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·24. Juni 2022

Transfers, Verlängerungen und klare Pläne: Die Bundesliga macht ihre Hausaufgaben

Artikelbild:Transfers, Verlängerungen und klare Pläne: Die Bundesliga macht ihre Hausaufgaben

Diskussionen über die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga sind keine Seltenheit. Eintracht Frankfurt gewann in der Vorsaison die Europa League, weswegen fünf Mannschaften in der Königsklasse starten dürfen. In eben jener waren die Leistungen 2021/22 alles andere als optimal, was die Diskussionen als solche nur wenig vorantreibt.

Gründe für die schwankenden Leistungen und die nicht immer hohe Qualität in der Liga gibt es viele. Vor allem im Vergleich zur Premier League sind die finanziellen Unterschiede eklatant. In Zeiten, in denen in Folge der Corona-Pandemie bei den Klubs ohnehin schon große Probleme herrschen, ist Kreativität gefragt. Neue Talente, kommende Stars müssen nach Deutschland gelockt und die eigenen Schlüsselspieler möglichst lange gehalten oder gewinnbringend verkauft werden. Was einfach klingt, ist oft schwierig.


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Bundesliga: Scouting und Kontinuität wichtiger denn je

Es existieren verschiedene Säulen, die von Bedeutung sind, wenn es um einen nachhaltigen Erfolg geht. Ein gutes Scouting ist unabdingbar, wenn ein Klub nicht in der Lage ist, Transferfehler einfach durch noch teurere Deals auszubügeln. Englische Klubs haben einen größeren Spielraum, was Fehlgriffe angeht. Investorengeführte Klubs ebenfalls. Der Spielraum ist nicht unermesslich, aber eben größer als bei den meisten Klubs in der Bundesliga. Selbst der FC Bayern, der dem Rest der Liga finanziell weitgehend enteilt ist, muss kluge Entscheidungen treffen und kreativ werden, um einen allumfassend guten Kader zur Verfügung zu haben. Gleiches gilt für Dortmund, das zumindest mehr investieren kann als ein Großteil der restlichen Liga.

Klubs wie Union Berlin oder der SC Freiburg machen vor, wie es funktionieren kann. Geht einer der Schlüsselspieler zu einem besseren Verein, dann stehen drei bis vier potenzielle Ersatzspieler bereit. Häufig wieder aus einem unteren Regal, aber mit dem Potenzial, schnellstmöglich in die Fußstapfen des Vorgängers zu treten. Daten sind dabei extrem wichtig und immerhin in diesem Bereich verfügt nahezu jeder Profiklub über immense Möglichkeiten, was das Erheben und Analysieren dieser Daten angeht.

Ein funktionierendes Scouting ist eine Säule, Kontinuität eine andere. Was hilft ein gutes Scouting, wenn zu jeder zweiten Transferperiode ein Trainer im Amt ist, der wieder eine komplett andere Philosophie verfolgt? Es überrascht nicht, dass – um bei den Beispielen zu bleiben – Freiburg und Union erfolgreich sind und zwei der dienstältesten Trainer in der Bundesliga stellen. Vor allem in Freiburg ist auch die gesamte sportliche Ebene in dieser oder zumindest ähnlicher Konstellation seit Jahren so zusammen.

Bundesliga: Stars sind im Anflug, Stars bleiben der Liga erhalten

Kreativität, Kontinuität und ein klarer Plan sind also ausschlaggebend, wenn finanzielle Defizite ausgeglichen werden sollen. In der Theorie klingt das einfach, an der Umsetzung scheitern aber viele Klubs. Noch ist der Transfermarkt nicht einmal geöffnet und auch wenn sich in einem Zwischenstadium der Personalplanungen der deutschen Bundesligisten noch kein abschließendes Urteil fällen lässt, so sind die Ansätze doch positiv. Das beginnt schon dabei, dass es gelingt, europäische Topspieler in die Bundesliga zu lotsen. Zu erwähnen ist da zum Beispiel Sadio Mane (30), der beim FC Liverpool unangefochtener Stammspieler war, nun eine neue Herausforderung in München sucht. Noussair Mazraoui (24), der von Ajax kam, war auch von anderen Klubs umworben.

