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·17. Juni 2023
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Vorschau | Am 21. Juni wird die diesjährige U21-Europameisterschaft in Rumänien und Georgien mit gleich zwei Begegnungen aus der Gruppe A eröffnet. Mit dabei sind Vize-Europameister Portugal, Co-Gastgeber Georgien sowie Belgien und die Niederlande
Wenn es in der Qualifikationsrunde zur U21-EM eine Mannschaft gab, die nahe an der Perfektion agierte, dann war das Portugal. Aus zehn Spielen holten die Portugiesen neun Siege und ein Unentschieden und schlossen ihre Gruppe mit 28 Zählern ab. Damit sammelten sie nicht nur die meisten Punkte aller Teilnehmer, sondern zauberten auch eine Torbilanz von 41:3 auf den Rasen, womit sie die beste Offensive stellten. Allerdings hatte Portugal mit Island, Griechenland, Belarus, Zypern und Liechtenstein wohl eine der einfachsten Qualifikationsgruppen und erzielte allein zwanzig Tore gegen Liechtenstein (11:0, 9:0).
Gegen die anderen Mannschaften taten sich die Portugiesen vor allem in den Hinspielen deutlich schwerer. So reichte es jeweils gegen Belarus, Island und Zypern nur zu einem knappen 1:0, während man Griechenland mit 2:1 besiegen konnte. Nach dem einzigen Unentschieden beim 1:1 gegen Island löste die Mannschaft von Trainer Rui Jorge (50) die Rückspiel-Aufgaben jedoch allesamt souverän. So wurden Zypern (6:0), Belarus (5:1) und Griechenland (4:0) deutlich abgefertigt.
Einer der Schlüsselspieler Portugals und mit zwölf Treffern auch bester Torschütze der Qualifikation zur U21-EM ist Gonçalo Ramos (21) von Benfica Lissabon. Mit seinen 19 Toren und sieben Vorlagen in der abgelaufenen Saison hat sich Ramos allerdings längst einen Platz in der A-Nationalmannschaft erspielt und wird somit nicht bei der U21-EM auflaufen. Dennoch liegen Portugals Stärken, das zwischen einem 4-4-2 und einem 4-3-3 wechselt, in der Offensive. Mit Kapitän Fábio Vieira (23) vom FC Arsenal im offensiven Mittelfeld, Flügelspieler Pedro Neto (23) von den Wolverhampton Wanderers sowie Mittelstürmer Fábio Silva (20) von PSV Eindhoven, tummeln sich bei den Esperanças einige hochveranlagte Spieler, die den Sprung aus der portugiesischen Liga bereits geschafft haben. Hinzu kommen die Stürmer Vitinha (23) von Olympique Marseille, Henrique Araújo (21) vom FC Watford sowie Francisco Conceição (20) von Ajax Amsterdam.
(Photo by Julian Finney/Getty Images)
Zwischen den Pfosten ist Celton Biai (22) von Vitória Guimarães gesetzt, während das Abwehrzentrum aus Alexandre Penetra (21) von Famalicão und Tomás Araújo (21) von Gil Vicente besteht. Über die linke Seite wird voraussichtlich Nuno Tavares (23) von Olympique Marseille starten, der in der abgelaufenen Saison mit sechs Toren auf sich aufmerksam machen konnte. Im Mittelfeldzentrum ziehen zumeist Afonso Sousa (23) von Lech Posen und Tiago Dantas (22) von PAOK Thessaloniki die Fäden. Insgesamt besteht der portugiesische Kader für die U21-EM aus einer spannenden Mischung von Spielern aus der heimischen Liga und Europas Top-Ligen.
…war für Georgien denkbar einfach. Als Co-Gastgeber ist die Mannschaft automatisch für die U21-EM qualifiziert. Die Bilanz der Freundschaftsspiele, die Georgien im vergangenen Jahr anstatt der Qualifikation absolvierte, liest sich jedoch eher durchwachsen. Nach Siegen gegen Estland (4:1) und Rumänien (2:0) folgten Niederlagen gegen den jetzigen Gruppengegner Portugal (4:1), die Türkei (1:0) und Israel (2:1). Beim Jahresabschluss 2022 gegen die Ukraine reichte es lediglich zu einem 1:1-Unentschieden. Immerhin: Das einzige Freundschaftsspiel im Jahr 2023 gegen Lettland Ende März konnte die georgische U21 mit 1:0 für sich entscheiden.
