Österreichische Fußball-Bundesliga
·28. November 2023
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28. November 2023 in ADMIRAL Bundesliga
Dieser Mann ist definitiv multitaskingfähig. Als wir Austria-Keeper Christian Früchtl zum Interview erreichen, fiebert der gerade mit der deutschen U17-Nationalmannschaft mit, als die (erfolgreich) gegen Argentinien um den Einzug ins WM-Finale spielt. „Kein Problem, das bekomme ich parallel hin“, wiegelt der Bayer das Angebot zur Verschiebung ab. Früchtl hat selbst unter dem aktuellen Coach Christian Wück („Ein guter Trainer, bei dem die Null stehen muss“) in der U17 gespielt und hat sich dementsprechend gefreut, als der Sieg nach Elfmeterschießen feststand.
Kanntest du als gebürtiger Deutscher eigentlich den Begriff „Torsperre“?
Nein, vorher nicht. Aber mir wurde dann schon schnell klar, was er bedeutet. Ich wüsste auch gar nicht, wie man in Deutschland dazu sagt. (lacht) Null-Rekord oder so etwas…?
Ich fürchte, es gibt kein bundesdeutsches Pendant. Hast du vor dem WAC-Spiel am Sonntag gewusst, dass dir noch 15 Minuten fehlen, um in die Top 10 der längsten Torsperren der Liga einzuziehen?
Nein, ich wusste es auch bis jetzt nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Ist aber schön zu hören.
Sagen dir Namen wie Marc Ziegler, Otto Konrad oder Joey Didulica etwas?
Ja, schon. Marc Ziegler hat ja nicht nur bei der Austria gespielt, sondern ich kenne ihn auch von seiner Funktion als Torwart-Ausbildner beim DFB, die er seit einigen Jahren ausübt. Und wenn ich das richtig gehört habe, hält Joey Didulica den Rekord der längsten Torsperre bei der Austria, stimmt das?
Ja, da Marc Ziegler seinen Rekord von 1.083 Minuten (siehe Statistik) im Dress von Innsbruck erreicht hat. Du hast in den vergangenen Wochen 646 Minuten geschafft. Schaust du auf solche Statistiken?
Nein, tatsächlich nicht. Ich habe auch nicht die Minuten gezählt. Unser Tormann-Trainer (Anm.: Udo Siebenhandl) und ich haben das Thema nicht so groß gemacht, wie es dann von außen gemacht wurde. Für uns ist jedes Spiel ein neues Spiel. Es bringt mir ja nichts, spieleübergreifend darüber nachzudenken, dass wir soundso lange kein Tor kassiert haben. Wir wollen jedes Match gewinnen, wenn man zu null spielt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit.
Das heißt, es wurde intern keine Rekordjagd ausgerufen…
Rekorde sind immer erst im Nachhinein schön, wenn man sie erreicht hat. Ich würde auch keinen Sinn darin sehen, mir da irgendwelchen Druck aufzubauen. Auch wenn so eine Torsperre natürlich schon was Schönes ist. Ich habe mich gefreut, so lange kein Tor bekommen zu haben, wobei es ja auch erst meine zweite Saison im Profi-Bereich ist.
Als du dann gegen den WAC in der 33. Minute den Treffer von Scott Kennedy kassiert hast – hast du dich da mehr geärgert als bei einem anderen Gegentor?
(schmunzelt) Na ja, es gab schon kurz den Gedanken: Shit, jetzt ist diese Serie weg! Aber viel größer war der Ärger, da ich wusste, dass die Aufgabe in diesem Spiel schwieriger werden würde. Aber Gegentore ärgern mich immer!
Bei den sechs Spielen ohne Gegentreffer gab es vier Siege und zwei Remis. Sticht für dich persönlich ein Match heraus?
Ja, der 1:0-Sieg bei Sturm Graz. Das war sicher mein bestes Spiel in dieser Serie. Ich habe einen Elfer gehalten (Anm.: von Manprit Sarkaria) und noch drei, vier gute Paraden gezeigt. Es war das schwerste und deswegen gleichzeitig auch das schönste Spiel.
Bis zu dieser Serie kamt ihr aus einer schwierigen Phase, dann gab es das 0:0 in doppelter Unterzahl gegen Rapid. War das auch für dich gefühlt der turning point?
Das Rapid-Spiel hat ja – leider durch die zwei Platzverweise – gezeigt: Selbst, wenn wir nur noch zu neunt sind, können uns die Gegner kein Tor schießen. Warum sollten sie es dann schaffen, wenn wir elf sind? Das ging in viele Köpfe rein. Mit Leidenschaft verteidigen, auch mal einen Ball wegschlagen, anstatt schön rauszuspielen… Das ist manchmal wichtiger für den Erfolg.
Wie sehr schmerzt jetzt die 0:1-Niederlage beim WAC? Und besteht die Gefahr, dass sie wieder ein turning point, diesmal zum Negativen, sein könnte?
Die Niederlage schmerzt schon sehr, weil wir mit einem Sieg auf Rang sechs hätten springen können. Das muss man sich mal überlegen: Wir haben sechs Spiele nacheinander nicht verloren und sind immer noch unter dem Strich. Das nervt uns schon, ehrlich gesagt! Ich glaube aber nicht, dass uns das zurückwirft. Wir spielen jetzt gegen den LASK und dann vor der Winterpause noch gegen Klagenfurt, gegen die wir einmal gewonnen (Anm.: im Cup) und einmal unentschieden gespielt haben. Wir haben eine breite Brust und wollen in beiden Partien etwas mitnehmen. Nach dem LASK-Spiel haben wir die Top-3-Teams der Liga schon mal hinter uns, das ist kein Nachteil.
Beim LASK kommt mit Robert Zulj ein Spieler, der in Top-Form agiert und von vielen als aktuell bester Spieler der ADMIRAL Bundesliga gesehen wird. Bereitest du dich auf so jemanden speziell vor?
Nein, das würde auch keinen Sinn machen. In der Liga weiß jeder um seine Qualitäten. Es ist kein Geheimnis, was er draufhat. Klar, was Elfmeter oder Standards angeht, sind wir natürlich schon informiert, sonst ist aber alles wie immer.
Es läuft wieder einmal auf einen brutalen Kampf um die Meisterrunde hinaus. Wie nervenaufreibend ist das?
Ja, gefühlt dreht sich schon seit Wochen alles um den sechsten Platz. Das bringt Spannung für die Fans und eine Menge Druck für uns Spieler. In der Meisterrunde geht es zehn Runden lang gegen die Top-Teams, das willst du als Spieler natürlich haben. Deswegen geben wir alles dafür, dass wir das schaffen.
Tabelle: Opta by Stats Perform
Fotos: Gepa Pictures
Redakteur: Markus Geisler
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