Österreichische Fußball-Bundesliga
·27. September 2024
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27. September 2024 in ADMIRAL Bundesliga
Wenn am Samstag (17 Uhr, live auf Sky) Rapid den LASK empfängt, ist es für Thomas Prager kein Spiel wie jedes andere. Denn es treffen die einzigen Klubs aufeinander, für die der 14-malige Nationalspieler (1 Tor) in der heimischen Bundesliga gespielt hat. Im Interview spricht der 39-Jährige, der immer noch beim FC Purkersdorf in der Gebietsliga als „spielender Sportdirektor“ kickt, über seine Erinnerungen und analysiert, was er seinen beiden Ex-Klubs in der Meisterschaft und in der Conference League zutraut.
Spielen beim Duell deiner beiden Ex-Vereine noch besondere Emotionen für dich mit?
Ja, auf jeden Fall. Ich hatte beim LASK sportlich eine für mich sehr gute Zeit, und Rapid war ohnehin mein Herzensklub, in dessen Bettwäsche ich als Kind geschlafen habe. Der Saisonstart verlief für beide Teams komplett unterschiedlich. Beim LASK hatte man sich viel vorgenommen und hat einen ziemlichen Fehlstart hingelegt. Jetzt bin ich gespannt, wie schnell das System von Markus Schopp greift. Rapid hat sich im Sommer top verstärkt und bewiesen, dass sie in der Meisterschaft vorne mitspielen können. Sangare ist einer der besten Mittelfeldspieler bei Rapid der letzten Jahre, aber auch Raux-Yao, Bolla oder Beljo sind hervorragende Spieler. Beljo traue ich zu, dass er 20 bis 25 Tore in der Saison schießt. Im direkten Duell sind die Grün-Weißen für mich in der Favoritenrolle.
Du hast deine Karriere in Holland beim SC Heerenveen gestartet und bist 2008 zum LASK gewechselt, wo du zwischenzeitlich mit Roman Wallner eines der spektakulärsten Duos der Liga gebildet hast.
Wir waren mit dem LASK zwar insgesamt nicht so erfolgreich, aber ich kann mich an einige spektakuläre Spiele erinnern. Das 4:5 gegen die Austria, oder das 3:3 gegen Rapid. Den Zuschauern wurde oft ein Spektakel geboten. Wir haben viele Tore geschossen, aber auch viele kassiert, weswegen es unterm Strich eher mittelmäßig war. Neben Roman und mir hatten wir ja noch Christian Mayrleb, Florian Metz, Christoph Saurer oder Michi Baur in der Abwehr, das war schon eine lässige Truppe.
Warum hast du dich mit Roman so gut verstanden? Gemeinsam kamt ihr auf 44 Scorerpunkte in 24 gemeinsamen Spielen für den LASK.
Der Roman hatte vorher eine schwere Zeit, weil er nach einem Wechsel-Chaos eine Zeit lang gesperrt war. Ich habe zum Schluss in Holland viel trainiert und wenig gespielt. Wir hatten beide einfach mega Bock auf Fußball und wollten zeigen, was in uns steckt, dass wir es noch können. Diese Einstellung hat uns ausgezeichnet. Da hat einfach viel zusammengepasst.
Nach dem LASK bist du in die Schweiz zum FC Luzern gegangen, wurdest nach einer Saison aber zu Rapid, deinem Herzensverein, verliehen. Wie kam es dazu?
Zunächst mal wurde ich kalt erwischt, weil der LASK mir gesagt hat, dass man mich behalten möchte, am letzten Tag aber die Option dann doch nicht gezogen hat. Da dachte ich: Okay, scheiße! Die Schweizer Liga hat mich gereizt, Luzern ist ein toller Klub, die Stadt mit dem Vierwaldstätter See wunderschön. Leider hat Trainer Rolf Fringer auf andere gesetzt. Im Winter wollte mich Georg Zellhofer zum LASK zurückholen, da hat Luzern sein Veto eingelegt. Als die Situation aber nicht besser wurde, hat sich Rapid gemeldet, wo ich schon 2008 im Gespräch war. Es wurde dann ein Leihgeschäft vereinbart.
Dein erstes Jahr bei Rapid verlief erfolgreich, im zweiten bist du dann immer mehr aufs Abstellgleis geraten. Wie konnte das passieren?
