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·27. Juni 2025

U 21-Nationalmannschaft: Fünfmal im EM-Finale, drei Siege

Artikelbild: U 21-Nationalmannschaft: Fünfmal im EM-Finale, drei Siege

Am Samstag (ab 21 Uhr, live in SAT.1, auf Joyn und ran.de) gegen England steht eine deutsche U 21-Nationalmannschaft zum sechsten Mal im Finale der Europameisterschaft, nur Spanien war häufiger dabei - achtmal. DFB.de blickt auf die deutschen EM-Endspiele zurück, die der DFB-Auswahl drei Titel einbrachten.

1982: Finalniederlage ohne Matthäus und Völler

Am 10. Oktober 1979 spielte erstmals eine U 21-Auswahl des DFB, im polnischen Thorn unterlag sie den Gastgebern 0:1. Aber es war die Geburtsstunde einer der stärksten deutschen Juniorenmannschaften: Sechs der damals eingesetzten standen ein Jahr später in der Elf, die in die erste EM-Qualifikation startete und auf Anhieb das Finale erreichte. Man spielte den Titel noch nicht in Turnierform aus, sondern im K.o.-Modus mit Hin- und Rückspielen. Einige Talente wurden bereits von Bundestrainer Jupp Derwall berücksichtigt: Lothar Matthäus, Pierre Littbarski und Torwart Eike Immel. Andere wie Rudi Völler oder Thomas Allofs standen auf dem Sprung.


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Die Qualität dieser ersten U 21- Auswahl der DFB-Historie hat lange ihresgleichen gesucht, erst die Mannschaft von 2009 darf sich mit ihr in einem Atemzug nennen lassen. Aber die Pioniere wurden Opfer ihrer guten Taten. Zwar erreichte das Team von Trainer Berti Vogts das Finale gegen England, aber nicht alle durften dabei sein. Es sollte eigentlich vor der WM 1982 in Spanien stattfinden, doch da Derwall einige der Hochbegabten für seinen WM-Kader benötigte, wurde es mit Zustimmung der UEFA in den Herbst verlegt.

Doch auch die A-Mannschaft spielte im Oktober 1982, und zwar einen Tag nach dem Rückspiel gegen England, das auch 2025 wieder Finalgegner ist. Es war nur ein Testspiel, aber Derwall zog den Kölner Gerd Strack, einer von zwei zulässigen "Senioren" der U 21, sowie Lothar Matthäus und Rudi Völler ab. So war die 1:3-Hinspielniederlage von Sheffield kaum wettzumachen, und Vogts schwor: "Künftig wird es so etwas nicht mehr geben. Ich werde darauf drängen, dass mit der neuen U 21 alle Spiele in der alten Saison gespielt werden. Jetzt muss die Mannschaft für ihre Rücksichtnahme bluten." Der Gegner blutete zwar auch, aber das 3:2 von Bremen war zu wenig. 10.000 Zuschauer hofften vergeblich auf den EM-Titel. Nach torloser erster Hälfte ging England in Führung, und auch auf Littbarskis Ausgleich (53.) hatten die Briten eine Antwort: 1:2 durch Goddard (77.). Im Gefühl des sicheren Sieges ließen sie etwas nach und, Littbarski schoss zwei weitere Tore (80., Elfmeter und 84.). Vogts bilanzierte: "Wir haben das Ziel Europameisterschaft nicht erreicht, also kann man nicht hundertprozentig zufrieden sein."

Europameister 2009: Die Basis für den WM-Titel 2014

27 Jahre vergingen, bis es wieder eine titelreife deutsche U 21 gab. Der systematische Aufbau von Jugend-Leistungszentren um die Jahrtausendwende trug endlich Früchte. Im Oktober 2008 setzte sich die U 21-Auswahl in den Play-offs gegen das als unbesiegbar geltende Frankreich durch, unvergessen das Tor von Benedikt Höwedes in letzter Minute in Metz zum 1:0. Dennoch musste Trainer Dieter Eilts aufhören, DFB-Sportdirektor Matthias Sammer holte Horst Hrubesch für die Endrunde in Schweden. Nach einem holprigen Start gegen Spanien (0:0) wurde gegen Finnland (2:0) der erste Sieg eingefahren. Das abschließende 1:1 gegen die Engländer führte ins Halbfinale gegen Italien (1:0).

Im Finale von Malmö spielte die Zukunft des deutschen Fußballs dann ganz groß auf. Wie 1982 traf man auf England, in der Vorrunde noch ein harter Prüfstein. Aber an diesem 29. Juni 2009 wurden die Briten erstmals besiegt, mit 4:0. Es war beste Abendunterhaltung, das ZDF übertrug an diesem Montag live. Nach 23 Minuten eröffnete Gonzalo Castro den Torreigen, kurz nach Wiederanpfiff verwandelte Mesut Özil einen Freistoß (48.). Weil die von Jerome Boateng und Benedikt Höwedes organisierte Abwehr auch die englische Druckphase überstand, rückte der Sieg immer näher. Sandro Wagner, damals bei Zweitligist MSV Duisburg, sorgte mit zwei Toren (79., 84.) für die Entscheidung und das Endergebnis von 4:0.