Dabei zeigte sich Trainer Ramaz Svanadze (42) experimentierfreudig und ließ seine Mannschaft im 3-5-2, im 4-3-3, im 4-2-3-1 und im 3-4-3 auflaufen. Dreh- und Angelpunkt im Turnier hätte Khvicha Kvaratskhelia (22) von der SSC Neapel sein können. Mit seinen zwölf Toren und 13 Vorlagen hatte er einen großen Anteil an der Meisterschaft der Neapolitaner. Er wird allerdings nicht am Turnier teilnehmen, obwohl er im vorläufigen Kader stand. Dafür zu nennen ist Torwart Giorgi Mamardashvili (22) vom FC Valencia. In der spanischen Liga ist er die unangefochtene Nummer eins, weswegen auch er bereits zur A-Nationalmannschaft gehört.
Ein Geheimtipp könnte noch Giorgi Moistrsrapishvili (21) von Dinamo Tiflis sein, der Spielmacherqualitäten mitbringt und das Offensivspiel der Gastgeber lenken könnte. Wie auch er verdienen die meisten Spieler im Kader ihr Geld in der heimischen georgischen Liga, was die Mannschaft in einer starken Gruppe A zum absoluten Außenseiter macht.
Auch die U21 der Niederlande qualifizierte sich letztlich souverän, wenngleich deutlich knapper für die U21-EM als Portugal. In einer durchaus anspruchsvollen Qualifikationsgruppe mit Gibraltar, Bulgarien, Wales und Moldau konnte man sich mit acht Siegen und zwei Unentschieden den ersten Platz knapp vor der Schweiz ergattern. Dabei wurden Moldau (3:0, 3:0), Gibraltar (7:0, 6:0) sowie Wales (5:0, 1:0) deutlich und ohne ein Gegentor zu kassieren geschlagen. Gegen Bulgarien hingegen kam Jong Oranje nach einem 3:1-Hinspielsieg im Rückspiel nicht über ein 0:0-Unentschieden hinaus.
Spannung in der Gruppe erzeugten vor allem die Spiele gegen die Schweiz. Während im Hinspiel die schweizerische U21 durch einen Doppelpack von Noah Okafor (23) von RB Salzburg in Führung ging, konnten die Niederländer ebenfalls durch einen Doppelpack von Joshua Zirkzee (22) vom FC Bologna zum 2:2-Endstand ausgleichen. Im Rückspiel ging es somit um Platz eins, da die Schweiz ihre anderen Spiele gewonnen hatte. Mit einem späten Doppelschlag in der 76. und 78. Minute durch Elayis Tavsan (22) vom NEC Nijmegen konnte die Niederlande letztlich den Gruppensieg perfekt machen.
Auffällig am Team der Niederländer für die U21-EM ist die Erfahrung, die die meisten Spieler trotz ihres jungen Alters bereits mitbringen. Viele sind bereits unangefochtene Stammspieler in ihren jeweiligen Vereinen. Untypisch für eine niederländische Mannschaft lässt Trainer Erwin van de Looi (51) seine Mannschaft zumeist in einem 4-4-2 antreten. Im Tor wird wohl Bart Verbruggen (20) vom RSC Anderlecht den Vorzug vor Kjell Scherpen (23) von Vitesse Arnheim und Jasper Schendelaar (22) von PEC Zwolle erhalten. Im Abwehrzentrum zieht Kapitän Micky van de Ven (22) nach einer starken Saison beim VfL Wolfsburg die Fäden. Daneben kämpfen Sepp van den Berg (21) von Schalke 04 und Jan Paul van Hecke (23) von Brighton um einen Stammplatz. Die Außenverteidigung bilden Ian Maatsen (21) vom FC Burnley und Devyne Rensch (20), Stammverteidiger von Ajax Amsterdam.