Mit dem Wechsel zu Rapid ging ein Traum in Erfüllung, das muss ich ehrlich sagen. Ich habe mich im Trainingslager an der Schulter verletzt, musste die ersten Runden aussetzen. Die Mannschaft und ich kamen dann immer besser in Schwung, ich war Stammspieler, im Winter waren wir sogar Erster. Hätten wir uns nicht so blöd angestellt und einige Punkte verschenkt, wäre der Meistertitel drin gewesen. Im Folgejahr ist es dann gar nicht mehr für mich gelaufen. Form und Stammplatz waren weg, und ich muss zugeben, dass ich in der Zeit auch Fehler gemacht habe.
Was meinst du?
Ich habe mich gehen lassen, was mir in meiner ganzen Karriere sonst nie passiert ist. Im Winter gab es die Option, zu Sheffield Wednesday in die Championship zu wechseln, das war dann aber zu kurzfristig. Ich war danach nicht fokussiert, mit dem Kopf nicht ganz dabei. Es war aber auch schwer, weil ich immer nur auf der Tribüne saß und keine Chance auf Einsatzzeiten bekam. Erst als Zoki (Anm.: Zoran Barisic) das Traineramt von Peter Schöttel übernahm, bin auch ich wieder in den Kader gerutscht. Da war aber schon klar, dass sich die Wege im Sommer trennen würden.
Du hattest dann ein halbes Jahr Stehzeit, bist im Winter zur Wiener Viktoria in die Regionalliga Ost gewechselt, dann ging es weiter nach Zypern.
Ganz ehrlich: Zypern war mega! Die Lebensqualität war riesig, wir hatten zehn Monate Sonne im Jahr. Und die Liga hat mich total überrascht. Da waren richtig gute Spieler aus Spanien und Südamerika dabei, das Niveau ist viel höher, als man denkt. Wenn du dort bei den Temperaturen körperlich nicht total fit bist, hast du keine Chance. Deswegen bin ich der Viktoria auch dankbar, dass ich mich dort ein halbes Jahr fit halten und – zusammen mit privaten Einheiten im Fitness-Studio – wieder auf ein entsprechendes körperliches Niveau kommen konnte.
Wenn man sich deine Karriere auf dem Papier anschaut, waren coole Stationen dabei, du kommst auf 14 Länderspiele und einige Highlights. Aber das Gefühl ist: Da wäre mehr drin gewesen… Oder?
Das ist auf jeden Fall so. Vor allem das halbe Jahr bei Rapid war einfach nicht gut, das muss ich zugeben. Zumal es mich mit der Stehzeit ja sogar ein ganzes Jahr gekostet hat. Aber ich hatte eben nicht immer die Reife von heute, bin auch relativ jung Vater geworden, und mir war immer wichtig, dass sich auch meine Familie dort wohl fühlt, wo ich als Profi bin. Irgendwo in Dänemark oder Tschechien zu sitzen, wo es menschlich nicht passt, war für mich nie eine Option.
Vom Kicken kommst du jedenfalls nicht los. Du bist noch beim FC Purkersdorf in der Gebietsliga und betreibst die Berater-Agentur SoccerQ.
In Purkersdorf bin ich eine Art spielender Sportdirektor. Wir sind jetzt zweimal aufgestiegen, und es macht richtig viel Spaß, einen Kader zusammenzustellen und die einzelnen Puzzlestücke zusammenzufügen. Mit der Agentur berate ich nicht nur einige Spieler, wir veranstalten auch Einzeltrainings für talentierte Kinder. Spielern zu helfen, Verträge auszuhandeln oder Vereine zu finden, kann ich mir auch in Zukunft gut vorstellen. Was auch daran liegt, dass ich selbst das Glück hatte, als Spieler immer einen guten Berater an meiner Seite gehabt zu haben. Wobei ich mir definitiv nicht zu schade bin, auch Kickern im Unterhaus zu helfen.
Lass und zum Schluss nochmal auf deine beiden Ex-Klubs zurückkommen, die nächste Woche in der Conference League an den Start gehen. Was traust du Rapid und dem LASK dort zu?
Vom Papier her haben beide die Chance, in die K.o.-Phase zu kommen. Beim LASK sehe ich natürlich die Fiorentina als härtesten Gegner, so ein Kaliber hat Rapid nicht. Da ist Kopenhagen wohl die schwerste Hürde, aber die müssen zum Schluss nach Hütteldorf, da ist Rapid vielleicht schon durch. Der LASK hat mehr 50:50-Duelle, in denen man die nötigen Punkte sammeln muss. Wenn Markus Schopp den Spielern schnell seine Idee vom Fußball nahebringt, können sie es auf jeden Fall auch schaffen.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Markus Geisler