Die DFB-Spitze, vertreten durch Präsident Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach, strahlte zufrieden auf ihren Tribünenplätzen. Und Matthias Sammer, ebenfalls einer von 20.000 Augenzeugen in Malmö, sagte: "Die jüngsten Erfolge in allen drei europäischen Altersklassen zeigen, dass die Maßnahmen greifen, aber wir dürfen jetzt nicht abheben." Aber freuen durften sie sich doch über den ersten EM-Triumph einer deutschen U 21 in dem seit 1972 (bis 1978 als U 23) ausgespielten Wettbewerb. Noch ahnte keiner, dass sechs von ihnen fünf Jahre später in Rio Weltmeister werden würden: Manuel Neuer, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil.

2017: Weiser köpft DFB-Team zum EM-Titel

Die erstmals von Stefan Kuntz betreute Auswahl konnte sich bei der Endrunde in Polen nach Siegen gegen Tschechien (2:0) und Dänemark (3:0) ein 0:1 gegen Italien leisten. Im Halbfinale gegen England brauchte sie in Tychy gute Nerven, als es nach dramatischen 120 Minuten (2:2 n.V.) dank eines Jokertors von Felix Platte zum Elfmeterschießen kam. Vier von fünf Deutschen trafen, während Keeper Julian Pollersbeck nach Blick auf seinen Spickzettel zwei Schüsse der Engländer hielt. "Deswegen schauen, spielen und lieben wir den Fußball", sagte der HSV-Torwart in der ARD freudestrahlend. Und Sportdirektor Horst Hrubesch ergänzte: "Gegen England können wir einfach kein Elfmeterschießen verlieren."

Aber konnten sie endlich einmal gegen die Spanier gewinnen? Der letzte Erfolg in einem EM-Spiel lag 35 Jahre zurück. Die Antwort darauf musste am Abend des 30. Juni 2017 vor 14.059 Zuschauern in Krakau gegeben werden. 14 junge Burschen in weißen Trikots gaben eine gute, am Ende eines spannenden Finals hieß es 1:0 für Deutschland. Titel Nummer zwei holten 23 Spieler, er wird aber immer besonders stark mit dem Namen Mitchell Weiser verbunden werden. Auch, weil der Verteidiger ein für ihn eher unübliches Kopfballtor machte (40.).

Nach dem Abpfiff um 22.34 Uhr fiel Kuntz sogar dem Vierten Offiziellen um den Hals, ehe er den Platz stürmte. "Wir haben total verdient gewonnen, es ist unbeschreiblich", kommentierte er den zweiten deutschen Europameistertitel einer U 21. Zumal er unter erschwerten Bedingungen gewonnen wurde, fand doch zeitgleich der Confed-Cup statt, an dem unter anderem Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder Julian Brandt teilnahmen. Auch deshalb war der Triumph von 2017 ein besonderes Kuntz-Stück.

2019: Spanien nimmt Finalrevanche

Zwei Jahre später kam es unter den Augen der DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel und Bundestrainer Joachim Löw vor 23.000 Zuschauern in Udine zur Revanche. Wieder hieß das Finale Spanien gegen Deutschland. Vier Spieler von 2017 waren auf deutscher Seite noch dabei: Mo Dahoud, Nadiem Amiri, Levin Öztunali und Waldemar Anton wussten aus eigener Anschauung, wie man Spanien schlägt. Die Zuversicht war groß. In Italien und San Marino hatte es auf dem Weg ins Finale drei souveräne Siege und ein Remis gegeben, keiner schoss 2019 mehr Tore als die Deutschen (14). Beim 6:1 gegen Österreich war ein besonders schönes dabei - Luca Waldschmidt glückte per Fernschuss in den Winkel das Tor des Monats Juni 2019.

Aber am 30. Juni schossen Spaniens Hochbegabte ein Tor mehr (2:1). In ihren Reihen standen aktuelle oder kommende Bundesligaspieler wie der Ex-Frankfurter Jesus Vallejo, Marc Roca (FC Bayern München) und Dani Olmo (RB Leipzig). Durch Neapel-Legionär Fabian schossen die Iberer ein frühes Tor (8.), danach ließ sich der für den Gegner ermüdende Tikitaka-Stil noch besser aufführen. Deutschland spielte jedenfalls keine gute erste Hälfte. Dani Olmos 2:0 (69.) schien die Vorentscheidung zu sein, ehe zwei Minuten vor Schluss Nadiem Amiris Anschlusstor wieder Hoffnung aufkommen ließ. Die Zeit war aber zu knapp für ein kleines Fußballwunder, Spanien feierte seinen fünften Titel. Deutschland schämte sich nicht für Platz zwei und tröstete sich damit, im Freiburger Luca Waldschmidt den Torschützenkönig des Turniers (sieben Treffer) zu haben. Auch stellte er damit den EM-Rekord des Schweden Marcus Berg von 2004 ein.