Update: Sepp van den Berg wurde kurzfristig aus dem Kader gestrichen, weil er nicht die nötige Fitness mitbringt!
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)
Im Mittelfeld hat Trainer van de Looi die Qual der Wahl: Kenneth Taylor (21) von Ajax Amsterdam, Jurgen Ekkelenkamp (23) vom belgischen Meister Royal Antwerpen, Ludovit Reis (23) vom HSV, Quinten Timber (21) vom niederländischen Meister Feyenoord und Ryan Gravenberch (21) von den Bayern sind nur einige der Spieler, die dort eingesetzt werden können. Bis auf Gravenberch sind alle anderen Stammspieler bei ihren Vereinen. Die Doppelspitze bilden Zirkzee, der zwar eine durchwachsene erste Saison bei Bologna hingelegt hat, jedoch mit sieben Treffern bester Torschütze in der Qualifikation der Niederländer war und Thijs Dallinga (22) vom FC Toulouse.
Auch Belgiens Qualifikation zur U21-EM liest sich am Ende ungefährdet. In einer durchaus schwierigen Gruppe mit Dänemark, der Türkei, Schottland und Kasachstan konnte man sich mit sechs Siegen und zwei Unentschieden als Gruppenerster für die EM qualifizieren. Im Gegensatz zu den anderen Gruppensiegern erzielte man dabei jedoch nur 14 Tore und konnte sich vor allem auf die stabile Defensive verlassen, die lediglich zwei Gegentreffer zuließ – Bestwert in der Qualifikationsrunde. Die Aufgaben gegen Kasachstan (3:1, 2:0) und Türkei (3:0, 2:0) löste man souverän. Gegen Schottland (2:0, 0:0) und Dänemark (1:0, 1:1) gelang jeweils ein Sieg und ein Unentschieden.
Dabei setzt Trainer Jacky Mathijssen (59) auf ein defensiv ausgerichtetes 3-4-3-System. Die unangefochtene Nummer eins im Tor ist Maarten Vandevoordt (21), der auch beim KRC Genk Stammtorhüter ist. In der Verteidigung und im Mittelfeld tummeln sich im belgischen Kader durchaus spannende Namen wie Ameen Al-Dakhil (21) von FC Burnley, Ignace Van der Brempt (21) von RB Salzburg, Roméo Lavia (19) von Southampton, Mandela Keita (21) von Royal Antwerpen sowie Kapitän Aster Vranckx (20) und Charles De Ketelaere (22) vom AC Mailand. All diese Spieler haben jedoch gemein, dass sie bei ihren Vereinen keinen Stammplatz innehaben und nur sporadisch zum Einsatz kommen.
Hinzukommt, dass die Offensive mit Largie Ramazani (22) von UD Almería, Yorbe Vertessen (22) von Union SG, Johan Bakayoko (20) von PSV Eindhoven und Michel-Ange Balikwisha (22) von Royal Antwerpen äußerst dünn besetzt ist. Lediglich die letzten beiden gehören bei ihren Vereinen zum erweiterten Stammpersonal. Damit hat Belgien zwar einen spannenden und durchaus talentierten Kader für die U21-EM zusammengestellt, dessen Spieler aber vor allem in der weniger starken heimischen Liga und in den Niederlanden spielen und dem es definitiv an Erfahrung fehlt.
Als Vize-Europameister geht Portugal als Favorit in die Gruppe A der U21-EM. Auch wenn mit Gonçalo Ramos einer der Schlüsselspieler der Qualifikation nun bei der A-Nationalmannschaft spielt, haben sie noch immer eine äußerst schlagkräftige Offensive. Doch auch die Niederlande sind nicht zu unterschätzen. Jong Oranje geht nämlich mit einem Kader ins Turnier, der trotz seines jungen Alters bereits über viel Erfahrung verfügt. Falls Portugal oder die Niederlande straucheln, könnten die Belgier sich ein Ticket für die K.O.-Runde sichern, während ein Weiterkommen von Georgien trotz Superstar Kvaratskhelia eine handfeste Sensation wäre.
(Photo by BRUNO FAHY/BELGA MAG/AFP via Getty Images)