert sich der Trainer-Sir.

Damals stand die Austria vor dem Luxus-Problem, sich zwischen Andreas Ulmer und Markus Suttner auf der Linksverteidiger-Position entscheiden zu müssen. Die Wahl fiel auf Suttner, weswegen Ulmer im Sommer 2008 nach Ried wechselte. Just vor der Saison, in der Daxbacher nach einer Zwischenstation beim LASK als Chef-Trainer der Kampfmannschaft zur Austria zurückkehrte. „Als ich kam, war der Wechsel bereits fixiert, ich konnte ihn nicht mehr stoppen“, lacht der heute 69-Jährige. „Aber es haben beide tolle Karrieren gemacht. Ulmer war körperlich stärker, Suttner dagegen offensiver ausgerichtet. Ich habe vorher zu Andi immer gesagt, er soll sich auf der Außenbahn mehr in die Angriffe einschalten. Das hat er später anscheinend beherzigt.“

Was Daxbacher beeindruckt: „Wahnsinn, wie lange er schon konstant auf diesem hohen Niveau agiert. Salzburg sucht ja schon länger nach einem Nachfolger, man kommt aber immer wieder drauf, dass es anscheinend keinen Besseren gibt. Was auch daran liegt, dass er sich dort Jahr für Jahr entwickelt und zu einem immer besseren Profi geworden ist.“

Herwig Drechsel: „Ein williger Kerl“

Bevor es zu den Bullen ging, legte Ulmer einen Zwischenstopp bei der SV Ried ein. Und sorgte in der Saison 2008/09 für eines der größten Kuriosa der Liga-Geschichte, indem er von 36 Spielen 37 absolvierte. Der Grund: Salzburg, wohin er in der Winterpause weiterzog, hatte im Frühjahr ein Nachtragsspiel zu absolvieren, und da Ulmer kein einziges Match versäumte, kam er auf diese eigentlich unerreichbare Zahl. „Er ist eben der Typ für Außergewöhnliches“, lacht Herwig Drechsel über die Geschichte. Das Rieder Urgestein hatte von der ersten Minute an das Gefühl, dass Ulmer in seiner Karriere für Höheres bestimmt ist. „Wir haben damals unter Paul Gludovatz das berühmte 3-3-3-1 gespielt, in dem System ist er die linke Seite rauf und runter gerannt und war nach kurzer Zeit nicht mehr bei uns wegzudenken. In jedem Spiel, aber auch in jedem Training hat man gesehen, dass er ein williger Kerl ist, der es allen zeigen will.“

Besonders augenscheinlich war das in der Partie gegen Rapid, als Ulmer sein erstes Bundesligator schoss. Beim Stand von 0:0 schnappte er sich die Kugel kurz nach der Mittellinie, umspielte seine Gegner wie Slalomstangen und schloss trocken zum Game-winning-Goal ab. „Das war zwar sein einziges Tor für uns, aber gleich eines, mit dem er Aufmerksamkeit erregte“, sagt Drechsel, dem auch der Typ Ulmer von Anfang an imponierte. „Ein unglaublich sympathischer Mensch, der das Herz am rechten Fleck trägt. Ich kann mich an keine einzige negative Geschichte mit ihm erinnern. Dazu kam, dass er damals schon genau wusste, wie er mit seinem Körper umzugehen hat, um immer auf Top-Niveau performen zu können.“

Alexander Walke: „Die Perfektion in Person“

Genau diese Eigenschaft stach auch Tormann Alexander Walke sofort ins Auge, als er 2010 zu Red Bull Salzburg wechselte, wo Ulmer bereits seit zwei Jahren unter Vertrag stand. „Er war damals und ist bis heute die Perfektion in Person. Er bereitet sich auf jedes Training akribisch vor, macht auch nachher alles, was sein Körper braucht. Ich habe noch nie so jemanden erlebt wie Andi. Hut ab, ich könnte das nicht. Ich muss auch mal schnell nach Hause fahren, ohne nach einem harten Training in die Eistonne zu gehen.“

191-mal standen die beiden Langzeit-Salzburger gemeinsam auf dem Platz, nur mit Andre Ramalho und Valon Berisha teilte sich Ulmer in seiner Karriere mehr Spielzeit. Dabei hat der Keeper die Verlässlichkeit seines Vordermannes immer zu schätzen gewusst. „Bei Andi gibt es keine Überraschungen“, sagt er. „Entweder spielt er den Ball nach vorne oder ganz sauber nach hinten. Die Kugel kommt niemals auf Brusthöhe oder fliegt quer durch den Sechzehner.“ Selbst an Tagen, an denen es mal nicht so läuft, ist auf Ulmers Einsatz immer Verlass, sich hängen zu lassen kommt bei ihm nicht infrage. „Wobei: Ich glaube, der kennt gar keine schlechten Tage“, fügt Walke lachend hinzu.

Seit 2018 ist Ulmer auch Kapitän der Salzburger. Nach außen stets ruhig und bedacht auftretend, gibt es intern auch mal klare Ansagen, wenn es vonnöten ist. „Es reicht ja, wenn er mit uns Klartext spricht, das muss er ja nicht im Stadion vor allen Leuten machen“, erzählt Walke. „Und wenn es sein muss, haut er auch mal auf den Tisch. Aber immer im Sinn der Sache.“

Redakteur: Markus Geisler

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