2021: Der dritte EM-Titel

In Ungarn und Slowenien nahmen die Deutschen einen neuen Anlauf. Trainer war zum dritten Mal Stefan Kuntz, von 2019 waren nur Arne Maier und Lukas Nmecha noch dabei - und das sollte sich als Glücksfall erweisen. Zum Auftakt des siebentägigen Turniers fehlten dem Coach die Relegationsteilnehmer Salih Özcan und Ismail Jakobs (1. FC Köln), die zwar auf der Bank saßen, aber noch Schonung brauchten. Die hätte es auf dem Platz gewiss nicht gegeben, gegen Dänemark mussten alle Aktiven an ihre Grenzen. Nach 120 Minuten stand es 2:2. Lukas Nmecha (88.) hatte Deutschland in die Verlängerung gerettet und der Mainzer Jonathan Burkardt (100.) in dieser für die Führung gesorgt, die aber nur acht Minuten hielt. Es kam also vor 3000 Zuschauern in Corona-Tagen im ungarischen Szekesfehervar zum Elfmeterschießen, bei dem Keeper Finn Dahmen (zwei Paraden) und der Fürther Paul Jaeckel (Siegtor) in die Heldenrollen schlüpften. Kuntz war begeistert: "Da hat jeder Fan Spaß, weil die Jungs für den Sieg ihr letztes Hemd geben."

Drei Tage später wartete am selben Ort die Niederlande, die Frankreich eliminiert hatte. Nun spielte der gerade 18 Jahre jung gewordene Florian Wirtz groß auf und schoss nach nur acht Minuten eine 2:0-Führung heraus, das erste Tor nach 29 Sekunden ist noch immer U 21-EM-Rekord. Die Niederländer konnten nur noch verkürzen (67.), aber beim Finale sahen sie den Deutschen zu. Wie 9,3 Millionen Menschen an deutschen TV-Bildschirmen, Spartensender ProSiebenMaxx übertrug das Spiel gegen hochgewettete Portugiesen. Die Kulisse von 4883 Zuschauern war eines Finales zwar unwürdig, aber das rassige Spiel erfreute alle, die es sahen.

Portugal begann druckvoller und durfte sich über 55 Prozent Ballbesitz freuen, aber die Deutschen gewannen zwei von drei Zweikämpfen (65 Prozent), ließen kaum Chancen zu und nutzten ihre beste: Lukas Nmecha, der vor vier Jahren noch England zum U 19- Europameister geschossen hatte, traf nun für das Land, aus dem seine Mutter stammt. 2021 kickte er für den RSC Anderlecht, zuletzt war er beim VfL Wolfsburg. Sein Tor (49.) war das einzige des Abends, der mit dem Abpfiff um 22.52 Uhr in eine lange Siegesnacht überging. Laut Protokoll der Bild ging der Letzte, Niklas Dorsch, um 6.28 Uhr mit dem Pokal ins Bett. Am meisten überraschte den "Triumph der Unterschätzten" (Kicker) der eigene Trainer. Kuntz: "Am Anfang war ich ein bisschen pessimistisch und dachte: 'Oh, was soll ich damit machen?' Wie man sieht, ist ja was draus geworden." In der Tat. Vier Spieler von den bis dato letzten deutschen Champions gehören heute zur A- Nationalmannschaft: David Raum, Nico Schlotterbeck, Karim Adeyemi und Florian Wirtz.

Weiteres EM-Abschneiden

1972 Viertelfinale (1:3, 0:0 Sowjetunion)

1974: Aus in Qualifikation

1984: Aus in Qualifikation

1986: Aus in Qualifikation

1988: Aus in Qualifikation

1990: Viertelfinale (1:1, 1:2 n. V. gegen Sowjetunion)

1992: Viertelfinale (1:1, 3:4 Schottland)

1994: Aus in Qualifikation

1996: Viertelfinale (0:0, 1:4 Frankreich)

1998: Viertelfinale (0:1 Rumänien)

2000: Aus in Qualifikation

2002: Aus in Qualifikation

2004: Aus in Vorrunde (2:1 Schweiz, 1:2 Schweden, 1:2 Portugal)

2006: Aus in Vorrunde (1:0 Serbien & Montenegro; 0:3 Frankreich, 0:1 Portugal)

2007: Achtelfinale (0:1 und 0:2 England)

2011: Aus in Qualifikation

2013: Aus in Vorrunde (2:3 Niederlande, 0:1 Spanien, 2:1 Russland)

2015: Halbfinale (0:5 Portugal)

2023: Aus in der Vorrunde (1:1 Israel, 1:2 Tschechien, 0:2 England).

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