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Justus Pludra·8. Oktober 2024
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Justus Pludra·8. Oktober 2024
Es gibt sie. Diese wunderbaren Kicker, denen viele gerne bei der Arbeit zugesehen haben. Ein großer Titel blieb ihnen am Ende aber immer irgendwie verwehrt. Titelarm, aber sexy. Es gibt wohl kaum einen deutschen Spieler, auf den diese Beschreibung so gut zutrifft, wie Bernd Schneider.
Hands aufs Herz: Würdest du die Stimme von Bernd Schneider aus zehn Beispielen erkennen? Nein? Damit bist du sicher nicht alleine. Denn Schneider war kein Mann der großen Worten. Nie unsympatisch oder herablassend, aber eben eher still. Viel über sich erzählen musste der begnadete Techniker ohnehin nicht. Seine mühelos spektakuläre Spielweise lieferte genug Redestoff.
Am intensivsten in Erinnerung dürfte Schneider einem breiten Publikum für seine Auftritte in der Deutschen Nationalmannschaft um die Heim-WM 2006 und im Trikot von Bayer Leverkusen sein. Was schon viel darüber aussagt, warum der beidfüßige Mittelfeldspieler sexy, aber eben auch titelarm war. Schneider war Leistungsträger in der "Vizekusen"-Elf, die 2002 in Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League jeweils den zweiten Platz belegte.
Noch im gleichen Sommer unterlag er zudem - ebenfalls als Stammspieler - mit dem DFB-Team im WM-Finale gegen Brasilien. Zumindest vom fußballerischen Können hätte er damals auch auf die Siegerseite gepasst. „Schnix ist der einzige deutsche Fußballer, der sofort in der Selecao mitspielen könnte“, ehrte ihn einst sein Leverkusener Mitspieler, der Brasilianer Juan.
Der Spitzname war einfach Programm. "Schnix" leitet sich vom Verb "schnixeln" ab und bedeutet so viel wie dribbeln, austricksen, anschnibbeln. Schneider, den sie bei Bayer auch "weißen Brasilianer" riefen, konnte alle drei Dinge nahe der Perfektion. In 296 Bundesliga-Spielen sprangen dabei 39 Tore und 68 Vorlagen heraus. Dazu kamen vier Treffer und 23 Assists in 81 Einsätzen für die deutsche A-Nationalmannschaft.
📸 Stuart Franklin - 2007 Getty Images
Wenn er so gut war, warum ist er dann nie zu einem absoluten Top-Team gewechselt und hat da die Titel eingesammelt? Einerseits, weil Schneider ein sehr heimatverbundener Typ ist. Er darf sich "Jenenser" nennen. So werden die Bewohner der Stadt Jena bezeichnet, die auch dort geboren wurden. Wie eben Schneider, der nach seiner Karriere auch wieder an den Ort zurückkehrte, wo auch seine Profi-Karriere begann.
Und andererseits, weil sich ein erfolgsversprechender Wechsel einst zerschlug. „Am Ende unserer großartigen Saison 2001/02 mit Leverkusen gab es ein auch für Bayer 04 lukratives Angebot des großen FC Barcelona", verriet Schneider vor einigen Jahren den Klub-Medien von Leverkusen. "Das wär ’s gewesen. Barca wäre meinem Verständnis von Fußball, meiner Art Fußball zu spielen, gerecht geworden. Leider ist nichts draus geworden".
Doch der ehemalige Bayer-Kapitän trauert der verpassten Chance trotzdem nur wenig nach: "Ich hätte es gerne wahrgenommen, aber ich bedauere es keineswegs, dass der Wechsel nicht zustande kam." Stattdessen blieb der Fan-Liebling noch bis 2009 in Leverkusen. Dann musste er im Alter von 35 Jahren seine Karriere beenden. Die Folgen einer schweren Rückenverletzung verboten ein weiterzaubern.
Ein gutes Jahr später bekommt der Veteran ein Abschiedsspiel in der BayArena. Kult-Kommentator Marcel Reif richtete zu dem Anlass vielsagende Worte an den scheidenden Fußball-Profi: „Freude hat er uns gemacht mit seiner Art Fußball zu spielen, zu führen ohne große Gesten, ohne Allüren. So möchte man seine Söhne auf dem Platz erleben." Wer so ein Vermächtnis sein Eigen nennen kann, wer braucht da schon ein paar Pokale?
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