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·23. Dezember 2023
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·23. Dezember 2023
Tuva Hansen vom FC Bayern München leidet unter Endometriose. In einem Interview mit der norwegischen schildert die 26 Jahre alte Verteidigerin ausführlich ihre Krankheitsgeschichte.
Hansen berichtet gegenüberVG davon, dass sie seit Beginn ihrer Periode mit 13 Jahren unter extremen Schmerzen leidet. Die Beschwerden sind so stark, dass die Norwegerin erbrechen muss und weder am Schulunterricht noch am Fußballtraining teilnehmen kann. Hansen muss Schmerzmittel zu sich nehmen, verliert das Gefühl in ihren Beinen.
Trotzdem schafft die junge Fußballerin den Sprung in die norwegische Juniorinnen-Nationalmannschaft - und muss hoffen, dass sich wichtige Spiele nicht mir ihrer Periode überschneiden. Die Beschwerden begleiten sie jahrelang, verschiedene Behandlungen (Hormontherapie, andere Verhütungsmittel, höhere Dosis an Schmerzmitteln) bringen nicht den erhofften Erfolg.
"Ich habe innerhalb von ein paar Monaten 13 Kilo abgenommen, aus heiterem Himmel."- Tuva Hansen
Als Hansen 22 Jahre alt ist, schafft eine Schlüsselloch-Operation Gewissheit. Wie geschätzt zehn Prozent aller Frauen leidet die heutige Bayern-Spielerin an Endometriose, medizinisch definiert als "krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im Beckenbereich, aber auch an verschiedenen anderen Stellen des gesamten Bauchraums".
Bei der Operation wird das krankhafte Gewebe entfernt. Im ersten Monat nach dem Eingriff leidet Hansen weiter an starken Schmerzen, doch dann tritt eine deutliche Besserung ein. Sie muss keine Schmerzmittel mehr einnehmen - mit drastischen Folgen für ihre Fußballkarriere.
"Ich habe viele Hormone genommen, um die Schmerzen auszugleichen. Und das bedeutete, dass mein Stoffwechsel ganz anders war als heute. Ich habe innerhalb von ein paar Monaten 13 Kilo abgenommen, aus heiterem Himmel. Ohne zu wissen, warum. Ich habe genauso viel Sport getrieben und genauso viel gegessen", erzählt die Verteidigerin. "Ich wurde schneller, mein Körperbau und meine Ausdauer veränderten sich. Es hat unglaublich viel für den Fußball getan."
Ohne die Operation hätte Hansen wohl nie das Niveau erreicht, um beim FC Bayern spielen zu können. Im Januar 2023 wechselte sie aus Norwegen vom SK Brann nach München. Von der Professionalität an der Isar ist Hansen überrascht und begeistert zugleich.
Bei den Bayern verfolgen die Physiotherapeuten den Menstruationszyklus jeder Spielerin genau und passen das Training entsprechend an. Im Bereich Endometriose arbeitet der Verein mit einem Spezialisten zusammen, der sich um Hansen und zwei ebenfalls betroffene Spielerinnen kümmert.
"Ich war ein bisschen überrascht, wie professionell der Klub ist und dass er sich so sehr darauf konzentriert. Aber das zeigt, wie wichtig das Thema ist", sagt die Norwegerin.
Im September dieses Jahres ergibt eine weitere Untersuchung, dass sich seit der Operation kein neues krankhaftes Gewebe gebildet hat. "Ich war einfach sehr, sehr erleichtert. Es war eine absolut fantastische Nachricht", erzählt Hansen.
Vor dem Hintergrund ihrer langen Krankheitsgeschichte sind die Leistungen der jungen Sportlerin zweifellos noch höher einzustufen als ohnehin schon. Dass Hansen offen mit ihrer Erkrankung umgeht, sorgt womöglich (und hoffentlich) auch dafür, dass andere betroffene Frauen mehr Verständnis und Unterstützung erfahren.