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(Photo by Johannes Simon/Getty Images)

Auch Borussia Dortmund verpflichtet einen international bekannten Spieler. Sebastien Haller (28) kommt von Ajax und hat in den letzten Jahren sowohl in der Premier League als auch in den Niederlanden und in der Champions League durch Tore auf sich aufmerksam gemacht. Karim Adeyemi (21), den der BVB aus Salzburg holte, hätte ebenfalls in eine andere Liga wechseln können. Dann wäre da außerdem noch die Tatsache, dass nicht nur neue Stars kommen, sondern auch einige Stars in der Liga bleiben. Auch die Rückkehr von Mario Götze (30), der nach Frankfurt wechselt, kann als Zeichen gedeutet werden. Eine sehr gute Saison sorgt dafür, dass die Hessen neue Optionen haben und sich im Rahmen dieser bewegen – mit einem klaren Plan.

Nun verlässt Erling Haaland (21) die Bundesliga zwar gen England und auch Robert Lewandowski (33) könnte noch aus München zum FC Barcelona wechseln, aber es gab Sommertransferperioden, in denen der Ausverkauf größer war. Bei vielen Stars wurden außerdem entsprechende Vorkehrungen getroffen. Christopher Nkunku (24), der vielleicht beste Spieler der letzten Saison, bleibt Leipzig erhalten und verlängerte seinen Vertrag, wenn auch mit einer Ausstiegsklausel. Patrik Schick (26) von Bayer Leverkusen verlängerte kürzlich in Leverkusen, ohne eine Klausel. Und auch Teamkollege Florian Wirtz (19) unterschrieb erst kürzlich ein neues Arbeitspapier bis 2027.

Hlozek, Kolo Muani & Co.: Bundesligisten mit gutem Auge

Stars in der Liga zu behalten, ist wichtig. Eine neue Generation an Spielern zu verpflichten, die in diese Rolle hineinwachsen können, ist ebenso bedeutungsvoll. Leverkusen hat es zuletzt mit Spielern wie Odilon Kossounou (21) oder Edmond Tapsoba (23) vorgemacht, der BVB verpflichtet seit Jahren hochtalentierte Akteure, auch Leipzig zeichnet sich durch gutes Scouting aus, hat natürlich aber auch die notwendigen finanziellen Mittel. Natürlich gibt es viele Deals innerhalb der Bundesliga, gleichzeitig existieren auch positive Beispiele für kluge Deals, die von den Klubverantwortlichen für die neue Saison abgewickelt wurden.

Zu erwähnen wäre Randal Kolo Muani (23), den Eintracht Frankfurt ablösefrei in die Bundesliga lotste. Er verkörpert einen unorthodoxen, ganz eigenwilligen Spielertypus, kann definitiv den Unterschied machen und den nächsten Schritt gehen. Gleiches gilt für Adam Hlozek (19), einen hochtalentierten Offensivspieler, den sich Bayer 04 Leverkusen gesichert hat. Mainz 05 scoutete in Frankreich, sicherte sich frühzeitig Linksverteidiger Anthony Caci (25), der aufgrund seiner Qualität auch in Frankreich bei größeren Klubs hätte unterschreiben können. Jakub Kaminski (20), ein junger polnischer Nationalspieler, der nach Wolfsburg wechselt, ist ein weiteres Beispiel. Diese Deals sind für die Bundesliga überlebenswichtig, weil sie im Normalfall gleichbedeutend mit einem großen Gewinn sind.

Ob das ausreicht, um international einen großen Schritt nach vorne zu machen, bleibt abzuwarten. Wichtig dürfte auch sein, wie der restliche Transfersommer verläuft, wen Bayern im Fall eines Lewandowski-Abgangs verpflichtet und welche Topstars noch ein lukratives Angebot erhalten. Aber: Nach aktuellem Stand sieht es so aus, als würden die Klubs aus der Bundesliga und die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben machen. Und alleine das ist schon etwas, das einen positiven Blick in die Zukunft zulässt.

(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

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